VISION 20004/1999
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Im Einsatz für das Leben ihrer Mitmenschen

Artikel drucken Christiane und Michael Paregger, Mitbegründer der Bewegung für das Leben (Alexa Gaspari)

Was ist der Mensch?" lese ich in einer kleinen Notiz in der gut gemachten und interessanten Zeitschrift "Lebe" herausgegeben von der Bewegung für das Leben in Südtirol. Antwort: "66% Wasser, 20% Kohlenstoff, 6% Sauerstoff, 4% Aschebestandteile, 2% Stickstoff, 2% Sonstiges. "Ein Materialwert von rund. 8.500 Lire!" (etwa 60 Schilling) "Recht billig, so ein Mensch, wenn man ihn so betrachtet", denke ich unwillkürlich. Daher auch die Frage der Zeitschrift: "Eine Sache, über die man nach Belieben verfügen darf?" Für den Inhalt der Zeitung zeichnet der Arzt Dr. Michael Paregger verantwortlich.

Er und seine Frau Christiane waren mir schon vor einigen Jahren aufgefallen. Damals war mein Mann zu einem Vortrag ins neu eröffnete "Zentrum für das Leben" in Meran eingeladen worden und ich hatte ihn begleitet. Sympathisch, fröhlich, geradlinig, engagiert und vor allem gelassen trotz aller Schwierigkeiten, die sie bei ihren Einsätzen für das Leben Ungeborener seit Jahren erleben, so meine Erinnerungen an die beiden sympathischen Ärzte. Kein falscher Eindruck - das wurde mir während der vielen Stunden, die wir jetzt im Mai miteinander verbracht haben, bestätigt.

Christiane erzählt: Nach dem Krieg in Ulm geboren, wächst sie in einer evangelischen Familie auf. Ihr Vater ist Dr. Siegfried Ernst (Portrait VISION 1/99) und Christiane das dritte von sechs Kindern. "Das hat den Vorteil," meint sie, "daß man sich selbst nicht so wichtig nimmt. Die Älteste war die G'scheiteste, die Jüngste die Hübscheste." Und sie offenbar die Schüchternste. So schüchtern, daß nicht einmal ihre Sitznachbarin sie hört, wenn sie in der Klasse etwas vorlesen soll.

Diese Schüchternheit legt sie erst mit 17 ab, als sie sich einer internationalen Jugendbewegung anschließt. "Sing out" nennt sich diese und Christiane wird ihr sieben Jahre lang treu bleiben. Insbesondere reist sie christliche Lieder singend - auch Solopartien - und Vorträge haltend durch Europa, die USA, Brasilien, Japan. Außerdem studiert sie in dieser Zeit in den USA Philosophie, Literatur, Soziologie, Russisch und Französisch. (habe ich der Zeitung entnommen!)

Als die Gruppe aber eine esoterische Richtung einschlägt, verläßt Christiane sie und beschließt nach einjähriger Berufstätigkeit, Medizin zu studieren - und zwar in Innsbruck. Dort lernt sie 1975 Michael kennen.

Dieser kommt aus Südtirol, ist am Ritten in einer wunderschönen Bergwelt geboren. Von seinen Eltern - noch als Österreicher in Südtirol geboren und später aktiv gegen den Faschismus - übernimmt er die tiefe Heimatliebe. Seine Mutter vermittelt ihm mit viel Feingefühl den Glauben an Gott. So ist er zunächst ein sehr frommer Bub, der gern in die Kirche geht.

Aber mit 16 - als begeisterter Bergsteiger tritt er dem Alpenverein bei - gerät er unter liberalen Einfluß. Ein Buch von Hoimar v. Ditfurth, in dem dieser darlegt, man brauche keinen Gott, denn alles sei Produkt des Zufalls, überzeugt ihn. Auch sein Unvermögen, sich an die Gebote der Kirche zu halten, ist ein weiterer Grund, "gleich alles über Bord zu werfen".

Mit dieser Einstellung beginnt Michael sein Medizinstudium in Innsbruck. Das Zufallsprodukt aus Atomen - etwa 60 ÖS wert, wie wir gelesen haben -, für das er sich damals hält, ist niemandem Rechenschaft schuldig. "Ich war mein einziger Bezugspunkt. In so einem Fall lebt man als totaler Egoist," weiß er heute.

