VISION 20002/2005
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Philosoph und Menschenfischer

Artikel drucken Père Joseph-Marie Verlinde, der Jünger eines berühmten indischen Gurus wird Ordensgründer (Von Alexa Gaspari)

Endlich ist es soweit. Gespannt warten wir, mein Mann und ich, auf das Erscheinen von Père Joseph-Marie Verlinde, mit dem wir in Paris anläßlich der Stadtmission ein Interview vereinbart haben. Aus Videokassetten und aus seinem Buch Die verbotene Erfahrung kennen wir seinen Lebensweg, der ihn aus seiner Heimat über Hinduismus und New Age geführt hat, bis er nach vielen Irrwegen zu Jesus Christus heimgekehrt ist. Heute ist P. Verlinde Ordenspriester.

Er hat sich verspätet. Nun kommt er in Begleitung einiger junger, strahlender Mönche und Schwestern der Gemeinschaft “Die Familie des Hl. Joseph", die er vor Jahren gegründet hat, ins Zimmer. P. Joseph-Marie wirkt müde, lebt jedoch während des Gesprächs richtig auf und erzählt lebhaft aus seinem Leben. Mein erster Eindruck: asketisch, ein sanftes Wesen. Und sein Vortrag, den wir am selben Tag hören, wirkt sehr überzeugend. Keine Frage, der Mann ist redegewandt.

Nun aber zu seinem Lebensweg: 1947 wird Jacques Verlinde in Flandern geboren. Er hat eine schöne Kindheit, die er “ganz in der Nähe Jesu" verbracht hat. Zu seinen liebsten Erinnerungen gehören die Zeiten als Ministrant. Seine Mutter ist eine praktizierende Christin. Sein Vater, ein Steinmetz und geradliniger Mensch, wird erst am Ende seines Lebens zum Glauben finden.

Schon mit fünf Jahren darf der kleine Jacques zusammen mit seiner älteren Schwester - das spart Kosten - die Erstkommunion empfangen. Schmunzelnd erzählt der sympathische Ordensmann: “Nachdem der Pfarrer mit mir gesprochen hatte, erklärte er den Nonnen, die so ein kostenbewußtes Vorgehen mißbilligten: ,Wenn dieser Bub nicht zur Erstkommunion gehen darf, dann darf es keiner'."

Jacques ist nicht nur bei der Erstkommunion früh dran, sondern auch bei seiner Schullaufbahn. So ist er noch keine 16, als er maturiert, um mit dem Studium der Naturwissenschaften zu beginnen. Noch vor seinem 21. Geburtstag - er steht knapp vor der Dissertation - kommen all die Probleme der verrückten 60er Jahre auf ihn zu. Den damals gepredigten philosophischen Vorstellungen hat er nichts entgegenzusetzen, insbesondere der Infragestellung aller Institutionen, vor allem auch der religiösen. Erfolgreich wird ihm eingeredet, man müsse alle religiösen Krücken abwerfen, um in der Fülle leben zu können.

Nun traut er sich kaum mehr, sich Gott zu nähern. In der Kirche bleibt er hinter den Säulen stehen, verfolgt das Geschehen nur aus der Entfernung. Es ist für ihn ein echtes Losreißen von der Hand des Herrn, als er eines Sonntags seiner Mutter erklärt, er gehe von nun an nicht mehr in die Messe mit. Kaum hat er das gesagt, flüchtet er in sein Zimmer und weint. Aus intelektueller Redlichkeit bleibt er bei seiner Entscheidung.

Jacques Verlinde beendet sein Studium mit Auszeichnung, beginnt mit der Dissertation in analytischer Chemie im Labor für Nuklearchemie und stürzt sich in die Forschung. Er arbeitet full-time in einem Labor, hat eine interessante Tätigkeit und ist auch bald für Studenten verantwortlich. Doch er merkt, daß ihm die spirituelle Dimension im Leben abgeht. Also zurück zur Kirche? Unmöglich, da das Christentum rundherum schlecht gemacht wird, während östliche Denkungsweisen langsam an Boden gewinnen.

Als er einmal ein Plakat mit einem Inder im weißen Sari sieht, beschließt er, sich das anzuschauen. Von Initiation ist die Rede und der junge Wissenschafter ist neugierig, ob man da tiefe geistige Erfahrungen machen könne. Die Meditationstechnik, die vorgestellt wird - sie soll zu höheren Bewußtseinszuständen führen -, beeindruckt ihn und er läßt sich auf sie ein.

