VISION 20002/2010
« zum Inhalt Schwerpunkt

Gleichschaltung: öffentlich verordnet

Artikel drucken Gender Mainstreaming: eine von UNO, EU und westlichen Staaten gepushte Ideologie (Von Gabriele Kuby)

Ein Gespenst geht um in der Welt und dieses heißt „Gender“. Kaum jemand kennt seinen Namen, obwohl es überaus mächtig ist und sein Gespinst über alles geworfen hat, was von internationalen und staatlichen Institutionen beeinflußt wird.


Dieses Gespenst ist im Begriff, einen neuen Menschen zu schaffen, zu dessen Freiheit es gehören soll, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung zu wählen, das heißt, willkürlich zu entscheiden, ob er oder sie Mann oder Frau sein will, heterosexuell, schwul, lesbisch, bisexuell oder transsexuell (GLBT).
Diese Auffassung von Freiheit und Sexualität soll nach dem Willen der UN, der EU und der Deutschen Bundesregierung den Kindern von der Kinderkrippe an eingeprägt werden. Gender Mainstreaming ist seit 1999 „Leitprinzip und Querschnittaufgabe“ der deutschen Politik. Auf der Homepage des Wissenschaftsministeriums heißt es: „Die deutsche Bundesregierung hat Gleichstellungspolitik mittels der politischen Strategie des Gender
Mainstreaming als durchgängiges Leitprinzip und Querschnittsaufgabe festgelegt. Damit reiht sich die Bundesregierung in die weltweiten Aktivitäten zur wirkungsvolleren Durchsetzung von Gleichstellungspolitik ein.“
Und wer die Homepage der österreichischen Frauenministerin liest, bekommt Ähnliches vorgesetzt: „Für eine breite und durchgängige Anwendung von Gender Mainstreaming sind praxisorientierte Instrumente wie Leitfäden und Checklisten Voraussetzung. (…) Die umfassende Anwendung dieser Instrumente und damit die Verlagerung der Verantwortung für gleichheitsorientiertes Handeln auf die jeweiligen Fachbereiche erachte ich als Meilenstein in der Gleichstellungspolitik…“
Die Fassade dieser neuen Ideologie heißt „Gleichstellung“ von Männern und Frauen. Mehr Gleichheit führe angeblich zu mehr Gerechtigkeit. Nie wird die Frage gestellt, ob mehr Gleichheit zwischen dem, was nicht gleich ist, einen Beitrag zur Lösung der gewaltigen Zukunftsaufgaben leisten kann. Hinter der Fassade verbirgt sich der Gene?ral?angriff auf die moralischen Normen, denen wir die abendländische Kultur verdanken. Ohne sie kann weder die Familie noch das Christentum bestehen.
Gender war bis in die siebziger Jahre ein grammatikalischer Begriff zur Unterscheidung des Genus eines Wortes. Er wurde von den Radikalfeministinnen in Personalunion mit den internationalen Homo- und Lesbenorganisationen in Beschlag genommen, um die Auffassung zu transportieren, das „soziale“ Geschlecht sei unabhängig vom biologischen. Es gäbe nicht zwei Geschlechter, sondern sechs oder mehr, je nach sexueller Präferenz. Gender soll zum Main?stream werden, zum nicht hinterfragten Zeitgeist.
Die „Gender-Perspektive“ erkennt keinerlei wesenhafte oder angeborene Unterschiede zwischen Mann und Frau an, obwohl jede einzelne Körperzelle männlich oder weiblich ist. Sie ignoriert und unterdrückt die Forschungsergebnisse von Hirnforschung, Medizin, Psychologie und Soziologie, welche die unterschiedliche Identität von Mann und Frau in der Gehirnstruktur, im Hormonhaushalt, in der psychologischen Struktur und im sozialen Verhalten nachweisen.
Den Durchbruch der „Gender-Perspektive“ erkämpften die feministisch/lesbischen Nicht-Regierungsorganisationen auf der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995. Sie wußten, daß gesellschaftliche Veränderung nicht ohne Veränderung der Sprache zu erreichen ist. Mit staunenswerter strategischer Weitsicht gelang es ihnen, das Wort „sex“, welches für die Zweigeschlechtlichkeit steht, in den amtlichen Dokumenten durch den Begriff „gender“ zu ersetzen.
Die Pekinger Aktionsplattform wurde sukzessive in verbindliches Recht umgesetzt. Durch den Vertrag von Amsterdam (1999) und die EU-Grundrechtscharta von Nizza (2000) wurde Gender Mainstreaming zur verbindlichen Vorgabe, ausgestattet mit riesigen Finanzmitteln.
„Gender-Studies“ ist ein boomender Markt mit beträchtlichem Stellenwachstum. Dieses Fach ist an geisteswissenschaftlichen Lehrstühlen fest etabliert und expandiert über Fachgrenzen. Zusätzlich zu den akademischen Instituten gibt es unzählige vom Staat oder der EU finanzierte Beratungsinstitutionen, die im Begriff sind, Organisationen aller Art zu „gendern“.
