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Märtyrer in Nazi-Deutschland

Artikel drucken Keine Kirche des Schweigens im 3. Reich (Christof Gaspari)

Marcel Callo 1921 in Rennes (Frankreich) geboren, Druckereiarbeiter, engagiertes Mitglied der Christlichen Arbeiterjugend. 1943 wird er als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Der Abschied fällt ihm schwer, aber er sieht in seinem Schicksal eine Chance: “Ich gehe als Missionar!" Im Lager Zella-Mehlis in Thüringen organisiert er Messen für Fremdarbeiter, animiert seine Landsleute zur Beichte. Im April 1944 wird er verhaftet: “Viel zu katholisch!" Er landet in Mauthausen, wo er mit seinen Kameraden heimlich betet und sie ermuntert: “Habt Vertrauen, Christus ist mit uns..." Am 19. März 1945 stirbt er und wird 1987 seliggesprochen.

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1903 in Feldkirch geboren entschließt sich Franz Reinisch als 20jähriger, Priester zu werden. 1928 wird er in Innsbruck geweiht. Nachdem er dem Orden der Pallottiner beigetreten war, lernt er die Schönstatt-Bewegung kennen und darf zu ihr überwechseln. Dort wird er in der Jugendarbeit eingesetzt. Weil er sich offen gegen das Hitler-Regime stellt, erhält er zunächst Redeverbot und dann einen Einberufungsbefehl. Als er den Fahneneid verweigert, wird er verhaftet, zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 mit dem Fallbeil hingerichtet. “Mein Lebensopfer soll ein Hohelied werden auf die Würde des Menschen und seine innere Freiheit - ausreifend zur Freiheit der Kinder Gottes."

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Otto Neururer, 1882 in Piller in Tirol geboren, wurde 1907 in Brixen zum Priester geweiht. Nach dem ersten Weltkrieg wirkte er vor allem als Katechet in verschiedenen Schulen Innsbrucks. Ab 1932 war er Pfarrer in Götzens. Politisch interessiert, erkannte er bald die vom Nationalsozialismus ausgehende Gefahr. Nachdem er 1938 eine junge Frau auf die Ungültigkeit der nur standesamtlichen Ehe mit einem SA-Mann hinwies wird er verhaftet. Gestapo-Gefängnis, Dachau, Buchenwald sind die weiteren Etappen seines Weges, auf denen er sich auch durch Prügelstrafen nicht abhalten läßt, priesterlich zu wirken. Er stirbt am 28. Mai 1940, nachdem man ihn in einer Todeszelle an den Beinen aufgehängt hatte, nach 34stündigen Leiden - bis zuletzt betend.

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Schwester Restituta Kafka stammte aus Böhmen, wo sie 1894 zur Welt kam. Aufgewachsen in Wien arbeitete sie zunächst als Dienstmädchen, und später als Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz. 1915 trat sie bei den “Franziskanerinnen von der christlichen Liebe" ein und wurde zur Operationsschwester ausgebildet. Ab 1919 arbeitete sie im Krankenhaus Mödling. Als die Nationalsozialisten 1938 in Österreich die Macht übernahmen, leistetet sie deren wachsendem Einfluß im Spital Widerstand. 1942 wurde sie verhaftet und vor Gericht gestellt, weil sie regimekritische Texte vervielfältigt und vorgelesen hatte. Zum Tode verurteilt, wird sie am 30. März 1943 am Schafott hingerichtet.

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Hans, geboren 1918 in Igersheim, und Sophie Scholl, geboren 1921 in Forchtenberg, gelangten auf unterschiedlichen Wegen in den Widerstand gegen das Hitlerregime. Für Hans waren Eindrücke während des Rußlandfeldzuges, für Sophie Kontakte zu katholischen Regimegegner maßgebend. In fünf Flugblättern der 1942 gegründeten Widerstandsgruppe “Weiße Rose" und in Wandparolen riefen sie zum Widerstand auf. Während des Verteilens von Flugblättern wurden sie verhaftet, in München zum Tode verurteilt und am 22. Februar 1943 hingerichtet. In dem Flugblatt, bei dessen Verteilung sie ertappt wurden, liest man: “... überall und zu allen Zeiten sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den einzigen Gott hinwiesen und das Volk zur Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos gegen das Böse ohne den wahren Gott..."

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