Da er, wie er lächelnd erklärt, immer alles gründlich mache, meditiert er gleich statt der vorgeschlagenen zweimal 20 Minuten dreimal bis zu einer Stunde täglich, auch nachts. So macht er zwar interessante Erfahrungen, ist jedoch bald nicht mehr imstande, seiner Arbeit nachzukommen - in der Nuklear-Chemie eine gefährliche Sache. Der leitende Professor, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis hat und der von seiner spirituellen Suche weiß, rät ihm zu einem Urlaub.

Diesen verbringt Verlinde bei dem berühmten Guru Maharishi, der sein Hauptquartier damals in Spanien hatte. Er wird freundlich empfangen und Maharishi veranlaßt ihn, die transzendentale Meditationstechnik noch weiter zu intensivieren, um tiefsitzende Spannungen zu lockern. Er bildet ihn als Leiter von Initiationskursen (die zur Verleugnung Jesu führen) aus. Am liebsten würde der junge Mann bleiben. Doch der Guru - er umgibt sich gerne mit Wissenschaftern - beauftragt ihn, zunächst seine Dissertation fertigzustellen.

Zurück in Belgien gibt Jacques Kurse in Meditation und führt seine akademischen Arbeiten zu Ende. Seine Dissertation, die er dem Guru widmet, wird 1971 angenommen. Jacques ist 24.

Und dann ab nach Spanien, wo Verlinde bald zum Privatsekretär des Guru avanciert. “ Von vornherein war mir klar, daß die Nähe des Meisters für mich den spirituellen Wert darstellte", erinnert sich der Ordensmann an diese Zeit. Von da an begleitet er Maharishi auf dessen Reisen in aller Herren Länder. Er steht vor ihm auf, geht erst nach ihm schlafen, bereitet alles vor. Alles läuft über ihn. Vier Jahre taucht er tief in den Hinduismus ein. Besonders schätzt er die wiederholten Aufenthalte in den Ashrams des Himalaya. Hier wird in bescheidenen Bungalows gehaust. Der Tag besteht aus Meditation und vielfältigen Unterweisungen des Meisters.

Alles ist Teil des göttlichen Wesens, hört Jacques: der Stein, auf dem er sitzt, der Vogel, die Blumen ringsum - und auch der Mensch. Alle äußeren Erscheinungsformen sind Illusion, Illusion auch, daß er ein “Ich" sei. Gott ist kein persönliches Gegenüber, sondern alles sei göttlich, Teil des Göttlichen. Verlinde lernt alles über Theorie und Praxis der Meditation, er beherrscht die Körperhaltungen, Drehungen der Wirbelsäule und die Atemtechnik des Yoga. Letztere kann zu extrem verlangsamter Atmung führen, ja bis zu einem gewollten Atemstillstand. Ziel der Übungen und Techniken ist es, die irdische Energie mit der der Yogi durch die Wirbelsäulenbasis verbunden ist, zum Aufsteigen zu bewegen - hinauf bis zum Scheitel des Kopfes, wo die irdische auf die kosmische Energie trifft.

Dann löst sich das individuelle Bewußtsein auf. Durch den Weg ins Innere soll der “Kern der Person in einer undifferenzierten Leere" aufgelöst werden. Jeder Denkakt wird abgewürgt. Diese Leere, Samadhi genannt, erlebt Verlinde mehrmals während langer Meditationsphasen, eine Erfahrung, die im wiedererlangten Bewußtsein Spuren hinterläßt - eine faszinierende, aber keine Glückserfahrung, eine unermeßliche, letztlich trostlose Leere.

Nicht nur diese Leere löst in ihm Unruhe aus: Auf seinen Reisen mit dem Guru erlebt Verlinde immer, daß Sterbende auf der Straße oder Leprakranke, die dringend der Hilfe bedürften, einfach nicht beachtet werden. “Komm laß ihn, es geht um sein Karma", hört er den Guru sagen. Zuerst ist er wie versteinert, gehorcht aber dann. Man erklärt ihm: Diese Menschen seien auf Grund früherer schlechter Taten in die Misere geraten, sie zahlten nun einen “karmischen" Zoll. Wer ihnen hilft, hindert sie daran, im jetzigen Leben ihr schmerzliches Karma zu durchleben. “Jeder ist letztlich allein auf seinem Weg der Selbstbefreiung", so die Vorstellung. Von Menschen mit einem schweren Karma müsse man sich fernhalten wenn man über einen bestimmten Grad seiner Evolution hinaus will.

