VISION 20001/2001
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Pressesplitter kommentiert

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Homo-“Ehen" in NL

Das niederländische Parlament hat am Dienstag der Einführung der standesamtlichen Eheschließung für homosexuelle Paare zugestimmt. Gleichgeschlechtliche Paare sollen nach einem zweiten, ebenfalls verabschiedeten Gesetzentwurf künftig auch Kinder adoptieren können. Dies war bislang nur einem der Partner möglich. ... Für den Gesetzesentwurf zur Homosexuellen-Ehe stimmten 109, dagegen 33 Abgeordnete. Homosexuelle Ehepaare sollen nach dem Gesetzentwurf anderen Ehen gleichgestellt sein.

Die Tagespost v. 14.9.00


Das Leben wird damit neu organisiert - und gleich auch nach neuen Verfahren fabriziert:

Kind zweier Väter

Calum McKellar, Dozent für Bioethik und Biochemie an der Universität Edinburgh, glaubt, daß es Bioethikern möglich sei, die Geburt eines Kindes aus männlichen Genen vorzubereiten. Die beiden Männer bräuchten zwar noch immer eine Leihmutter, aber das Erbgut des Kindes wäre nach dem ihm vorschwebenden Verfahren ausschließlich von ihnen. Die Methode sei ähnlich wie beim Klonen des Schafes Dolly: Die Eizelle einer Frau würde ausgehöhlt und dann mit dem Zellkern einer Spermienzelle von einem der beiden homosexuellen Partner versehen. Diese neue Eizelle mit ausschließlich männlicher DNA würde im Reagenzglas mit dem Sperma des anderen Mannes künstlich befruchtet. Anschließend würde der Embryo einer Leihmutter eingepflanzt.

Während Homosexuelle jubeln - ein Sprecher des Schwulenverbandes “Outrage": “Die Gebete schwuler Paare, die Kinder wollen, scheinen erhört worden zu sein" - geben sich Kollegen unbeeindruckt bis kritisch.

SN v. 27.9.00


Totale Verfügbarkeit über das Leben des Menschen steht also auf dem Programm, an dessen Beginn - und an dessen Ende:

Sterbehilfe in Holland ganz legal

Ärzte in den Niederlanden dürfen künftig ausweglos kranken Patienten Sterbehilfe leisten: Das Gesetz zur Euthanasie-Legalisierung wurde gestern... im niederländischen Parlament in Den Haag mit 104 zu 40 Stimmen entschieden. Damit sind die Niederlande das erste Land, in dem Sterbehilfe erlaubt ist. In den Niederlanden war Euthanasie zwar bisher verboten, eine Strafverfolgung blieb in den letzten Jahren aber weitgehend aus. ... Laut Umfragen unterstützen die meisten Niederländer das Gesetz.

Kurier v. 29.11.00


Was in Holland, dem Vorreiter der Kultur des Todes, mittlerweile legal ist, wird in Frankreich befürwortet und praktiziert:

“Frühchen" töten

Anders als in den übrigen Ländern Europas halten 73 Prozent der französischen Neonatologen es für zulässig, ein schwerst geschädigtes Frühchen aktiv zu töten. In Deutschland bekennen sich nur vier Prozent der Mediziner zu einer derart schwerwiegenden Entscheidung. Das ergab eine umfassende Befragung von 122 Frühgeborenenstationen in acht Ländern, die kürzlich veröffentlicht wurde. Danach gab die Mehrheit der Ärzte in ganz Europa zu, wenigstens einmal in ihrem Berufsleben nicht alles medizinisch Mögliche getan zu haben, um das Frühgeborene am Leben zu halten. ... Doch nur in Frankreich ist eine große Mehrheit der Ärzte bereit, gezielt Medikamente einzusetzen, um schwer geschädigte Frühchen zu töten.

