VISION 20003/2001
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Die heilige Monika

Artikel drucken Botschaft an uns (Wolfgang Stadler)

Eine besonders bemerkenswerte Frauengestalt der Kirchengeschichte ist die heilige Monika; und das nicht nur, weil sie die Mutter eines berühmten Sohnes, des heiligen Augustinus, war, sondern weil sie durch ihr gläubiges Vertrauen für alle Zeiten zum großen Vorbild für jene mütterlichen Frauen wurde, die an der Sorge um ihre Nächsten oft schwer zu tragen haben. Ihr Leben ist aus den Schriften des heiligen Augustinus gut bekannt. Dieser schildert sie als Frau mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und Gnadengaben, aber zugleich als so menschlich, einfach - eben mütterlich.

Monika wurde 331 in Tagaste, einer Stadt in Nordafrika im Gebiet des heutigen Algerien, geboren. Damals war das eine außerordentlich fruchtbare, blühende Gegend mit herrlichen Städten, und Tagaste ein Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen. Sie stammte aus einer begüterten Familie mit einem kleinen Landbesitz. Der Hinweis des hl. Augustinus, daß er von “armen Eltern" stamme, ist nicht von bedürftig im heutigen Sinn zu verstehen. Denn damals hielt sich auch der Besitzer eines kleinen Landgutes für arm - verglichen mit dem unermeßlichen Reichtum der Großgrundbesitzer.

Die Familie verkörperte wohl den Mittelstand afrikanischen Ursprungs, aber römischer Kultur und Sprache. Sie waren gläubige, ja eifrige Christen. Monika wurde - wie damals üblich - recht streng von einer Haussklavin erzogen, die das vollste Vertrauen der Herrschaft besaß. Sie lehrte Monika Mäßigkeit und Bescheidenheit, das Üben des Verzichts.

Obwohl Monika aus einer christlichen Familie stammte, war sie mit einem Heiden, Patrizius, verheiratet. Ehen zwischen Heiden und Christen scheinen damals häufig gewesen zu sein. Die Heiden waren den Christen nicht mehr feindlich gesinnt, sondern duldeten es, daß die Frauen ihren Glauben lebten und ihre Kinder christlich erzogen.

Die Ehe war offenbar nicht ganz einfach. Patrizius scheint jähzornig und auch mit der ehelichen Treue nicht genau gewesen zu sein. Aber Monika gewann durch ihr freundliches Wesen und ihre Ruhe, mit der sie es verstand, ihre Meinung vorzubringen, die Achtung ihres Gatten.

Als Augustinus, vermutlich der Erstgeborene, zur Welt kam, war sie 23 Jahre alt; sie hatte aber zumindest noch einen Sohn und eine Tochter. In all den Schwierigkeiten ihrer Ehe verlor sie nie den Mut, sondern hoffte und betete um die Bekehrung ihres Mannes zum Christentum. Und tatsächlich schrieb er sich im Jahr 370 in die Liste der Taufbewerber ein; im Jahr darauf starb er, nachdem er die Taufe empfangen hatte.

Übrigens wurde auch Augustinus nicht als Kind getauft. Er erhielt aber von Monika eine christliche Erziehung, die für ihn von tiefgreifender Wirkung war. Erstaunlich an Monika: Sie schob diese Taufe, selbst als Augustinus schwer erkrankte, immer wieder auf, obwohl dieser selbst danach verlangt hatte. “Weil meine Mutter um die Versuchungen wußte, die mich erwarteten, zog sie es vor, dem stürmischen Meer des Lebens den alten, noch nicht durch die Gnade gereinigten (Anm.: getauften) Menschen anzuvertrauen, und nicht sogleich den von der Gnade gereinigten".

Patrizius und Monika erkannten die außergewöhnliche Intelligenz ihres Sohnes Augustinus und förderten ihn, so sehr sie nur konnten. Zudem hielt Monika - sie war vielleicht ein wenig ehrgeizig - die wissenschaftliche Ausbildung für sein Christsein als förderlich. Doch zu ihrem Entsetzen kehrte er zwar bestens ausgebildet, aber als Manichäer aus Karthago zurück.

Sie erkannte sogleich - im Gegensatz zu ihrem Sohn -, daß diese Sekte nichts Christliches an sich hatte. Diese Lehre war voll von Irrtümern. Von dieser Zeit an war es ihre Lebensaufgabe, ihren Sohn auf den Weg zum wahren Glauben zurückzuführen.

Anfangs wollte sie ihn nicht einmal in ihr Haus aufnehmen; vielleicht fürchtete sie, er könnte auch andere Familienmitglieder beeinflussen, denn Augustinus war in der Verbreitung dieser Irrlehre recht erfolgreich. Aber nach längerem Nachdenken und vor allem nach einem Traum, der ihr die Umkehr ihres Sohnes mit den Worten verhieß: “Wo du bist, wird auch er sein", gelangte sie zur Einsicht, daß es nicht richtig war, ihn abzuweisen. So nahm sie ihn wieder auf und wollte sich von da an nicht mehr von ihm trennen. Ein 14 Jahre langer Leidensweg begann, bis ihre Beharrlichkeit im Gebet, ihr geduldiges Warten auf die Stunde des Herrn das Wahrwerden jenes Traumes erfüllt sah.