Zweifel stellen sich ein. Sollte das die Wahrheit sein, daß der Mensch nichts ist “als ein Schatten von Realität, der mit seinem Karma kämpft"? Die Unruhe nimmt zu. Kann man überhaupt lieben, wenn man als eigenständige Person gar nicht existiert? Und dennoch: Zunächst sieht er keinen anderen Weg, als den eingeschlagenen weiterzugehen und seinem Meister zu vertrauen.

Jesus, der wahre Weg, läßt jedoch nicht locker: Die Gesundheit der Leute um den Guru, die sich dem Weg des Meisters verschrieben haben (fast kein Schlaf, wenig Nahrung, Initiationsriten, Meditationen, Yogaübungen), ist nicht besonders gut. Der Guru läßt Ärzte aus dem Ausland anreisen, um der Ursache der schlechten Gesundheit auf den Grund zu gehen.

Es kommt auch ein französischer Naturheiler, ein Christ. Er ist es, der Jacques die Frage stellt, die sein hinduistisches Universum zum Kippen bringt. Nachdem er von der christlichen Vergangenheit Verlindes gehört hatte, fragt er ihn: “Und wer ist Jesus Christus jetzt für Sie?"

Mit großer Dankbarkeit erzählt der Pater, was dann passiert ist: “Ich hörte den Namen Jesus, und er sank bis in den Urgrund meines Bewußtseins. Es war als hätte dieser Name etwas in mir zum Schwingen gebracht. Ich stürze auf die Knie und erkenne die Anwesenheit Jesu, eine Präsenz von unendlicher Zärtlichkeit, Barmherzigkeit und grenzenlosem Mitgefühl, die sich in mein Herz ergießt." Die innere Gewißheit ist da: Es ist Jesus mit der ganzen Dichte des Evangeliums.

Erst jetzt spürt Verlinde all das Elend seines Lebens und es ist ihm als würde Jesus ihn, ohne Vorwurf oder Tadel, fragen: “Wie lange noch willst du mich warten lassen?" Jacques weint Tränen der Reue über seinen Verrat, daß er den verstoßen hatte, den er geliebt hatte. Doch dieser war ihm bis ans Ende der Welt gefolgt. Jetzt weiß er, daß er nun klare Verhältnisse schaffen muß. Jesus hat einen Auftrag für ihn.

24 Stunden später ist er mit einem kleinen Koffer, seinen Papieren und einem Leben, daß er neu mit dem Herrn gestalten will, wieder in Europa, in Frankreich. Offen und demütig erzählt er von dem folgenschweren Fehler, den er gleich bei seiner Heimkehr begeht: “Ich bin zwar ab diesem Zeitpunkt täglich in die Messe, zur Anbetung gegangen, habe auch - wohl eher oberflächlich - gebeichtet, habe Rosenkranz gebetet, aber ich hatte nicht die Demut, in den Schoß der Kirche zurückzukehren, indem ich mich einem Priester wirklich anvertraut hätte. Es war mir unangenehm, von mir zu erzählen, einem Forscher, der Jünger eines Gurus wird und dann zurückkehrt. Was würde ein Priester da sagen?!

Ich war mir auch nicht der Tragweite meines Handelns, insbesondere der Initiationsriten bewußt. Dabei hätte ich in der Kirche die so nötige geistige Heilung erfahren können, um aus dem medialen Zustand, in dem ich mich trotz meiner Umkehr immer noch befand, herauszufinden. So wurde ich eine leichte Beute für eine Sekte, die sich zwar auf den Namen Jesu berief, aber auch von Karma, Energie und Reinkarnation sprach. Das interessierte mich. Da befand ich mich auf vertrautem Gebiet."

Ohne es zu wissen, landet Jacques Verlinde in einer esoterischen Gruppe von Rosenkreuzern. Schnell erkennen die Verantwortlichen, daß er durch all die Übungen in Indien für okkulte Kräfte offen ist. Sie erklären ihm: “Hör mal, du hast da Gaben von Gott geschenkt bekommen. Du mußt dich in den Dienst deiner Nächsten stellen."

