VISION 20004/2006
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Briefe an die Männer der Kirche

Artikel drucken Die Korrespondenz der Hl. Caterina v. Siena

Wer anderen Ratschläge erteilt oder ins Gewissen redet, kann sich sehr unbeliebt machen. Nimmt man die umfangreiche Briefsammlung der Hl. Caterina von Siena (1347 - 1380) zur Hand, kann man sich leicht vorstellen, daß sie bei einigen Adressaten nicht nur Dankbarkeit ausgelöst haben wird. Die Kirche hat jedenfalls Caterinas Wirken anerkannt und sie zur Kirchenlehrerin und Patronin Europas erklärt.

Seit kurzem ist es durch die Verdienste von P. Werner Schmid und der “Gemeinschaft vom Hl. Josef" auch dem deutschsprachigen Leser möglich, sich in einer schönen Ausgabe des hauseigenen Verlages ein Bild dieser großen Heiligen zu machen. In dieser Besprechung soll es um die Briefe der Heiligen “an die Männer der Kirche" gehen. Inwiefern können sie heute interessant sein?

Erstens sind die Heiligen immer aktuell. Und zweitens erlebte die Kirche auch im 14. Jahrhundert große Krisen: ein 70jähriges Exil des Papstes in Avignon, Schisma, moralischer Verfall des Klerus, Bedrohung durch die islamischen Heere. Da können Caterinas Briefe auch in unsere Zeit sprechen. Die Heilige schreibt an Päpste und Kardinäle, an zurückgezogene Kartäuser, wie an vielbeschäftigte Weltpriester.

Ihr Wirken ist Seelsorge im besten Sinn: einfühlendes, manchmal auch strenges Beraten, Mahnen und Ermutigen. Der Ausgangspunkt ist die Liebe zu Gott und die Sorge um das Heil: “Wir leiden mehr daran, daß Gott beleidigt wird und die Seelen Schaden nehmen, als wegen der uns zugefügten Ungerechtigkeit - denn das lassen wir in Geduld an uns vorübergehen; nicht aber wenn es sich um Beleidigungen handelt gegenüber unserem Schöpfer." Gegenüber Papst Urban VI. beklagt sie den Zustand der Amtsträger und bittet ihn, heilige, tugendhafte Männer in der Kirche zu fördern. Offen spricht sie von der “Schuld der schlechten Hirten, die die Sünde nicht getadelt haben - weder durch Worte noch durch das Beispiel eines guten, heiligen Lebens."

Sie weiß aber auch auf den wahren Weg zu weisen: “Die Notwendigkeit Eures eigenen Seelenheils verlangt, daß Ihr Euch erhebt, damit Ihr erleuchtet das Leben und die heilige Lebensweise der wahren Hirten nachahmen könnt. Bleibt also immer in der Nähe Eurer geliebten Mutter, der Liebe: denn sie befreit Euch von jeglicher Furcht und Feigheit. Dagegen schenkt sie Euch Mut und Großzügigkeit und Freiheit des Herzens; sie macht Euch stark, gefügig für Gott und eins mit ihm - denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm."

Ihre theologisch anspruchsvollen Schreiben zeichnen sich durch profunde Kenntnis der Hl. Schrift aus und für viele Gedanken lassen sich Belege im Werk des Hl. Thomas vom Aquin finden. In ihnen kann so mancher Leser, ob Amtsträger oder nicht, Nahrung für sein geistiges Leben finden, Ermutigung und Mahnung, auch wenn sie ihm vielleicht zunächst lästig sein mag.

Eine gute Idee sind die schönen Fotos, die das historische und geographische Umfeld der Briefe illustrieren. Umfangreiche Personen- und Sachregister erleichtern gezieltes Nachschlagen.

Wolfram Schrems

Caterina von Siena 3, Briefe an die Männer der Kirche. Verlag St. Josef. 564 Seiten. Euro 23,80

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