VISION 20004/2007
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Zeugen des Glaubens in schweren Zeiten

Artikel drucken Fünf Kurzportraits von Christen, bereit zu totalem Einsatz

Pjetér Meschkalla SJ

Geboren 1901 im albanischen Shkodra , wird er mit 30 Jahren zum Priester bei den Jesuiten geweiht. Er widmet sich der Jugendarbeit. 1945 versucht das kommunistische Regime, diesen Intellektuellen und Apostel auf seine Seite zu bringen. Vergebens, denn kurz danach geht P. Pjetér mit dem Regime von der Kanzel aus streng ins Gericht. Er wird verhaftet. Das Urteil: 25 Jahre Zwangsarbeit. Ein Mithäftling schreibt über das Wirken des Priesters im Lager: “P. Meschkalla übte seinen Beruf als Soldat Christi durch Einsatz für die Armen und Ausgeschlossenen aus. Er war geradeheraus und angstlos. Damals hielt der Lagerkommandant, ein ungebildeter Mann, lange Vorträge. Einige der Häftlinge wagten, ihm zu widersprechen. Unter ihnen P. Meschkalla, bekannt für sein offenes Wort. Er sprach mit Autorität auch vor dem Lagerkommandanten, der ihm nur selten widersprach aus Angst vor des Paters Mut und dessen stringenter Logik..."

1960 geht er frei und läßt sich in Shkodra nieder. Als 1967 eine Kulturrevolution nach chinesischem Vorbild einsetzt, schreibt P. Pjetér dem Ministerpräsidenten, er möge den Terror beenden. Die Folge: Verhaftung und weitere 10 Jahre Zwangsarbeit. Den Richtern erklärt er: “Selbst wenn sie mich lebenslänglich einsperren, werde ich freikommen, weil sie sich gegenseitig umbringen werden..."

Als er wieder freikommt, lebt er in einer Elendshütte, wirkt als Priester im Untergrund, feiert heimlich Messen und spendet Sakramente. Das bringt ihm eine dritte Verhaftung ein - gerade als er eine Weihnachtsmette feiert. Er stirbt 1988. Shkodras Priesterseminar trägt heute seinen Namen.

Metropolit

Lucian Muresan

Lucian kommt als zwölftes einer Familie mit 17 Kindern 1931 zur Welt. Seine Eltern sind uniierte Katholiken. Er spürt die Berufung zum Priester, wird aber 1959 von den Kommunisten aus dem Seminar verwiesen. So beginnt er, in den Steinbrüchen von Baja Mare zu arbeiten. Später wird er 20 Jahre lang als Techniker in der Verwaltung tätig sein. 1964 wird er von Bischof Ion Dragomir, nachdem dieser 12 Jahre Gefängnis und Arbeitslager hinter sich gebracht hatte, geheim zum Priester geweiht. Von da an hört er abends nach der Arbeit in den Dörfern Beichte und feiert im Geheimen die Liturgie. Obwohl die Securitate, der Geheimdienst, ihn verdächtigt und mehrmals - mit durchaus brutalen Methoden - verhört, gelingt es ihr nie, ihn auf frischer Tat zu ertappen. Mit zwei Laien baut er eine Gruppe auf, die sich in der Familienpastoral engagiert. Nach dem Sturz von Ceaucescu wird Lucian Muresan zum Bischof von Maramures geweiht. Seit 1994 ist er Metropolit von von Fagaras und Alba Julia.

Dietrich Bonhoeffer

Dietrich kommt als sechstes von acht Kindern der Familie eines Psychiatrieprofessors, der sich 1911 in Berlin niederläßt, zur Welt. Als 16jähriger entscheidet er sich gegen eine Pianistenkarriere und für eine Tätigkeit als Pastor. Er studiert Theologie, wird evangelischer Studentenpfarrer in Berlin und hält Vorlesungen an der Fakultät. Als sich die evangelische Kirche Deutschlands immer mehr dem Einfluß des Nationalsozialismus öffnet und den Arierparagraphen einführt, der getaufte Juden ausschließt, erklärt Bonhoeffer seinen Austritt.