... Nun erhalten die französischen Neonatologen sogar Schützenhilfe vom Nationalen Ethikkomitee CCNE einem Beratungsgremium des Forschungs- und des Gesundheitsministeriums. Die Ethiker halten für moralisch akzeptabel, was hierzulande ein Tabu ist: die aktive Tötung von Frühgeborenen mit extrem schlechten Lebensperspektiven. “Weder als Mensch, noch als Theologe kann ich Ärzte verurteilen, die in solchen Fällen dem Leben ein Ende setzen", sagt der protestantische Moraltheologe Jean-Francois Callange....

Die Zeit 43/00


Bemerkenswert: Nichts kann so schrecklich sein, daß sich nicht ein Theologe findet, um es zu rechtfertigen.

Menschen dürfen geklont werden

Die Entscheidung des britischen Parlaments, das Klonen menschlicher Embryonen für therapeutische Zwecke zuzulassen, hat der katholische Erzbischof von Westminster, Cormac Murphy O'Connor, scharf verurteilt. Das Klonen, auch wenn es nur zu therapeutischen Zwecken geschehe, sei “eine neue Form der menschlichen Reproduktion mit ungeheuren moralischen Folgen", betonte der Erzbischof gegenüber Journalisten. Jetzt könne er nur noch hoffen, daß das britische Oberhaus die Gesetzesvorlage ablehne.

Mit 366 gegen 174 Stimmen hatten die Abgeordneten nach einer zum Teil heftigen und emotionsgeladenen Debatte am Dienstagabend für die Zulassung des therapeutischen Klonens gestimmt. Die Maßnahme muss allerdings noch vom House of Lords, dem Oberhaus, gebilligt werden. Großbritannien ist das erste Land in Europa, das die ethisch umstrittene Methode des therapeutischen Klonens erlaubt.

Kathpress v. 20.12.00


Es sei daran erinnert, daß gerade das Klonen noch vor 10 Jahren einhellig als absolutes Tabu angesehen worden war. Hätte damals jemand gesagt, die Wissenschaft würde auch davor nicht zurückschrecken, er wäre als Verleumder gebrandmarkt worden. Und heute setzt das Wettrennen um das Klonen ein.

Der Mensch nichts als Material

Wie die Wissenschaft ihr Vorgehen rechtfertigt, wird im Interview mit John D. Gearhart, dem Pionier der Stammzellentechnik, deutlich. Auf die Frage, ob man Embryos nach Belieben nutzen dürfe, gab er in einem Interview zur Antwort:

Gearhead: Ich würde das Argument anders wenden: Mit dem Gewebe eines einzigen Embryos werden wir Tausenden von Menschen helfen können. Wenn so ein Embryo von dem spendenden Paar nicht gebraucht wird, würde er normalerweise auch zerstört. Da sehe ich nur Vorteile, wenn man stattdessen das Material nutzt.

Embryonen stehen in Deutschland unter besonderem gesetzlichen Schutz. Selbst der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ernst-Ludwig Wittacher, plädiert dafür, sich auf adulte Stammzellen zu konzentrieren.

Gearhead: Das ist der falsche Ansatz. Man kann die embryonale Stammzellforschung nicht einfach einstellen. Das ist unmoralisch, und es wäre ein Affront gegenüber den Menschen, die Therapien brauchen. Sie haben ein Recht darauf, daß die Forschung in beide Richtungen vorangeht. Wenn die Deutschen die Forschung an embryonalen Stammzellen ignorieren, werden sie ins Hintertreffen geraten. Und die deutsche Bevölkerung wird im Nachteil sein, wenn die ersten Zellen für Therapien zur Verfügung stehen.

