VISION 20005/2006
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Am Ende siegt die Liebe

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Hören wir nochmals die Worte Elisabets, die im Magnifikat Marias ergänzt werden: “Selig ist die, die geglaubt hat." Der erste und grundlegende Schritt, um Wohnstätte Gottes zu werden und so die endgültige Glückseligkeit zu finden, ist zu glauben, ist der Glaube, der Glaube an Gott, an jenen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat und sich im göttlichen Wort der Heiligen Schrift an uns wendet.

Glauben bedeutet nicht, eine weitere Meinung anderen hinzuzufügen. Und die Überzeugung, der Glaube, daß es Gott gibt, ist nicht eine Information wie jede andere. Bei vielen Informationen spielt es für uns keine Rolle, ob sie wahr oder falsch sind, sie ändern unser Leben nicht. Aber wenn es Gott nicht gibt, dann ist das Leben , ist die Zukunft leer.

Wenn es Gott aber gibt, ändert sich alles, das Leben ist Licht, unsere Zukunft ist Licht, wir haben einen Orientierungspunkt dafür, wie wir leben sollen. Glauben ist somit die grundlegende Orientierung unseres Lebens.

Sagen: “Ja, ich glaube, daß du Gott bist, ich glaube, daß du in deinem menschgewordenen Sohn unter uns gegenwärtig bist", gibt meinem Leben Orientierung, veranlaßt mich, mich an Gott zu binden, mich mit ihm zu vereinen und so den Ort zu finden, wo ich leben will, und die Art und Weise, wie ich leben will. Glauben ist nicht nur eine Denkweise, eine Idee; es ist (...) eine Handlungs-, eine Lebensweise. Glauben bedeutet, dem vom Wort Gottes vorgegebenen Weg folgen.

Diesem fundamentalen Akt des Glaubens, der (...) eine Stellungnahme für das ganze Leben ist, fügt Maria ein weiteres Wort hinzu: “Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten." Mit der ganzen Heiligen Schrift spricht sie von “Gottesfurcht", ein Wort, das wir vielleicht nicht so recht kennen oder lieben. Aber Gottesfurcht ist keine Angst, sondern etwas ganz anderes.

Als Kinder haben wir keine Angst vor dem Vater, wohl aber Ehrfurcht vor Gott, die Sorge, jene Liebe zu zerstören, auf die unser Leben gegründet ist. Gottesfurcht ist jenes Bewußtsein für die Verantwortung, das wir haben müssen, Verantwortung für den Teil der Welt, der uns im Leben anvertraut ist. Verantwortung, diesen Teil der Welt und der Geschichte, der wir sind, gut zu verwalten und so dem rechten Aufbau der Welt, dem Sieg des Guten und des Friedens zu dienen.

“Von nun an preisen dich selig alle Geschlechter": Das bedeutet, daß die Zukunft (...) Gott gehört, in Seinen Händen liegt, daß Gott siegen wird. Und es ist nicht der Drache, der siegen wird, der starke Drache, von dem heute die erste Lesung spricht, der Drache, der alle gewalttätigen Mächte der Welt verkörpert. Sie scheinen unbesiegbar, aber Maria sagt uns, daß sie nicht unbesiegbar sind. Die Frau - so zeigen uns die erste Lesung und das Evangelium - ist stärker, weil Gott stärker ist. Sicher, dem so mächtigen und bedrohlichen Drachen gegenüber erscheint die Frau, die Maria ist und auch die Kirche, schutzlos und verwundbar. Und tatsächlich ist Gott in der Welt verwundbar, denn Er ist die Liebe, und Liebe ist verwundbar. Dennoch hat er die Zukunft in der Hand; die Liebe und nicht der Haß wird siegen, der Frieden wird schließlich den Sieg erringen.

Auszug aus der Predigt am 15. August 2006

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