Er tritt dem Pfarrernotbund bei, der zur Bekennenden Kirche wird und leitet das Predigerseminar zur Ausbildung junger Pastoren, um sie für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auszurüsten. 1936 wird ihm die Lehrerlaubnis entzogen, 1938 wird er aus Berlin ausgewiesen. Er übersiedelt in die USA, erkennt dort aber: “Ich werde kein Recht haben, an der Wiederherstellung des christlichen Lebens in Deutschland mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen dieser Zeit mit meinem Volk teile."

Nach langem Zögern schließt er sich der Widerstandsbewegung an und wird nach dem Attentat auf Hitler verhaftet. Im Gefängnis setzt er sich für seine Mithäftlinge ein, schreibt für sie Beschwerdebriefe, hilft Kranken - und tröstet seine Lieben zu Hause, während er auf sein Todesurteil wartet. Bekannt ist sein Gedicht: “Von guten Mächten". Am 9. April 1945 wird er hingerichtet. Vorher verabschiedet er sich mit den Worten: “Das ist das Ende - für mich der Beginn des Lebens."

Vladimir Durikovic

Weil er in einer gläubigen Familie in Trencin, Slowakei, heranwächst, die auch wert auf Religionsunterricht legt, wird es Vladimir Durikovic schwergemacht, an der Universität zu studieren. 1961 beginnt er dennoch ein naturwissenschaftliches Studium. Nach dessen Beendigung heiratet er Maria und arbeitet als Mathematiker in einer staatlichen Einrichtung. Während seines Militärdienstes beginnt Vladimir, sich in der christlichen Widerstandsbewegung zu engagieren. Gemeinsam mit Studenten gründet er geheime Gebetsgruppen.

Mit der Geburt seiner fünf Kinder wird ihm die Bedeutung der christlichen Erziehung bewußt. Gemeinsam mit seiner Frau arrangiert er Treffen mit gleichgesinnten Familien: gemeinsames Lesen der Schrift, Gebet, gegenseitige Hilfe... Die ersten geheimen katholischen Familienrunden entstehen. Sie sollten nicht selbstgenügsam bleiben, sondern apostolisch wirken. Der Glaube wird als Zentrum der persönlichen und familiären Entwicklung gefördert - auch wenn dies mit Benachteiligungen im Alltag erkauft wird. Die Bewegung breitet sich über Bratislava aus, sie organisiert Einkehrwochenenden, Besinnungstage für Junge und Ältere. Als 1989 kommunistische Regime zusammenbricht, umfaßt die Bewegung rund 50.000 Mitglieder.

Luis Magana Servin

Luis Magana Servin wird in Arandas, Mexiko, geboren. Sein Vater betreibt eine Gerberei, in der auch der Sohn tätig wird. 1926 heiratet er. Ein Jahr darauf kommt Gilberto zur Welt. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre findet in Mexiko eine massive Verfolgung der katholischen Kirche statt. Gegen sie kommt es zum Aufstand der Cristeros. Die Stadt, in der Luis Magana lebt, ist eine Hochburg dieses katholischen Widerstands. Weil Luis Gewaltlosigkeit befürwortet, schließt er sich der Bewegung nicht an, unterstützt sie aber geistig und materiell, wissend, welche Gefahr damit verbunden ist. Am 9. Februar 1928 erscheint General Martinez in Luis Heim, um ihn zu verhaften. Da er nicht anwesend ist, nimmt er den Bruder als Geisel mit. Heimgekehrt, erfährt Luis, was geschehen ist, und begibt sich, nachdem er mit seiner schwangeren Frau Mittag gegessen hat, zum Hauptquartier.

Der Bruder wird freigelassen und Luis Magana Servin bittet, vor seiner Erschießung noch ein paar Worte sagen zu dürfen: “Ich bin weder Cristero, noch Rebell. Wenn man mich aber anklagt, Christ zu sein - das trifft zu. Ihr Soldaten, die ihr mich erschießen werdet, ich möchte Euch sagen, daß ich Euch schon jetzt vergebe und Euch verspreche, daß ich, sobald ich vor Gottes Antlitz trete, als erstes für Euch eintreten werde. Viva Cristo Rey! Viva Santa Maria de Guadalupe!"

CG

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