Eines Tages trifft er im Foyer des Studentenheims Christiane. Aus der Ferne war sie ihm schon aufgefallen, doch hatte er gehört, sie sei schon in festen Händen. Diesmal aber ist es für ihn "Liebe auf den ersten Blick. Wie ein Autounfall: Knall - Bum!", schildert Michael sehr anschaulich.

Und sie? Christiane teilt sich damals im Studentenheim ein Zimmer mit einem Mädchen, das dem Okkultismus verfallen war (daher hingen bei ihnen z.B. Vampire von der Decke). Die Gespräche mit ihr sind Christiane unheimlich und färben auf ihren Gemütszustand ab. Sie ist tief unglücklich und bittet eines Abends Gott, ihr doch jemanden zu schicken, für den zu leben sich lohnt. Und eine Woche später lernt sie Michael kennen. Wohl doch kein Zufall!

Ihr kommt der junge, gutaussehende Student zunächst aber eher wie "ein Gockel vor, der ständig von herumschwirrenden Hennen umlagert ist". Er scheint ihr sehr oberflächlich zu sein. Eines Abends - Michael stimmt in einer Runde von Studenten das Südtiroler Heimatlied an - scheint der Gesang aber direkt aus seinem tiefsten Herzen zu kommen. Vielleicht ist er doch nicht so oberflächlich, denkt Christiane. Da ist doch nicht nur Geblödel...

Eine Zeit der großen Liebe beginnt für beide. Für Michael heißt das auch sexuelle Intimität. Christiane macht, wie sie heute meint, "den Fehler, in unserer Beziehung Zugeständnisse an seine Vorstellungen gemacht zu haben." Doch sie ist nicht glücklich damit. Es entspricht nicht ihrer christlichen Überzeugung. Und so beschließt sie eines Tages, keine Zugeständnisse mehr zu machen. Für Michael ein Schock, aus seiner damaligen Weltsicht unverständlich.

Doch ihre Haltung fasziniert ihn irgendwie. Kein Mädchen hatte das bisher gewagt. Aber für Christiane ist ihre Überzeugung - trotz aller Verliebtheit - wichtiger. Das gibt ihm zu denken. Sehr sogar. Und er beginnt, seine eigene Haltung zu überdenken. So wird einiges wieder freigeschaufelt, was seine Mutter Jahre zuvor in ihn hineingelegt hatte.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist eine Fahrt zu Christianes Eltern. Als Michael dort ankommt, nimmt er sich vor, Christianes Vater, einen überzeugten Christen, mit seinen darwinistischen Ansichten zu beeindrucken. Doch es kommt ganz anders: Als Dr. Ernst da plötzlich über die Schöpfungsgeschichte und Moses zu reden beginnt, ist es dem jungen Mann, als würde ihm jemand den Strom abdrehen. Sein Gedankengebäude erscheint ihm auf einmal ganz schal. "Die Wahrheit, so habe ich da erkannt, ist eine ganz andere."

Für das junge Paar, das nun einvernehmlich auf sexuelle Beziehung verzichtet, beginnt eine "der schönsten Zeiten unseres bisherigen Lebens überhaupt," bezeugt Michael immer wieder auch vor Jugendlichen: Eine Zeit voller Aktivitäten, Unternehmungen und Ausflügen, des aufeinander Rücksichtnehmens, der gegenseitigen Achtung und Zuwendung.

1976 bei einem Kongreß in Innsbruck, den sein Schwiegervater mitveranstaltet, wird Michael erstmals mit der Frage der Abtreibung konfrontiert. "Wie kann man einem Menschen so etwas antun?", fragt er sich während der Vorträge und beim Anblick der extrem anschaulichen Bilder von abgetriebenen Kindern. Und er weiß auch die Antwort: Dahinter steht die Abwendung der Menschen von Gott.

Nach sieben Jahren geht er daraufhin zu Ostern wieder beichten. "Ich habe alles gebeichtet, was mir eingefallen ist," lächelt er. Offenbar ist ihm viel eingefallen, denn "der Priester tut mir heute noch ein bisserl leid. Aber er hat sich trotzdem gefreut und mir die Absolution gegeben."

