VISION 20007/2007
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Schach den falschen Propheten

Artikel drucken Gegen Arglosigkeit und Panikmache (Von Christof Gaspari)

Es ist schwierig, das Thema Esoterik ausgewogen abzuhandeln. Denn auf der einen Seite möchten wir drastisch und klar vor den Folgen der esoterischen Versuchungen, die uns Tag für Tag begegnen, warnen...

Auf der anderen Seite wollen wir vermeiden, Panik zu verbreiten und keineswegs den Eindruck erwecken, daß hinter jedem Mittelchen, jeder Massage der Teufel lauert und daß jeder, der mit einem der vielen Angebote aus dem Bauchladen der Esoterik in Berührung gekommen ist, von bösen Geistern heimgesucht ist. Eine Gratwanderung also zwischen den Abgründen der Arglosigkeit und der Panikmache.

Zunächst einmal sei festgehalten, daß heute viele mangels erkennbarer Alternativen auf esoterische “Heilswege" geraten. Schwer belastet mit Sorgen, psychischen Problemen und in scheinbar unlösbare Lebenssituationen verstrickt, greifen sie nach jedem Strohhalm. Stellen sich dann bei einem der Angebote Anfangserfolge, vorübergehende Erleichterungen ein, ist man bestärkt und probiert das nächste, vor allem wenn sich neue Probleme einstellen.

Man fängt etwa mit den Notfalltropfen aus der Palette der Bachblütentropfen an. Warum nicht?, sagt man sich, sind ja in jeder Apotheke zu haben. Blüten - von Gott geschaffen. Schließlich trinke ich ja auch Kamillentee bei Magenproblemen.

Aber genau da ist einzuhaken. Pflanzliche Stoffe zur Behandlung körperlicher Probleme - das ist in Ordnung. Liest man aber, was Dr. Edward Bach verheißt, so erkennt man, wo die Gefahr lauert: Seine Tinkturen sollen “Selbstzweifel, Redseligkeit, übermäßige Sorge um das Wohl anderer..." bekämpfen oder “Zuhören können" fördern (keine Ohrentropfen wohlgemerkt!). So jedenfalls der Zettel, den uns der Apotheker auf Anfrage gab. Wer nach Bachblüten greift, bekommt also mit: Seelische Probleme heilt man mit Tropfen. Nicht etwa: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." (Mt 11,28) Nein: Angst und Sorge sind mit Tropfen zu bewältigen.

Und wenn's nicht ganz klappt, gibt es Literatur - und selbstverständlich Kurse. Dort bekommt man vielleicht schon zu hören, welche Philosophie hinter Dr. Bachs Tinkturen steckt. Sätze wie: “Es ist so dringend notwendig, daß wir uns auf das Wissen zurückbesinnen, daß in unserem Inneren alle Wahrheit liegt." Oder: “Dann, wenn wir unseren ureigenen Plänen mit aller Kraft folgen, gibt es kein Versagen..." “Wir können beruhigt sein, daß es nur eine einzige Sünde gibt, nicht den Geboten des Göttlichen in uns zu folgen..." Wohlgemerkt: des Göttlichen - nicht Gottes.

Spätestens jetzt sind wir mitten im Weltanschaulichen. Und sofort bietet sich der nächste Schritt an: Ich buche einen Meditationskurs, um das Göttliche in mir zu entdecken und zu aktivieren, öffne mich für Transzendentes. Vielleicht gelingt es gar, einen “guten Geist" anzuzapfen... Das ist die Gefahr: Auf der Suche nach Heilung greife ich stets neu nach Rezepten und Techniken, die mir Heil verheißen. So wird mein Glück zu meiner Aufgabe, für die jedes Mittel recht ist.

Auch Christen lassen sich da verführen. Alles sei ganz harmlos und natürlich. Nicht im Widerspruch zum Glauben. Wer Migräne hat, gehe schließlich auch zum Arzt und nicht ins Heilungsgebet.

Einiges stimmt an solchen Argumenten, aber nicht alles. Richtig ist, daß die Stoffe der Natur auch unserer Genesung dienen. Dazu hat sie uns Gott gegeben. Heilung aber ist mehr als die Wiederherstellung einer angegriffenen Gesundheit. Heilung schenkt uns weder die Schul-, noch die Paramedizin, die Yogaübung oder die Gruppendynamik. Denn das Heil kommt uns allein von Gott zu.

Als Christen ist es unsere Aufgabe, diese Botschaft in unsere ratlose Zeit zu tragen, den heilsuchenden Menschen unserer Tage (und uns selbst!) zu eröffnen, daß der Herr in Seiner Kirche Heil und Heilung wirkt, ganz konkret. Was wir im Evangelium lesen, ist kein überholter Spruch aus Urzeiten: “Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden." (Mk 16,17f)

Die Kirche darf das Wirken dieser Zeichen des Heils nicht den falschen Propheten überlassen. Daher gilt für uns Christen, daß wir endlich “zum Glauben kommen", damit Gott jenes Heil wirken kann, nach dem heute so viele voll Sehnsucht Ausschau halten.

Christof Gaspari

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