Die Zeit 43/00


Eine klare Antwort auf diese Argumente äußerte der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner:

Ein Unrechtsgesetz

Das britische Unterhaus hat ein Gesetz verabschiedet, das es erlaubt, Menschen künstlich zu zeugen und dann als Material zu verwenden, um anderen Menschen therapeutisch zu helfen. Es ist wissenschaftlich eindeutig klar, daß von dem Zeitpunkt an, in dem männliche Samenzellen und weibliche Eizellen verschmelzen, ein neuer, unverwechselbarer Mensch ins Dasein getreten ist. Trotzdem wird nun willkürlich der Beginn menschlichen Lebens auf einen späteren Zeitpunkt umdefiniert, um den Menschen in den ersten Tagen seiner Existenz für therapeutische Zwecke ausbeuten und damit vernichten zu können. Ein solches Gesetz ist ein Unrechtsgesetz, das den Menschenrechten und der Würde jedes Menschen als Geschöpf Gottes zutiefst widerspricht. Noch so “gute" Zwecke können niemals rechtfertigen, was niemals zu rechtfertigen ist. Wenn der Mensch mit der künstlichen Befruchtung bei Menschen beginnt “Schöpfer" zu spielen, dann besteht auch die Gefahr, daß er sich anmaßt, Herr über Leben und Tod zu spielen.

Familie ist die sichere Basis

Starke Unterstützung durch die Eltern, verbunden mit der Förderung und Respektierung der Selbständigkeit eines Kindes, liefert die Bedingungen, unter denen es am besten heranwachsen und Selbstvertrauen entwickeln kann. Diese Theorie stellte John Bowlby, der Schöpfer der Bindungstheorie, auf - und setzte sie damit in Gegensatz zu einigen gängigen Theorien.

“Das Konzept der sicheren Basis" nennt Bowlby seinen Grundansatz: Menschen aller Altersstufen sind am glücklichsten und können ihre Talente am besten entfalten, wenn sie wissen, daß eine oder mehrere Personen hinter ihnen stehen, denen sie vertrauen und die ihnen helfen, wenn Schwierigkeiten auftreten.

.... Die gesunde Persönlichkeit erweist sich also keineswegs als so unabhängig wie man allgemein annimmt. Ihre wesentlichen Merkmale sind die Fähigkeit, sich vertrauensvoll auf andere zu verlassen und zu wissen, auf wen man sich verlassen kann. Außerdem ist eine gesunde, funktionierende Person fähig, die Rollen zu tauschen: Einmal ist sie sichere Basis, ein andermal ist sie froh, sich auf andere verlassen zu können.

Bowlby stützt seine Theorie auf eine Reihe Untersuchungen über Menschen, von denen angenommen werden kann, daß sie eine gut funktionierende und gesunde Persönlichkeit besitzen. Diese Studien belegen generell: Die “selbstsicheren" Menschen sind in intakten Familien aufgewachsen, mit Eltern, die ihnen offenbar immer die nötige Unterstützung und Ermutigung haben zukommen lassen. Die Familie ist für sie Teil eines stabilen sozialen Netzwerkes. Von der stabilen Familienbasis aus unternimmt zuerst das Kind, dann der Jugendliche und schließlich der junge Erwachsene immer ausgedehntere Ausflüge. Selbständigkeit wird gefördert, aber nicht erzwungen. Die Bindungen an die Familie werden im Lauf der Zeit zwar schwächer, aber nie abgebrochen.

Eine dieser Studien - aus den 60er Jahren - betraf Astronauten, also Männer mit hohem Selbstvertrauen, die in der Lage sind, auch unter großer Gefahr und Anspannung effektiv zu arbeiten. Obwohl sie eindeutig unabhängiges Handeln bevorzugen, wird von ihnen berichtet, daß sie sich “wohlfühlen, wenn es notwendig ist, sich auf andere zu verlassen" - und daß sie “die Fähigkeit haben, unter Bedingungen, die Mißtrauen rechtfertigen würden, Vertrauen zu bewahren". Ihre Lebensgeschichten ähneln sich: Sie wuchsen in “relativ kleinen, gut organisierten Gemeinschaften mit einer beträchtlichen Familiensolidarität und einer starken Identifikation mit dem Vater" auf.

