VISION 20003/1999
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Ist Mandala-Malen wirklich harmlos?

Artikel drucken (P. Clemens Pilar)

Symbole haben Bedeutung. Sie deuten auf etwas hin. Zeichen zeigen in eine Richtung. Jede Religion drückt in diesen Zeichen ihren Glauben in Kurzform aus. Es ist nicht gleichgültig, mit welchen Zeichen man sich umgibt.

Das wichtigste Zeichen der Christen ist natürlich das Kreuz. Man trägt es als Bekenntnis und signalisiert damit den spezifischen Glauben an den Erlöser, der am Kreuz gestorben ist - und all den damit verbundenen Inhalten. Das Mandala dagegen ist wesentliches Symbol einer anderen Religion, einer anderen Erlösungsvorstellung. Das Mandala (Sanskrit für Kreis) ist - im Sinne der Erfinder - ein Sinnbild des Universums und der Macht der Götter. Es zeigt die Ganzheit und Einheit und wird als Meditationshilfe, als "Durchgang zum Allerheiligsten", eben der Einheit und Ganzheit verwendet.

Das Mandala gilt also nicht nur als Zeichen, sondern auch als Hilfe, die Vollkommenheit im Sinne des Hinduismus oder des Mahayna Buddhismus zu erreichen. Es ist Zeichen und Weg zugleich und deutet auf ein anderes Ziel als das Kreuz hin. Das Mandala symbolisiert die geschlossene Einheit und Ganzheit des Universums und schließt - im Sinne der Erfinder - die Vorstellung eines transzendenten Gottes aus: Das Absolute ist wie ein Mandala - ich bin ein Teil davon - eine Periode dieses (göttlichen) Musters. Durch die Meditation der Form soll der Mensch eine Erleuchtung erfahren, die ihn diese Wirklichkeit erkennen und darin eintauchen läßt.

Symbole wirken natürlich auf den Betrachter zurück. In der Betrachtung des Kreuzes werde ich einen anderen Weg geführt, als den, den mir das Mandala vor Augen stellt. Noch dazu wird in den Mandalabüchern in einschlägigen Einleitungen, Begleittexten und Kommentaren die östliche Religion und Selbsterlösungsvorstellung gediegen mitgeliefert. Ich habe bis heute kein Mandalabuch gefunden, das nicht hochkarätig durchtränkt wäre mit den Lehren der Esoterik. Das gilt auch für die in christlichen Buchhandlungen angebotenen.

Selbstverständlich sind damit die Mandalas ein wesentlicher Werbeträger der Esoterik und des zur Zeit modischen Synkretismus. Das Praktische an den Mandalas ist (im Sinne der Verführer gesprochen), daß man mit der Indoktrination schon bei den Kindergartenkindern anfangen kann - meist, ohne Widerstand von Seiten der Eltern zu erleben, die ja gar nicht durchschauen, was da gespielt wird. Noch ein Vergleich zur Bedeutung der Zeichen: Sie sind Bekenntnisse, zeigen zu wem ich gehöre. Ein martialisches Bild zwar, aber biblisch: Ich muß mich im geistlichen Kampf entscheiden, unter welchem "Banner" ich stehen will.Es ist eine Frage des Glaubens, für welches Zeichen ich mich entscheide.Aber entscheiden muß ich mich. Ich habe das Kreuz gewählt.

P. Clemens Pilar

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