Kopfschüttelnd erzählt der Pater weiter: “Und ich, gänzlich unbedarft, habe mich auf das eingelassen! Sie haben mir ein Pendel in die Hand gedrückt - und es hat prächtig funktioniert, so gut, daß ich es bald nicht mehr gebraucht habe. Ich sah was den Menschen fehlte, war also eine Art Hellseher. Und wenn ich jemandem die Hand auflegte, fühlte er sich gleich besser. Also war ich auch ein Heiler."

Noch erkennt Verlinde nicht, daß da nicht Gott heilt, sondern Heilung durch okkultes Wissen geschieht. Verlinde fährt fort: “Bald konnte ich die Gedanken der Menschen lesen. Nach kürzester Zeit hatte ich also viele okkulte Fähigkeiten. Was ist da nur los, habe ich mir gedacht. Etwas beunruhigt war ich schon."

Er stellt fest, daß Personen die ihn konsultieren, in ihm plötzlich einen Guru sehen. Mißbraucht er da nicht die Freiheit von Menschen? Darf er in die psychische Intimität seiner Brüder eindringen? Die Besorgnis verstärkt sich in einer der therapeutischen Sitzungen: “Ich höre einen Ruf, öffne die Augen und sage: Ja. Aber es ist niemand da. Und dann noch einmal. Ich denke: Na, jetzt bist du offenbar übermüdet, vielleicht schizophren. Der Gruppenleiter jedoch meint: ,Wir kennen das. Damit du diese Fähigkeiten hast, muß in dir ein heilender Geist am Werke sein. Ruf ihn an. Hör auf das, was er dir sagen wird. Er wird dir helfen'."

Verlinde reagiert heftig. Mit Geistern will er nichts zu tun haben. Jesus treibt die Dämonen schließlich aus. Darauf der Leiter: “Es geht ja nicht um solche Geister, bei Dir geht es um heilende Engel." Und so macht sich Verlinde mit “heilenden Engeln" auf den Weg.

Doch eines Tages verrät sich der “heilende Engel": “Ich bin auf der Durchreise nach Paris und suche, wie jeden Tag, eine Messe. Ich nehme an ihr teil. Als aber der Priester den Leib und das Blut Christi emporhebt und spricht: ,Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm", höre ich den “heilenden Engel" Blasphemien sprechen. Ich bin entsetzt!

Nach der Messe bin ich in die Sakristei, erzähle dem Priester, was mir passiert ist. Er darauf: ,Das wundert mich nicht - ich bin der Exorzist der Diözese.' Dieses Detail ist wichtig, bin ich doch täglich in die Messe gegangen, aber so etwas hatte sich noch nie abgespielt. Es war die Autorität, mit der dieser Priester ausgestattet war, die den Dämon gezwungen hat, sich erkennen zu geben.

Ich habe sofort verstanden und den Herrn um Vergebung gebeten. Exorzismen und Befreiungsgebete waren nötig, um freizukommen. Diese Zeit gehört zu den härtesten meines Lebens. Andrerseits war es auch eine Zeit der Gnade, in der ich innerlich an diesem geistigen Kampf der Finsternis und des Lichts teilhaben durfte." Alle “Gaben" legt er dem Herrn hin und schlagartig verliert er sie - was deren Ursprung deutlich macht.

Aus eigener Erfahrung kennt Père Verlinde, wie gefährlich es ist, den Spiritismus (Magnetismus, Kartenlegen, automatisches Schreiben, Tischerücken, Pendeln...) - wie heute üblich - zu banalisieren. Die Geister, die sich in das Leben der Medien, aber auch der sie konsultierenden Menschen einschleichen, erzeugen schwerwiegende spirituelle, psychische und körperliche Probleme. “Hier handelt es sich um eine Art von okkultem Vampirismus", warnt er. Die “Heilungen" sind nur Symptomverschiebungen, die oft ärgere Probleme auf anderer Ebene zur Folge haben. Dann helfen nur Befreiungsgebete, um von den Fesseln loszukommen.

Zurück zur Geschichte: Verlinde wendet sich also von allem Okkulten ab und dem Projekt zu, das in seinem Herzen gewachsen war: Mönch und Priester zu werden. Zehn Jahre lebt er nun in verschiedenen Priesterseminaren und dissertiert in Philosophie über Fragen der Beziehung zwischen Wissenschaft und Glauben. Jedes einzelne dieser Jahre ist wichtig für seine innere Heilung. “Es ist eine Sache, befreit zu werden, aber damit das Herz in Innersten heil, damit der Intellekt wieder klar wird, damit das ganze Wesen gesundet, das braucht Zeit. Daß mir diese geschenkt wurde, war wirklich ein Segen." 1983 wird Jacques Verlinde zum Priester geweiht.