Auch eine Untersuchung über junge Collegestudenten, die nach Meinung ihrer Lehrer über eine gute allgemeine psychische Gesundheit verfügten, stützte Bowlbys Theorie. Ihr Familienleben entsprach dem der Astronauten: Das typische Bild war das einer glücklichen, friedlichen Familie, in der sich die Eltern die Verantwortung teilten und die von den Kindern als liebevoll und gewährend empfunden wurden. Während der Kindheit, sagten sie, fühlten sie sich bei der Mutter am sichersten. Gleichzeitig identifizierten sie sich stark mit dem Vater.

Auch weitere Untersuchungen zeigten: Sowohl Selbstvertrauen als auch die Fähigkeit, sich auf andere zu verlassen, sind Produkt einer Familie, die ihrem Nachwuchs starke Unterstützung zuteil werden läßt, und seine persönlichen Vorstellungen, sein Verantwortungsgefühl und seiner Fähigkeit, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, achtet.

beziehungsweise 17


Die jahrzehntelang ideologisch gegen die Familie voreingenommene Sozialwissenschaft entdeckt nun erfreulicherweise, was für den gesunden Menschenverstand eigentlich immer schon klar war.

Die Religionen sind nicht gleich gültig

Der Papst hat sich schon wieder progressistischen Tadel zugezogen, weil er auf der Einzigartigkeit des Christentums beharrt. Woraus schlußgefolgert wird, daß er die anderen Religionen dementsprechend herabsetzt. Ich glaube, man tut ihm wieder einmal unrecht. Daß alle Religionen gleich gültig sind, kann nur annehmen, wem alle Religionen gleichgültig sind. Der Haken bei der Toleranz ist immer, daß vollkommene Toleranz vollkommene Gleichgültigkeit voraussetzt. Liebe aber ist leidenschaftlich, Liebe zur Wahrheit erst recht. Zu seiner Religion stehen, ist ein Akt der Liebe und folglich Leidenschaft.

Günther Nenning in Die Presse v. 11.11.00


Erfrischend, was Günther Nenning da sagt. Zu sagen, daß Liebe zur Wahrheit mehr zählt als Toleranz, verstößt geradezu gegen ein modernes Tabu. Aber es stimmt.

Und noch eine treffende Feststellung:

Taxi Orange

G'schmackig, was uns die Fernsehmacher in letzter Zeit als Augenschmaus vorsetzen. Das Rezept: Man nehme Menschen, die gerade keinen besseren Job haben, pferche sie in eine Wohnung, die sie nicht verlassen dürfen und warte, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen. Das fertige Gericht heißt Big Brother oder Taxi orange.

Das Pikante: Die Mitglieder dieser seltsamen Wohngemeinschaften werden rund um die Uhr von Dutzenden von Kameras und Mikrophonen beobachtet. Jeder Streit, jede Umarmung, jeder Rülpser wird dem Fernsehpublikum frei Haus geliefert. Das Phänomen dabei: Obwohl die Diskussionen fad, das Leben in der Wohngemeinschaft uninteressant ist, warten Hunderttausende von Sehern jeden Tag vor dem Bildschirm schon darauf, wer sich mit wem in den Haaren liegt, wer wen abschmust, wie die Unterwäsche der Blonden heute aussieht und wer am Samstag rausgeschmissen wird. Ein Ende dieser Sendungen ist gar nicht abzusehen.

... In diesem Zusammenhang warnt (der Wiener Psychiater Univ. Prof. Peter) Gathmann vor einem Trend zu sogenannten Surrogat (Ersatzmittel)-Beziehungen, wofür die Weichen schon gestellt sind. Immer mehr Frauen und Männer haben Partnerprobleme, vereinsamen. So ist die Flucht in gebogene, gefälschte, gelinkte Nähe, wie es diese Sendungen vorgaukeln, willkommener Ausweg. Gathmann: “In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, daß diese Art der Beziehung gesucht wird, weil echte menschliche Nähe und Partnerschaft als zu beschwerlich empfunden wird..."

Medizin populär 12/2000

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