VISION 20005/2000
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Die Erneuerung ist nicht mehr aufzuhalten

Artikel drucken (Christoph Hurnaus)

Ein alter Mann hatte sie zum Weltjugendtag gerufen, die Jugend aus fünf Kontinenten. Eine Woche lang hielten die ewige Stadt in Atem. Sie kamen in solchen Scharen, wie es niemand für möglich gehalten hätte. Welche Institution, welcher Führer wäre imstande, soviele junge Menschen zu bewegen? 1985 hatte Papst Johannes Paul II. die verloren geglaubte Jugend zum ersten Mal nach Rom eingeladen. Es war der Beginn der Weltjugendtage, des heute stärksten Hoffnungszeichens der Erneuerung der Kirche. Eine Erfolgsstory, die sich auf die Vision dieses Papstes gründet.

Die Geschichte des Weltjugendtages ist die Geschichte eines Mannes, der an das Gute, das auch heute in der Jugend steckt, nicht nur appelliert, sondern auch felsenfest glaubt - und dies mit seiner besonderen Liebe zu ihnen unter Beweis stellt.

Während der Eröffnungsfeier auf dem Petersplatz saß er, sichtlich von großer Freude bewegt, in seinem Stuhl. Die linke Hand zitterte wie immer, doch ein Strahlen erfüllte sein Gesicht. In diesen Momenten dankte er wohl Gott für das Wunder der Weltjugendtage, die eine Dynamik bekommen hatten, die nur der Heilige Geist wirken kann. In seiner Ansprache gab er ein sehr persönliches Zeugnis seines Glaubens: “Ich glaube fest an Jesus Christus unseren Herrn. Ja, ich glaube und mache mir die Worte des Apostels Paulus zu eigen: Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat."

Rom war für eine Woche lang fest in der Hand der Jugend. Sie zogen und tanzten durch die Straßen und und verwandelten die Stadt mit ihrer Lebensfreude. Die Tage in Rom hatten mehr noch als in Paris, den Charakter einer echten Wallfahrt. Täglich pilgerten 250.000 Jugendliche durch die Heilige Pforte zu St. Peter. Viele von ihnen besuchten die vier Ablaßkirchen, einige sogar alle sieben römischen Hauptkirchen. Am Circus Maximus standen einige hundert Priester für Beichte und Aussprache zur Verfügung. Einige hunderttausend Jugendliche machten davon Gebrauch. Ein echtes Wunder!

Zum großem Höhepunkt wurde das zweitägige Programm mit dem Papst am Tor Vergata. Bei 40 Grad Celsius pilgerte die Jugend mit ihren schweren Rucksäcken zehn bis 15 Kilometer zu dem Platz, an dem die Abendvigil und die Messe stattfinden sollten. Trotz Müdigkeit und Strapazen durch die extreme Hitze, war die Stimmung ausgezeichnet.

Wesentlich dazu trug Johannes Paul II. bei, der es sichtlich gut aufgelegt bei der Abendvigil verstand, für gute Stimmung zu sorgen. Seine improvisierten Einlagen und die Begeisterung, mit der er das Wort Gottes verkündete, machte Eindruck.

In seiner Predigt am Sonntag rief der Papst den Jugendlichen in Anlehnung an ein Wort der Heiligen Katharina von Siena zu: “Wenn Ihr seid, was ihr sein sollt, dann werdet ihr Feuer auf der ganzen Erde entzünden!". Er versicherte ihnen, daß er von Rom aus liebevoll ihre Wege mitgehen werde. Am Ende seiner Predigt rief er aus: “Vertrauensvoll blicke ich auf diese neue Menschheit, die auch durch euch im Kommen ist; ich blicke auf diese Kirche, die vom Geist Christi ständig sich verjüngt und sich heute über eure Vorsätze und euren Einsatz freut."

Der Papst dankte Gott für den Weg, den die Weltjugendtage gemacht haben und rief die Jugend dazu auf, ein intensives Leben aus der Eucharistie zu führen. “Ihr werdet die Botschaft Christi ins neue Jahrtausend tragen", so Johannes Paul II., der große Hoffnungen in diese Jugend setzt. An diesem Weltjugendtag wurde die Fackel des Glaubens gleichsam der neuen Generation übergeben. Es ist jene Jugend, die der Papst seit 1985 zu einem Leben der Freude aus dem Glauben und Heiligkeit herangeführt hat. Jetzt am Beginn des neuen Jahrtausends haben sie ein erstes Reifezeunis abgelegt.

Eines wurde bei diesem Weltjugentag auch ganz deutlich sichtbar: Die Erneuerung der Kirche ist nicht mehr aufzuhalten. Die Zeit einer mittelmäßigen Jugendpastoral, wie sie jahrzehntelang in den deutschsprachigen Ländern praktiziert wurde, ist nicht mehr gefragt. Diese Jugend sucht keine vielversprechenden Ideologien, sondern die lebendige Erfahrung Gottes. Welch ein Grund zur Hoffnung für unsere Kirche!

Hoffnung geben unserer Kirche auch die neuen Berufungen für den Priester und Ordensstand, wie für das Laienapostolat. Hoffnung vermitteln der Jugend auch Priester und Bischöfe, die wie Kardinal Schönborn die Wege der Jugend mitgehen und sie behutsam begleiten. Es gibt also viel Hoffnung, dank dieses alten kranken Papstes, der auch in schweren Zeiten seinen Traum der Erneuerung der Kirche lebt und dabei felsenfest an die Jugend glaubt.

Christoph Hurnaus

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