VISION 20004/2001
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Eine Quelle, die nie versiegt

Artikel drucken Der Heilige Geist im Alltag (Maria Loley)

Gott ist Schöpfergeist, Er schafft Leben. Er schafft in uns, was wir vollbringen. Der Geist Gottes ist das Lebensprinzip in uns. Vergebens suche ich ein Wort, das auszudrücken vermag, was Leben im Heiligen Geist ist. Er teilt sich wortlos mit, und läßt sich doch erfahren, in unseren Grenzen und doch nicht eingrenzbar, wenn ich mich nicht im Egoismus verschließe.

Es ist sehr einfach, den kleinen Schritt vom Habenwollen zum Geben zu machen, ohne Berechnung, mit offenem Herzen. Man kommt dann doch nie zu kurz, und die Strömung der Liebe kann uns in schöpferischem Mitwirken in Bewegung bringen - gerade in den einfachen, alltäglichen Dingen: etwa, wenn ich meinen Mitmenschen grüße - in der eigenen Familie, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in den unzähligen Gelegenheiten, wie sie der Verlauf des Tages ergibt.

Die Quelle, nämlich Gottes Geist in mir, versiegt nicht, auch wenn ich schwach bin. Mein Schwachsein ist Ihm kein Hindernis, denn Er ist die Quelle alles Guten. Der Geist Gottes schafft viele Fähigkeiten in uns: Gaben, Begabungen, in denen Er sich mitteilt und unser Bemühen durchdringt zu einer lebendigen Einheit.

Solche Gaben des Heiligen Geistes sind Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Milde, Keuschheit, wie Paulus an die Galater schreibt. Es ist gut, wenn ich dem anderen Freundlichkeit schenken will; sie möge ihm guttun. Im Grüßen kann der andere vielleicht spüren, daß ich ihn achte, ihm wohl will. Wenn das Herz dabei ist, wird das im Ton, im Blick, in der Geste mitschwingen.

Begegne ich dem anderen mit der ehrlichen Frage: Wie geht es Dir? Wenn ich ihn dann spüren lassen möchte, daß es mir nicht gleichgültig ist, wie es ihm geht, werde ich ihn auch Antwort auf meine Frage geben lassen. Dann werde ich ihm zuhören und mit seinen Worten verschwiegen und behutsam umgehen, sie bei mir verwahren. Hat er es, aus was für Gründen auch immer, gerade schwer und handelt es sich um etwas, was im Moment nicht zu ändern ist, dann soll mich das nicht täuschen und mich nicht vom Wesentlichen abhalten.

Das entscheidende im mitmenschlichen Tun im Sinne Gottes ist das Teilnehmen. Ich muß mich betreffen lassen, mitgehen, mittragen, die Not des anderen in mein Herz einlassen, mitleiden. “Einer trage des anderen Last", sagt Paulus den Galatern. “Darin soll euch die Welt erkennen, wenn ihr Liebe zueinander habt," sagt der Herr zu seinen Jüngern.

Es macht mich immer von neuem froh, wenn der andere dann offensichtlich erleichtert ist. Denn der Heilige Geist, der die Erleichterung schafft, läßt Seine Kraft auf uns zurückströmen. Wir brauchen uns keine Sorge um uns zu machen. Ich habe den großen Wunsch, wir möchten die kleinen Schritte und die bescheidenen Gelegenheiten schätzen und ausnützen. Sie sind es, die Veränderung bringen. Eine Klimaveränderung durch “Evangelium neu". Wir haben die Gewißheit: “Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an." (Paulus an die Römer).

Maria Loley

Maria Loley leitet die “Bewegung Mitmensch - Hilfe für Menschen in Not"

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