VISION 20002/2004
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Von höherem Bewußtsein, Mantras und Gedankenlesen

Artikel drucken Erfahrungen mit Esoterik und New Age auf der Suche nach Gott (Von Reinhard Penker)

Es sind durchaus nicht die Lauen, die in den Netzen des New Age gefangen werden, sondern die Suchenden, die sich mehr vom Leben erwarten als nur den Alltagstrott. Das folgende Zeugnis zeigt eine typische New-Age-Karriere.

Das Umfeld meiner persönlichen Geschichte ist rasch skizziert: Hinein in eine scheinbare Idylle mit rosa Zukunftswölkchen - sehr gut dotierter Job, verheiratet, zwei Kinder - schiebt sich eine zuerst kaum beachtete, aber letztlich folgenschwere Haupttriebfeder des Unmuts: die Unzufriedenheit mit persönlichen Umständen - fokussiert auf die Bereiche Partnerschaft und Beruf.

Da fehlen dann natürlich niemals wohlgemeinte Ratschläge: “Du, mit deinem Potential" - “Wozu tust du dir das eigentlich noch an?" “Und dann noch deine Frau!"

Nach kurzer Nachdenkpause beginnt dann die altbewährte Optimierungsmaschine auf Hochtouren zu rattern, um dem Gespenst der Unbefriedigtheit und Unsicherheit den Garaus zu machen. Es geht ja schließlich um einen selbst. Man kennt das: Persönlichkeitstrainings zur Verbesserung der Körpersprache, NLP-Seminar - warum nicht gleich einen persönlichen Guru? Man gönnt sich ja sonst nichts. Was soll schon passieren?

Da kommt eine “gute" Bekannte gerade recht. Ihr Mann ist Ganzheitsmediziner und Geistheiler und befaßt sich mit Reiki, Chakren- und Lichtarbeit und viel Meditation. Das ganze verbrämt mit dem sogenannten Christuslogos und angeblicher Erzengelkraft. Das trifft sich prima, da eigentlich die Dissertation auch in einer Sackgasse steckt. Und sprechen nicht Popper, Maturana und Co von einer vermuteten, unsicheren Welt, in der wir leben. Und hat Materie in der subatomaren Welt nicht nur die Tendenz zu existieren?

Der Ruf der Grenzwissenschaften ereilt mich. Der Einstieg in die Welt des Unsichtbaren und Immateriellen wird zur “gemähten Wiese". Man trifft sich regelmäßig zu Meditationsabenden. Also zuerst und ganz wichtig: “Du mußt richtig denken und schwingen, damit deine niedere Persönlichkeit in Einheit und Harmonie mit dem ,höheren Selbst' kommen kann."

Der Arzt spielt auf tibetischen Klangschalen. Mantras (eine Art heiliger Formeln) werden in den Raum geworfen. Sie sollen im Zuge von Konzentration in einem zum Klingen kommen und die Chakren, die “Energiepunkte" im und am Körper aktivieren. Die Teilnehmer geraten in den Alphazustand, das Ich taucht ab in ein kurzzeitiges Gefühl des Wohlbefindens. Danach geht man entspannt nach Hause. Daneben wird fleißig nachgelesen bei Fritjof Capra, den Geheimnissen von Celestine, der Kunst des Zen und allem, was gerade in ist.

Der Arzt wird zum Guru. Zum geistigen Lehrer. Zur Autorität. Man selbst zum Schüler.

Er ist zufrieden mit mir. Sagt ich sei begabt, habe weitreichende Fähigkeiten, die nicht brachliegen sollen. Der Weg auf höhere Bewußtseinsebenen, zur Selbstverwirklichung steht weit offen. Das tut gut und schmeichelt.

Irgendwie ist das ganz toll. Man hat etwas für sich getan, und auch für die Mit- und Umwelt, wie man meint. Darüberhinaus ist man bei all dem noch “heiliger" als die Beter in der Kirche, weil man ja den direkten Draht zu den Mächten und Kräften des Himmels hat. Und das will für einen bekennenden Christen, der zumindest zu Ostern und Weihnachten den Gottesdienst besucht, etwas heißen.

Die Seminare machen Spaß. Das letzte Mal ist es mir sogar gelungen, ohne Information eine ganz spezielle Lebenssituation eines Seminaristen haargenau nachzuspielen. Kann ich etwa Gedanken lesen? Die Sache habe ich im Griff!

Die Beziehung zu meiner Frau wird kühler und schlechter. Warum ist sie nicht offen für Reiki, die universelle Lebenskraft, die Glück und Harmonie bringt, wenn wir im Einklang mit der Energie des Kosmos stehen? Warum kann sie nicht glauben so wie ich? Es ist doch so einfach! “Ich bin Licht", “Ich bin reine Liebe zu mir selbst", “Ich bin der Herr meines Lebens" - Du brauchst es nur zu wiederholen: “Ich, Ich, Ich."

“Papa, warum bist du so komisch? Irgendwie anders." “Ich?" Der Zustand zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ändert sich. Völlig ohne Anlaß. Ich habe das Gefühl, als ob eine dunkle Wolke über meinem Leben liegt, als ob jemand meine Kraft absaugt. “He, Guru, was ist los mit mir?"

“Gar nichts. Alles eine Frage deines Bewußtseinsniveaus, deiner Schwingungsebene. Mit dem derzeitigen Level kannst du das nicht verstehen. Ich schick' dir die Honorarnote."