“Es waren sehr fruchtbare Jahre der Stille und Anbetung. Der Herr hat mich in dieser Zeit für die Gemeinschaft, der ich jetzt angehöre, vorbereitet. Sie ist entstanden, als ich zum Professor an der Universität von Lyon ernannt worden bin." Dort hält er Vorlesungen für Ingenieure und Kurse, in denen er über die Sinnhaftigkeit des Glaubens vor den Naturwissenschaftern spricht. Diese gehen begeistert mit. Oft muß man sie abends rausschmeißen, weil die Zusammenkünfte zu lange dauern. Die Jungen wollen sich nicht von ihm trennen. (Wenn ich mir seine fesselnde und doch ruhige Art zu erzählen, in Erinnerung rufe, kann ich gut verstehen, daß er junge Intellektuelle fasziniert. Er ließ sich übrigens von Leuten, die während des Interviews hereinschauten und ihn unterbrachen, nicht aus der Ruhe bringen und reagierte freundlich.)

Schließlich sieht man sich nach einer anderen Lokalität, um wo man weiterdiskutieren kann, ein seit langem geschlossenes Noviziat bietet sich an. “Wir haben wunderbare Zeiten erlebt. Menschen haben sich taufen und firmen lassen. Ich habe damals allein, ein wenig nach Mönchsart gelebt", erinnert sich der Pater.

Nach einem Jahr sagen einige aus der Gruppe: “Könnten wir nicht mit Dir zusammenleben?" Der junge Priester überlegt: “In einem Monat zu Pfingsten wollten wir zusammenkommen. Ich bat den Herrn, uns dann ein Zeichen zu geben, ob das Seinem Willen entspreche. So etwas darf nicht nur dem Enthusiasmus einiger Jugendlichen entspringen, die sich um einen etwas erfolgreichen Professor scharen."

Am Vorabend von Pfingsten zieht P. Verlinde sich in die Kapelle zurück. Das Allerheiligste ist ausgesetzt. Der Reihe nach kommen alle jungen Leute in die Kapelle. Und in dieser Nacht findet wahrhaft eine Ausgießung des Heiligen Geistes statt. Für die Gruppe ein starkes Zeichen anzufangen. Die Geburtsstunde der Gemeinschaft.

“In unserer Gemeinschaft gibt es Laien und Priester, auch Ehepaare, die in enger Verbindung mit dem Kern der Gemeinschaft, die aus Mönchen und Nonnen besteht, stehen. Letztere leben in getrennten Häusern, kommen aber zum Gebet zusammen. Wir haben jetzt eine Niederlassung in Lyon und eine in Nancy. Außerdem gibt es ein Bauernhaus in Ars, wo junge Menschen mit großen familiären, schulischen oder sozialen Schwierigkeiten einen neuen Sinn im Leben finden können," erzählt mir der Père, der sich seit Gründung der Gemeinschaft “Familie des Hl. Joseph" im Jahr 1990 Joseph-Marie nennt. Ein Video zeigt, wie anziehend dieses Gemeinschaftsleben ist, in dem auch fröhliche, gemeinsame Mahlzeiten im Sonnenschein auf der Wiese bei einer guten Flasche Wein nicht zu fehlen scheinen.

Und die besondere Aufgabe der Gemeinschaft, frage ich: “In der Zeit der inneren Heilung hat mich der Herr für unser jetziges Charisma vorbereitet: Wir bieten Einkehrtage für innere Heilung an, laden ein, die eigene Geschichte im Licht des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes durchzugehen, um sich für eine umfassende Heilung zu öffnen und freizuwerden von Verletzungen, die uns daran hindern, so voranzuschreiten, wie wir möchten. Wer die eigene Geschichte dem Heiligen Geist übergibt, kann in der Liebe leben und tun, was Gott für ihn vorgesehen hat. Darum geht es letztlich."

Jeder kann kommen, doch die Warteliste ist lang. Mit seinem sanften Lächeln, den Kopf leicht schief geneigt, betont P. Joseph-Marie abschließend: “Es ist ein wunderbarer Dienst." - Und wir beschließen, mein Mann und ich, bald die Gemeinschaft aufzusuchen.

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