Bei ihren Versuchen, Menschen zu finden, die ihn vom Irrtum abbringen könnten, kam sie zu einem Bischof, der es aber ablehnte, mit Augustinus zu diskutieren. Er gab ihr nur den Rat zu beten. Und als sie nicht nachgab, sagte er, beinahe unwillig, das berühmte Wort: “Geh, denn so wahr du lebst, ein Sohn solcher Tränen kann nicht verloren gehen."

Monika muß Augustinus' geistliches Suchen stark mitempfunden haben. Sie begleitete ihn, vor allem durch ihre eigene Treue im Glauben und zur Kirche; ebenso mit ihrem Gebet, auch als er sich von ihr trennte und nach Rom reiste. Später traf sie Augustinus wieder in Mailand, wohin er als Lehrer berufen worden war.

Dort war Ambrosius Bischof. In ihm sah Monika den, der ihren Sohn zum Glauben zurückführen könnte; aber auch er stellte sich Augustinus nicht in sinnlosen Glaubensdiskussionen. Hingegen geriet Augustinus durch die Predigten des Ambrosius in eine tiefe geistliche Krise, die ihn immerhin von der Irrlehre der Manichäer wegführte - seit Jahren die erste gute Botschaft für seine Mutter. Aber zum Christsein reichte es vorerst noch nicht.

Augustinus schrieb über Ambrosius und dessen Meinung über Monika: “Er liebte sie wegen ihres gottesfürchtigen Wandels, da sie viel Gutes tat und häufig die Kirche besuchte. Des öfteren, wenn er mich sah, brach er in Lob über sie aus und beglückwünschte mich zu einer solchen Mutter."

Überraschend war auch das Drängen Monikas, daß Augustinus eine Ehe eingehen sollte, obwohl er seit seinen Studienzeiten in Karthago mit einer Frau zusammenlebte und mit ihr einen Sohn, Adeodatus, hatte. Tatsächlich suchte Monika in Mailand ein passendes Mädchen für Augustinus. Der Grund, warum Monika die Mutter ihres Enkelkindes nicht für geeignet hielt, dürfte darin liegen, daß die Lebensgefährtin des Augustinus möglicherweise Sklavin war, wodurch eine Ehe gesetzlich nicht möglich war.

Die Beharrlichkeit, mit der Monika um die Bekehrung ihres Sohnes gebetet hatte, zeigte indessen Früchte. Gott erbarmte sich ihrer nicht nur, sondern schenkte viel mehr, als sie erhofft hatte. Augustinus entschloß sich, sein Leben ganz neu zu gestalten, ließ sich als Katechumene einschreiben und wurde in der Osternacht 387 von Ambrosius getauft. Er wollte sich Gott ganz weihen. Und die überglückliche Monika war die erste, der er die Entscheidung mitteilte, nur noch Jesus, der wahren Weisheit, zu folgen.

In der Folgezeit begleitete Monika weiterhin ihren Sohn und eine Gruppe seiner Freunde. Sie blühte dabei noch einmal auf. Aus den Schriften des Augustinus geht hervor, daß sie eine sehr wache Intelligenz besaß, mit ihm hochgeistige Gespräche führte und ihm nie eine Antwort schuldig blieb. In den philosophischen Diskussionen im Freundeskreis des Augustinus gab sie so kluge Antworten, daß sie das Erstaunen aller hervorrief.

Sie habe den Gipfel der Philosophie erreicht, schrieb Augustinus, als sie etwa sagte, die Wahrheit sei die Speise der Seele; oder nur Glaube, Hoffnung und Liebe könnten uns zum ewigen Glück führen. Nicht durch Studium, sondern durch ihr Leben, ihr Beten und das Hören auf den Heiligen Geist hatte sie diesen Gipfel der Weisheit erreicht.

Sie fühlte aber, daß ihr Leben zu Ende ging: “Von dieser Zeitlichkeit erhoffe ich nichts mehr. Nur um dich vor meinem Tod als guten Christen zu sehen, wollte ich einzig und allein noch eine Zeitlang am Leben bleiben. Über alle meine Erwartungen hinaus hat Gott mir meine Bitte erfüllt, da ich dich jetzt in seinem Dienst sehe, der du aller irdischen Glückseligkeit entsagt hast ..."

Auf dem Rückweg nach Afrika, auf dem sie ihren Sohn begleitete, starb Monika im Jahr 387, 56 Jahre alt, in Ostia, wo sie auch bestattet wurde: “Begrabt diesen Leib, wo ihr wollt, macht euch um ihn keine Sorge. Nur darum bitte ich: Gedenket meiner am Altare Gottes, wo ihr auch seid. Von Gott ist nichts fern, und ich brauche nicht zu fürchten, daß er am Ende der Welt nicht weiß, wo er mich auferwecken soll."

Monika besaß die wunderbare Gnade, mit ihrem Sohn ein gutes Verhältnis, eine große Nähe zu haben, ohne daß einer den anderen einengte. Trotzdem ist an ihrem Leben wenig, was nicht auch unzählige andere - nicht offiziell heilige - Frauen zu allen Zeiten gelebt haben und heute leben. Aber gerade darin liegt das Tröstliche. Denn Gott verlangt von uns keine wunderbaren Taten, Er will aber die beharrliche Treue, das Vertrauen in Seine Güte und Barmherzigkeit - dann wirkt Er Wunder, schenkt Heiligkeit und mehr an Früchten, als wir uns erträumen.

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