VISION 20004/2002
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Wenn der Aberglaube überhandnimmt

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Nehmt Gott weg, dann füllt sich die Welt mit Götzen an" - das ist nicht nur die Bemerkung eines zeitgenössischen Schriftstellers, die eine quer durch die ganze Geschichte immer wieder gemachte Feststellung wieder aufnimmt. Der Pfarrer von Ars hat mit anderen Worten dasselbe ausgedrückt: “Nehmt einer Pfarrei den Priester weg, dann werden sie in zehn Jahren die Tiere anbeten".

Ich ziehe gern das Buch der Bücher, die Bibel heran, aus der alle Belehrung Gottes für die Menschen strömt. Das ganze Alte Testament ist die Geschichte von Gottes Treue und von Israels Untreue. Jedes Mal, wenn das hebräische Volk sich von Gott abwendet, verfällt es dem Götzendienst. Es ist eine mathematische Gleichung, daß in dem Maße, in dem die Religion verfällt, der Aberglaube zunimmt.

So öffnet sich der Weg zum Okkultismus und allen seinen Verästelungen. Und unsere Welt, die sich so sehr von Gott und von jeder religiösen Form abgewandt hat, ist bis zum Hals in den Götzendienst, in den Aberglauben, in den Okkultismus versunken.

Es ist nicht leicht, Okkultismus exakt zu definieren. Manche grenzen sein Feld ein und andere dehnen es aus (ich ziehe eine sehr weitgesteckte Auffassung vor). Auch seine Ausdrucksformen sind oftmals austauschbar, sie drücken keine fest umrissenen Inhalte aus.

Im Wesentlichen heißt Okkultismus, an die Existenz von Wesenheiten oder Kräften zu glauben, die auf der normalen Sinnesebene nicht erfahrbar sind, mit deren Hilfe es jedoch möglich ist, alles zu beherrschen, und zwar durch besondere Praktiken, die man sucht, durch eine gewisse Initiation, durch Anwendung.

...Die neue Religiosität ist heute mehr denn je in Mode. Man hat diese Bezeichnung gewählt, um jene Christen zu kennzeichnen, die sich zwar für solche halten, gleichzeitig aber mit dem Christentum unvereinbare theologische oder moralische Vorstellung vertreten. Ein sehr verbreitetes Beispiel, dem über ein Viertel der Italiener anhänge, ist der Glaube an die Reinkarnation, die ganz unvereinbar mit der Auferstehung und dem christlichen Glauben ist, oder auch die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen, das Aufsuchen von Zauberern, Kartenlesern und ähnlichen.

Unter die Formen des Aberglaubens würde ich auch das unvernünftige Hinterherlaufen nach vermeintlichen Erscheinungen, Privatoffenbarungen, selbsternannten Charismatikern zählen.

Alle diese Formen treten meist gepaart mit einer völligen Unkenntnis der Bibel, der christlichen Lehre und der Lehre der Kirche auf. Man glaubt nicht mehr an den einen Gott, an den einzigen Erlöser, an den einzigen Meister. Man möchte unter dem Deckmantel der Toleranz alles miteinander in Einklang bringen, indem man ein Gleichstellungsrecht aller Religionen ausruft und zur moralischen Denkverpflichtung macht. ...

Man braucht nicht extra zu betonen, daß nur die Neuevangelisierung, das heißt eine ernsthaft Vertiefung des Christentums, den so zahlreich gewordenen Anhängern dieser “neuen Religion" die Augen öffnen kann.

Gabriele Amorth

Der Autor ist Exorzist in Rom, sein Beitrag ein Auszug aus “Exorzisten und Psychiater", Christiana Verlag, Stein/Rhein 2002

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