Trennungsgedanken liegen über der Beziehung. Immer mehr, zunehmend Scheidendes steht zwischen mir und meiner Frau. Noch ein Versuch: “Schau, der Dr. Bach sagt: In deinem Inneren liegt alle Wahrheit. Du bist von Natur aus vollkommen, brauchst diese Vollkommenheit in dir nur zu entfalten. Du mußt absolute und vollständige Freiheit gewinnen, so daß alles, was du tust, jede Handlung, ja jeder Gedanken, seinen Ursprung in dir hat. Dann wirst du frei aus eigenem Antrieb leben. Es gibt nur eine Sünde: den Geboten des Göttlichen in dir nicht zu folgen. Besinne dich!"

Es fruchtet nicht.

“Wer weiß, ob meine Frau überhaupt zu mir paßt?" Da kommt die Astrologie gerade recht. Na, bitte. Da gibt es eine mächtige Opposition zu meiner Geburtssonne, vom Quartil im achten Haus will ich gar nicht reden. Auch das Pendel bestätigt den Befund.

Die Beziehung droht wegzubrechen. Bin das noch ich? Wer bin ich überhaupt? Ein Schwingungsknoten im kosmischen Energiemuster? Als Subjekt schon gänzlich im Samadhi aufgelöst? Mein Guru weiß sicher eine Antwort. “Du hast nichts kapiert. Ruf mich nie wieder an!"

Kreisen um sich selbst - Schwindel - innere Leere - ödes, weites Land ohne Freude. Wem soll ich jetzt noch glauben, vertrauen?

Meine Frau meldet sich. Sagt einfach: “Komm heim, du brauchst jetzt Zeit und Ruhe." Warum tut sie das? Wo ich doch... “Frag nicht so viel, wir brauchen dich." Wir? “Ja, du bist immerhin mein Mann und Familienvater. Wir freuen uns auf dich."

Auf dem Heimweg komme ich an einem Marienort vorbei. Was für eine ruhige und kühle Kraft von der Madonna ausgeht. Sie sagt: “Bleib, so lange du magst." Du, wir - es fällt mir wie Schuppen von den Augen: In meinem Universum hatte es für niemanden mehr Platz gegeben.

Es tut gut heimzukehren. Aber im Inneren ist ödes Land, Dürre, Finsternis. Das Ego gepeinigt, devastiert. Wer mag jetzt helfen? Ein Anruf reißt aus der Lethargie: Meine Mutter berichtet von einem Jugendfreund, der nach 30 Jahren aufgetaucht ist und begeistert berichtet, wie Jesus sein Leben verändert hat. Wieso? Na und?

Kurze Zeit später ein Klassentreffen. Ein Satz: “Nicht du bist Mittelpunkt deines Lebens, sondern Gott selbst!"

Da fällt mir ein Büchlein und eine Telephonnummer in die Hände, die mir vor Jahren ein Teilnehmer bei einem Seminar in die Hand gedrückt hat. Das Buch heißt: “Der Weg, den er euch zeigt" und handelt vom Leben und Wirken Jesu Christi.

Jetzt will ich mehr über den Glauben wissen. Zwei Tage später, genau am 25. Oktober 2001, sitze ich diesem Mann gegenüber. Alles, was er mir über Jesus erzählt, wird mit einem Mal völlig klar und verständlich. Mir ist, als ob Jesus durch ihn spricht und mich fragt: “Willst du mit mir gehen?" Im Bruchteil einer Sekunde sage ich - im tiefsten Inneren völlig klar: Ja, ich will.

Jesus fragt: “Willst du dem widersagen, der für all diese Dinge in deinem Leben verantwortlich ist, dem Fürsten dieser Welt?" Ja, ich will!

Geführt durch das Gebet meines Mitbruders, das ich nachbete, wird mein Herz offen für den göttlichen Segen, für die Erneuerung meiner Person: die Wiedergeburt in und durch Jesus Christus.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt sukzessiv meine Heilung und Erneuerung durch die Allgegenwart des Heiligen Geistes. Geheilt werde nicht nur ich, sondern auch mein unmittelbares Umfeld, meine Frau, meine Kinder. Der Herr stellt mir auf diesem Weg wunderbare, geisterfüllte Priester zur Seite. Meine Heilung ist hart und schmerzhaft. Viel Schutt und Müll müssen durch die Autorität des Namens Jesu und der Kraft des Heiligen Geistes entsorgt werden. In dieser Zeit erhalte ich mehrere kraft- und heilspendende Salbungen.

Der Herr zeigt mir, wo und wie ich gegen Sein heiliges Gesetz verstoßen habe. Reue und Buße werden eingemahnt. Ich lerne, daß es gefährliche Einflußnahmen, ja sogar Abhängigkeiten von geistigen Wesen geben kann, die die okkulten Bereiche beherrschen. Und mir wird klar, warum im großen Glaubensbekenntnis von der sichtbaren und unsichtbaren Welt die Rede ist, warum die Bibel zwischen reinen und unreinen Geistern unterscheidet.

Es wird mir auch bewußt, wie durch die Vergötterung des eigenen Ich und dem Anpeilen eines Zustandes innerer Leere, die Heiligste Dreifaltigkeit aus meinem Innersten regelrecht vertrieben wurde.

Heute darf ich mit dem Herrn auf dem Weg der Freiheit der Kinder Gottes unterwegs sein. Nicht, indem ich ständig versuche, scheinbar Unpassendes an mir oder meiner Umwelt weiter zu optimieren. Sondern, indem ich all dies in die Hände Gottes lege und auf Seine liebende Führung und Weisheit vertraue, im Sinne von: “Jesus, sorge Du!"

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