Wir bekommen Angst oder wehren uns, wenn wir uns dem Willen eines anderen unterwerfen müssen. Menschen können nämlich irren und fehlen. Gott kann es nicht. Gottes Wille ist auch nicht der eines Tyrannen, der Sein Gefallen darin findet, ohnmächtige Untertanen Seine Macht fühlen zu lassen. Gott ist kein Diktator, der den Menschen Seine Interessen aufzwingt oder sie ausnützt, wie es Menschen tun können. Gottes Wesen ist Liebe.
Damit ist unser Jasagen zum Willen des Vaters ein Ausgeliefertwerden an Seine Liebe, an die Liebe des besten Vaters, den es geben kann; eines Vaters, der jeden von uns unendlich liebt und der alles zum Besten lenken kann, was an uns herankommt; auch dann, wenn wir Schuld auf uns geladen haben, aber zu unserem Vater zurückkehren und wie der verlorene Sohn sagen: Vater, ich habe vor Dir gesündigt, ich bin nicht mehr wert, Dein Kind zu sein!
Dann wird dieser Vater auch uns in Seine Arme schließen und uns Seine ganze Liebe zeigen. (Vgl Lk 15,11-32)
Je mehr wir auf die Einladungen Seiner Liebe antworten, desto mehr verwirklichen wir uns selbst, entfalten wir unser eigentlichstes Wesen, desto einmaliger wird unsere Persönlichkeit in dieser Liebe Gottes. Wer aber entflieht, flieht vor seiner eigenen Erfüllung und Vollendung, vor seinem eigenen Glück, vor der unendlichen Liebe.
Gott liebt mich mehr, als ich mich lieben kann. Darum darf ich ganz auf Ihn und Seine Liebe vertrauen, darf alles von ihm erwarten. Er ist mein Schutz und meine Hilfe, Er ist der Freund meiner Seele. Zu Ihm kann ich jederzeit kommen.
Diese Liebe des Vaters läßt die heilige Theresia vom Kinde Jesu ausrufen: “Ich fühle, selbst wenn ich alle nur möglichen Verbrechen auf dem Gewissen hätte, so würde ich nichts von meinem Vertrauen einbüßen. Mit von Reueschmerz gebrochenem Herzen eilte ich in die Arme meines Vaters."
Johannes Gamperl
Auszug aus: Mit Freude auf dem Weg zu Gott, Oase Schriftenreihe, Wien 1997, Bestelladresse: Oase des Friedens, A-1123 Wien Postfach 19, ISBN 3-901726-02-0