Für Michael fängt damit ein neues Leben an, das er mit Christiane teilen möchte. Trotz der noch unbeendeten Studien beschließen sie, als sie sich erstmals materiell ein bißchen heraussehen, zu heiraten. Die Hochzeit findet im Ulmer Münster - Christianes Großvater war hier evangelischer Pfarrer gewesen - nach evangelischem Ritus statt. Doch in Christianes Herzen war schon seit längerem eine Liebe zur Katholischen Kirche gewachsen und zu Pfingsten 1979 tritt sie zu ihr über.

Nach Beendigung seines Studiums geht Michael nach Ulm, wo sein Schwiegervater ihn für die europäische Ärzteaktion - sie setzt sich für die Ungeborenen ein - als Geschäftsführer braucht: eine unglaublich interessante Zeit, in der er sich intensiv mit der Frage der Abtreibung und des Schutzes für die Ungeborenen beschäftigt. Für ihn wird klar: An der Abtreibungsfrage entscheidet sich, ob unsere Gesellschaft überlebt oder stirbt. Zu dieser theoretischen Konfrontation mit dem Abtreibungsproblem kommt aber bald die praktische, als er und seine Frau an der Bozener Klinik ihren Turnus beginnen.

Christiane kommt in die Gynäkologie und erlebt hautnah, was Abtreibung bedeutet. Montag ist nämlich der Abtreibungstag in der Klinik: keine Operationen, den ganzen Tag nur Abtreibungen. Christiane ist erschüttert. Sie will versuchen, irgendwie Kinder zu retten, doch meist ohne Erfolg.

Selbst eine Bekannte, eine dreifache Mutter, kann sie nicht vor dem Schritt bewahren. Man hatte dieser gesagt, ihr Kind würde behindert zur Welt kommen. Und so läßt sie abtreiben, obwohl ihr Christiane anbietet, das Kind zu adoptieren. Hätte sie nur die Fruchtwasseruntersuchung nicht machen lassen, sagt sie unter Tränen auf dem Weg zum Eingriff. Am nächsten Tag gibt es Stunk. Frau Dr. Paregger würde den "Frieden" auf der Abteilung stören, heißt es. (Welchen Frieden ist man geneigt zu fragen?).

Schließlich erlaubt man ihr und Michael aber doch, bei Erstberatungen abtreibungswilliger Frauen mitzuwirken. Allerdings hält die Feministin, die ebenfalls mit"berät", den Kontrast im Zugang nicht lange aus. Sie schlägt Alarm. In einem Zeitungsartikel, der italienweit Aufsehen erregt, heißt es: "Abtreibungsgesetz wird von jungen Ärzten unterlaufen."

Der Sanitätsdirektor befürchtet Repressalien und untersagt ihnen weitere Beratungen im Spital und rät, es außerhalb zu versuchen. Tatsächlich haben die jungen Lebensschützer schon die Erfahrung gemacht, daß es für eine Umkehr beim Gespräch im Spital meist zu spät ist. Der Druck (von Freund, Mann oder Eltern), der bereits auf die Frauen ausgeübt wird, ist einfach zu groß.

Die Idee, eine Lebensrechtsbewegung zu gründen, wird geboren - und zwar für die deutschsprachige Bevölkerung. 1984 stürzt sich das junge Ehepaar in eine intensive Vortragstätigkeit, auch in vielen Schulen. Die Einladungen häufen sich - bis zu fünf Auftritte in der Woche in ganz Südtirol! Die Bevölkerung ist damals noch offen und dankbar für Informationen über den Beginn des Lebens und die Folgen der Abtreibung. Auch über ihren persönlichen Lebensweg geben sie Zeugnis, sprechen mit Jugendlichen über Fragen der Sexualität und des Glaubens. Bei rund 200 Vorträgen erreichen sie etwa 6000 Menschen .

Wenn ich ihnen so zuhöre, fällt mir auf, daß beide bemüht sind, die Tätigkeit des jeweils anderen besonders hervorzuheben: Wie gut die überzeugenden und von Herzen kommenden Worte seiner Frau für die Jugend gewesen seien, betont Michael. Und für Christiane besteht kein Zweifel, daß viel wichtiger war, was Michael zum Thema Glauben sagte. Einem Mann würden die Leute doch viel eher Gehör schenken als einer Frau - womit sie nicht unrecht hat!

