VISION 20003/2007
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Wenn “Kids" plötzlich aus vollem Herzen mit Jesus sprechen...

Artikel drucken Wichtige Hinweise für eine vertiefte Sicht auf die Heilige Eucharistie

Wird man durch die regelmäßige Teilnahme an der Heiligen Messe zu einem neuen Menschen, zu einem authentischeren Christen?

P. Karl Wallner OCist: Leider hat sich bei uns eine sehr oberflächliche Vorstellung von den Sakramenten eingestellt: so als wären sie bloß schöne Ritualien, die einzig auf einer autosuggestiven, psychologischen oder soziologischen Ebene wirken würden. In den Sakramenten handelt aber Christus selbst. Und gerade die Heilige Messe ist ja geradezu das Sakrament der “Handlungspräsenz" des Erlösers. Wer die Heilige Messe richtig mitfeiert, der wird unbedingt vom Wort Gottes getroffen, der wird unbedingt in die Liebesgemeinschaft (“communio") mit dem sich hinschenkenden Herrn hineingenommen. Wie sollte der sich nicht zum Besseren verändern? Ich erlebe es sehr stark bei Jugendlichen, die sich - nach einem gottfernen Leben - bekehren: Für sie wird die oftmalige Heilige Messe zu einem wirklichen “Muß", weil sie spüren: hier empfange ich die Kraft, um wirklich gut zu leben...

Genügt die Erfüllung der Sonntagspflicht, um die christliche Vollkommenheit zu erlangen?

P. Wallner: Jeder soll die Heilige Messe nach seinen Möglichkeiten besuchen! Wenn alle Gläubigen “nur" die Sonntagsmesse besuchen würden, hätten wir ein starkes Christentum! Berufstätige und durch Arbeit belastete Menschen sollen sich kein schlechtes Gewissen machen, wenn sie “nur" die Sonntagsmesse schaffen. Es gibt aber viele Menschen, die durchaus öfter gehen könnten. Die möchte ich ermutigen, diese Chance zu nützen. Ich rate den Gläubigen immer, mit einem persönlichen Herzensanliegen zur Heiligen Messe zu gehen, also eine stille persönliche “Intention" zu fassen, um die man den eucharistischen Herrn besonders bitten möchte. Das motiviert, denn die Gnade bleibt nie aus.

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Wie bereitet man sich auf die Heilige Messe vor? Und worauf sollte man während der Heiligen Messe besonders achten?

P. Wallner: Ich möchte einen praktischen Rat zur Konzentration geben: Als Pfarrer habe ich es erlebt, daß kurz vor der Messe in der Sakristei noch das Chaos herrschte und längere Konzentration - wie etwa ein Pater Pio sie praktiziert hat - einfach nicht möglich war. Ich habe dann einfach beim Auszug einen konzentrierten Blick auf den Tabernakel geworfen und während der Kniebeuge geflüstert: “Du!", oder “Um Deinetwillen!" Diese kurze Konzentration auf den Herrn hat mir immer geholfen, dann wirklich konzentriert bei der Sache zu sein.

Ist jede Heilige Messe gleich wertvoll?

P. Wallner: Objektiv ist jede Heilige Messe in ihrer Heilswirkung gleich, ob es eine gesangslose Wochentagsmesse, ein Feierliches Pontifikalamt oder eine kurze Kindermesse ist... Trotzdem sind unterschiedliche Gestaltungen sehr wünschenswert, weil wir ja als Menschen von der sinnlichen Erfahrung her leben. Deshalb gibt es ja die liturgischen Abstufungen der Feste und Gedenktage, den liturgischen Jahreskreis. Wie freut man sich nach sieben Wochen Fastenzeit doch wieder auf das Halleluja, auf die Orgel, auf die Blumen in der Kirche... Gott braucht diese liturgischen Eindrücke nicht, aber wir Menschen brauchen das, um die Geheimnisse intensiver miterleben zu können.

Wann darf ich zur Kommunion gehen, wann sollte ich es bleiben lassen?

P. Wallner: Man muß sagen, daß auch der objektiv an der Gnadenwirkung der Heiligen Messe teilnimmt, der aus guten Gründen nicht zur Heiligen Kommunion geht. Auch das bewußte und fromme Mitfeiern ist eine Art der “Kommunion", also der Gemeinschaft mit dem Herrn. Man muß also - auch wenn man im Gnadenstand wäre - nicht immer zur Heiligen Kommunion gehen. Die Heilige Kommunion ist etwas Persönliches und Intimes, hier trete ich in eine innere Beziehung mit dem Herrn. Daher bedarf sie der Vorbereitung, der Herzenssehnsucht, einer inneren Haltung der Demut und der Liebe. Wenn ich nicht oder nur schlecht disponiert bin, kann es manchmal gnadenvoller sein, nicht einfach vorzugehen und zu tun, was alle anderen tun. Auf der anderen Seite möchte ich klar sagen: Wer zur Kommunion gehen kann, der soll es nicht leichtfertig ausschlagen, daß er tatsächlich zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen ist.