In den Jahren seither aber habe sich die Einstellung zur Abtreibung leider sehr geändert, in Südtirol und in Europa, stellen die beiden heute fest. Mit falschen Zahlen pushen die Medien das Töten der Unschuldigsten als die selbstverständliche Art der Geburtenregelung. Die Gesellschaft verliere mehr und mehr das Unrechtsbewußtsein dafür. Der Gegenwind, dem die Lebensschützer ausgesetzt sind, werde immer stärker, Vorträge würden immer weniger gewünscht.

So beschließt die "Bewegung für das Leben", ein eigenes Bildungshaus, das "Zentrum für das Leben" in Meran, und eine eigene Zeitschrift zu gründen: "Lebe", ein wirklich gut gemachtes und lesenswertes Medium. Ich durfte ja einige der bewundernswerten Mitarbeiter wie den Gögeles oder Anni Winkler kennenlernen, ohne die diese Projekte nicht durchführbar wären.

1987 läßt sich Michael im Sarntal - wo sie auch wohnen - als praktischer und als Amtsarzt nieder. Bei der Krankenkasse spricht sich herum, daß der neue Arzt den Frauen nicht die "Pille" verschreibt. Also versucht man, den unbequemen Zeitgenossen abzusägen. Michael bleibt gelassen: "Die meisten Leute auf den Gehöften dort sind noch so mit Gott und der Heimat verbunden, daß ihr ganzer Tag vom Gebet begleitet ist. Es ist sicher von Gott eine Gnade, daß Er mich dort hingeschickt hat. Ich habe dadurch eine Position, in der ich vieles sagen und tun kann, was anderen Ärzten nicht möglich ist. In dem abgelegenen Tal kann man mir kaum das Wasser abgraben."

Bemerkenswert ist aber die Erfahrung, die er mit dieser "Pillenverweigerung" seither gemacht hat: Manche Frauen, die ihm vor Jahren die Türe zugeknallt haben, bedauern heute, nicht schon damals auf ihn gehört zu haben: Weder medizinisch, noch menschlich, noch für die Beziehung in der Ehe sei es eine gute Lösung gewesen, sagen viele im Rückblick. Diese Rückmeldungen sind für Michael eine späte Bestätigung. Sie beweisen ihm, daß seine damalige Entscheidung nicht Prinzipienreiterei, sondern eben tatsächlich die richtige Entscheidung war .

Bei einem Pilgerzug, den er nach Lourdes als Arzt begleitet, wird ihm in der Erscheinungsgrotte die Bedeutung von Maria klar: Niemand kann so gut wie sie zu Jesus führen und den Menschen Seine Liebe nahebringen. Ein neuer Weg an der Hand der Mutter des Herrn, die auch ihre Mutter ist, beginnt für die Pareggers. Lächelnd und in seiner ruhigen, liebevollen Art fügt Michael hinzu: "Je mehr wir uns aber für Maria oder den Papst einsetzen, desto heftiger werden wir angegriffen." Es wundert die beiden nicht und regt sie auch nicht weiter auf. Ein Grund zum Aufgeben? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Unbeirrt gehen sie den von Gott für sie bereiteten Weg weiter.

Wie sehen sie heute ihre Aufgabe? Christiane versucht zu erklären: "Neuland kann man heute leider kaum gewinnen. Unsere Aufgabe ist vor allem, die Menschen, die denselben Weg wie wir gehen wollen, im Glauben zu stärken. Vom reinen Schutz des körperlichen Lebens ist die "Bewegung für das Leben" nun auch zum Schutz des geistigen Lebens übergangen. Sie gibt bei ihren Veranstaltungen die unverfälschte Lehre der Kirche weiter."

Vieles haben die beiden Eheleute schon miteinander erlebt und bewältigt. So nehmen sie, als klar wurde, daß es mit dem Kinderwunsch nicht so klappt, wie sie es gerne gehabt hätten, einen kleinen, behinderten Buben vier Jahre bei sich auf. Er bleibt so lange, bis seine Mutter von der Drogensucht freikommt.