Was bedeutet der Empfang der Kommunion? Wie lange bleibt Christus leibhaftig in mir gegenwärtig? Wie sollte ich ihm begegnen?

P. Wallner: Kommunion kommt vom lateinischen “communio" und bedeutet Gemeinschaft. Es geht um eine personale Gemeinschaft, um eine Gemeinschaft von Personen: mein Ich mit dem Du des Heilandes selbst. Objektiv endet die eucharistische Gegenwart mit der Auflösung der Gestalten, also der Hostie, im Magen - aber das ist für die geistige Wirkung bedeutungslos. Nach dem Empfang des Herrenleibes brauchen wir unbedingt Konzentration und Stille; einfach die Chance, mit dem Herrn zu sprechen. Die Danksagung ist unbedingt wichtig, denn hier geht es um die Fruchtbarkeit des Sakramentsempfanges für mein Leben: Ich darf den Herrn in mir anbeten, ihn um Heilung bitten, ihm meine Sorgen und Bitten vorlegen, ihm von Herzen für seine Nähe danken... Danksagung ist ein Dialog von Herz zu Herz mit dem Herrn.

Ist es zulässig, sich auszusuchen, wo man an der Heiligen Messe teilnimmt, oder soll man in der eigenen Pfarre bleiben?

P. Wallner: Das muß man von Fall zu Fall entscheiden. In einigen Fällen wird man raten müssen: Es ist besser für Dich, daß Du manche Mißstände erträgst und nicht gleich in eine Dir angenehmere Situation “fliehst". Das Leiden an der Kirche ist nämlich eine Kategorie der Gnade. Wenn wir immer gleich ausweichen, dann “leiden" wir uns selbst nicht gesund in der Demut, die nun einmal zum Kirchesein gehört. Es ist wichtig, daß die Gläubigen für jene, die an liturgischen Mißständen schuld sind, beten und opfern, und daß sie versuchen, ruhig und sachlich Falsches zu korrigieren. Auf der anderen Seite gibt es sicher auch schreckliche Fälle, wo die Mißstände in der Feier der heiligsten Geheimnisse so gravierend und belastend sind, daß man nur raten muß: Zieh weg von Sodom und Gomorrha! In der Zeit der Mobilität ist es den Gläubigen ja möglich, auf diese Weise “mit den Füßen" abzustimmen.

Was ist das Geheimnis einer ausgeprägten “eucharistischen" Frömmigkeit?

P. Wallner: Zur Eucharistie - egal ob es sich jetzt um die Feier der Heiligen Messe handelt oder um die Anbetung des Herrn im Sakrament - ist das Entscheidendste, daß ich mit dem Herrn auf “Du und Du" bin. So wie Don Camillo in den berühmten Fernandel-Filmen. Wenn wir Priester und Gläubige haben, die aus dem Dialog mit dem eucharistischen Heiland leben, wird alles neu! Und den Priestern möchte ich raten: Seid ungeniert verliebt in den eucharistischen Herrn.

Wir erleben das monatlich bei unserer Jugendvigil hier im Stift Heiligenkreuz, wo wir bewußt mit den hunderten herbeiströmenden Jugendlichen keine Heilige Messe feiern, aber sie die Anbetung vor dem Allerheiligsten lehren: Wenn die jungen Leute sehen, daß Jesus Christus eine Wirklichkeit ist, in die man sich verlieben kann, dann tun sie das auch und es geschehen Wunder über Wunder...

Da knien die “Kids" und beginnen plötzlich, mit dem Herzen mit Jesus zu sprechen, mit ihren Ohren auf ihn zu hören. Er hat immer schon auf sie gewartet; jetzt wird es ihnen plötzlich bewußt. Und die Päpste und Bischöfe rufen uns in den so vielen und immer neuen Schreiben nichts anderes zu, als daß wir uns wieder der Gnadenmacht des eucharistischen Herrn bewußt werden. Ist das Schreiben “Sacramentum caritatis" nicht ein einziger Appell an die Kirche: Werdet Euch doch wieder der Liebesmacht des Herrn in der Eucharistie bewußt, laßt den eucharistischen Herrn doch Mitte Eures Leben sein, dann werdet Ihr Wunder der Verwandlung erleben...

P. Karl Wallner OCist ist Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz. Das Interview ein Auszug aus Zenit.org v. 19.3.07

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