Vor sechs Jahren, so erzählen sie, haben sie dann großes Glück: Durch eine "Notadoption" kommt ein kleines, schwerkrankes Mädchen, das von der Mutter weggegeben wurde, zu ihnen. Evelyn wiegt damals mit 16 Monaten kaum fünfeinhalb Kilo, ist 70 cm groß und kann noch nicht krabbeln. Ihr Fläschchen kann sie nur mit den Füßchen halten. Die Arme sind zu schwach. Dank langer, liebevoller Pflege ist sie heute ein munteres, immer noch zartes kleines Mädchen, das meinen Mann während des Interviews beim Puppenspielen auf Trab hält.

Außer einem Haus mit Garten, vielen Tieren, Blumen und Gemüse teilen die Pareggers aber noch etwas miteinander: Ihre Begeisterung für die Hildegardmedizin - Michael allerdings erst nach einer längeren Zeit der Skepsis. (Zur Erläuterung: Die hl Hildegard von Bingen hat auf Grund von Visionen und Eingebungen medizinische Bücher verfaßt.) Christiane erklärt engagiert: "Was mich bei dieser Medizin so fasziniert, ist daß sie effektiv eine Medizin aus der Weisheit Gottes ist. Eine höhere Medizin gibt es wohl nicht." Die Erfolge bestätigten es.

Zweimal wöchentlich ordiniert sie in Bozen - sie möchte nicht zu lange von ihrer Tochter fort sein. Manche Patienten betreut sie auch nur telephonisch, wenn für diese der Anfahrtsweg zu lange ist. Beruf und Privatleben lassen sich da nicht so auseinanderhalten. Sie hat auch Patienten, die "austherapiert sind". Dann ist Christiane deren letzte Hoffnung.

Um eines bemüht sie sich übrigens auch: Ihre Patienten so in die Hildegarmedizin einzuführen - nur der Anfang ist schwer -, daß sie sich im Großen und Ganzen selbst behandeln, weil sie die Selbstbeobachtung gelernt haben. So werden sie unabhängig von ihr. Ein lukratives Geschäft ist es jedenfalls nicht, auch weil die Krankenkassa die Behandlungskosten nicht übernimmt, eine Reihe von Patienten sich aber die Arztkosten privat nicht leisten können.

Die beiden Ärzte finden das aber ganz in Ordnung: "Wenn es wirklich eine göttliche Medizin ist, so wäre es wohl auch nicht angebracht, damit ein Geschäft zu machen," ist ihre Überzeugung. "Das schönste aber ist," fügt Christiane hinzu, daß über die Hildegard-Medizin viele der Patienten, die vorher nichts vom Glauben gehalten haben und nur eine ideale Behandlungsmethode gesucht hatten, mit der Zeit offen für den Glauben werden und auf Gott zugehen."

Ein Mensch der krank ist, empfiehlt die heilige Hildegard, soll zuerst seine Beziehung zu Gott heilen. Dieser Meinung ist auch Michael: "Ich hätte in meiner Praxis wahrscheinlich 50 Prozent weniger Patienten, wenn die Menschen vorher ihre Beziehung zu Gott in Ordnung bringen würden." Mit einigen seiner Patienten könne er auch über dieses Thema sprechen, erzählt er voll Freude.

Gelassen ertragen sie, daß so mancher sie für fanatisch, realitätsfremd - weil sie nicht dem Trend der Zeit folgen - oder für reaktionär hält. Ich aber halte sie für Ärzte, die ein geschultes Auge für die Krankheiten unserer Gesellschaft haben und die richtige Diagnose zu stellen vermögen. Ihr Bemühen, anderen die richtige Medizin für Körper und Geist zu bringen, hält sie nicht davon ab, selbst Suchende zu bleiben. Deshalb, meint Michael müßten sie sicherlich noch viel mehr ruhige Gebetszeiten einplanen: "Dabei wissen wir, daß vor allem das gemeinsame Gebet uns besonders leistungsfähig macht. Man wird dann liebevoller, nimmt mehr Rücksicht aufeinander... Na ja, an dem arbeiten wir seit 20 Jahren, aber es bleibt doch zu oft auf der Strecke. Dabei ist das Gebet der Pulsschlag des Glaubens."

Dankbar sind wir von Bozen weggefahren: Wie schnell doch eine tiefe Freundschaft mit Menschen, die vom selben Geist bewegt sind, wachsen kann! 

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