Da die Einstellungen Erwachsener zu Formen der Sexualität, die bis vor kurzem juristisch und sozial sanktioniert waren, nicht leicht zu verändern sind, richtet sich die ganze Wucht dieser kulturellen Revolution auf die nächste Generation, auf die Kinder und Jugendlichen. Einige Beispiele: In Brasilien wurde 2008 „Sexual diversity“ offiziell als Schulfach in den öffentlichen Schulen für die Klassen eins bis neun eingeführt. Der sozialistische Präsident Luiz Lula da Silva nennt „Homophobie“ „die perverseste Krankheit, die den menschlichen Geist je befallen hat“.
In Wien betreibt die Kinderbetreuung „Fun & Care“ bei Kleinkindern „geschlechtssensible Pädagogik“ und erzieht sie zu einem „geschlechtergerechten Sprachgebrauch“. Buben bekommen einen Kosmetikkorb und Prinzessinnenkleider, Mäd?chen hingegen werden dazu angehalten, sich mit Schreien und körperlicher Gewalt gegen Buben durchzusetzen.
In Berlin fördert Dissens e.V. seit 1989 die „Geschlechterdemokratie“, insbesondere durch die zielgerichtete Zerstörung männlicher Identität bei Jungen.
In einem bayerischen Kindergarten klärte ein promovierter Vertreter der Caritas nach sexuellen Übergriffen von Kindern an Kindern besorgte Eltern darüber auf, daß Kinder ein Recht auf Sexualität hätten und Masturbation, Doktorspiele und Ausprobieren des Geschlechtsverkehrs normal seien und zugelassen werden sollten.
Die dem Familienministerium unterstehende Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verschickte 650.000 Mal „Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung“, in denen die Eltern zur sexuellen Stimulation ihrer Kleinkinder aufgefordert wurden. Die Familienministerin mußte die Broschüren im Juli 2007 zurückziehen, nachdem durch Veröffentlichungen der Autorin medialer Druck entstanden war.
Es drängt sich die Frage auf: Wie ist es möglich, daß eine neue Ideologie Fuß faßt, die doch von jedem Menschen durchschaut werden kann? Wir wissen, daß wir entweder als Mann oder als Frau in der Welt existieren, und empfinden das andere Geschlecht als wesenhaft anders und deswegen anziehend. Liebe ist der einzige Schlüssel zum fremden Land des anderen Geschlechts. Nun heißt es: Alles nur konstruiert, um die Frau zu unterdrücken. Frauen werdet Männer! Männer werdet Frauen! Oder irgendetwas dazwischen, mal so, mal so. Das ist euer Freiheitsrecht. Ihr seid, als was ihr euch fühlt, und wenn ihr euch unwohl fühlt, dann zieht die Kleider des anderen Geschlechts an oder laßt euch den Penis wegoperieren und Plastikbrüste unter die Haut pflanzen – oder umgekehrt – es ist euer Menschenrecht.
Wie ist es möglich, daß homosexuelles Verhalten, das von allen Religionen abgelehnt wird und bis vor wenigen Jahrzehnten in westlichen Gesellschaften strafbar war, den Kindern in der Schule schmackhaft gemacht wird? Gibt es Eltern, die sich freuen, wenn ihre Kinder homosexuell sind? Welchen Beitrag leistet Homosexualität für das Allgemeinwohl und die Zukunft, insbesondere in Zeiten des demographischen Epochenwandels?
Das Programm, das heute mit Gender Mainstreaming alles daran setzt, einen „neuen Menschen“ zu schaffen, und zwar auf einer tieferen Ebene als je zuvor, hat schon Friedrich Engels formuliert: „Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus von Mann und Weib in der Einzelehe und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche.“
Um den angeblichen Klassengegensatz zwischen Mann und Frau abzuschaffen, muß die Familie zerstört werden. Die einflußreichste Feministin des letzten Jahrhunderts, Simone de Beauvoir, rief die Frau auf, „der Sklaverei der Mutterschaft“ zu entfliehen“. Mit ihrem berühmten Satz, „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“, läutete sie die Gender-Revolution ein.
Mit Gender Mainstreaming wird die Schraube nun ins Absurde gedreht. Chefideologin Judith Butler, Professorin an der University of California und an der Europäischen Universität für Interdisziplinäre Studien in der Schweiz, gehört zur Führungsspitze der International Gay and Lesbian Human Rights Commission. Sie erklärt das „biologische Geschlecht“ zu einem „normativen Phantasma“ (einem Hirngespinst), das durch das „Regime der heterosexuellen Hegemonie“ aufgezwungen werde.
Am 3. September 2008 faßte das Europäische Parlament mit 504 gegen 110 Stimmen eine „Entschließung zu den Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern“ (A6-0199/2008). Das EU-Parlament will per Gesetz sogenannte „geschlechtsstereotype Bilder“ aus der Werbung, aus Lehrbüchern, Video- und Computerspielen, dem Internet verbannen, „beginnend in den ersten Jahren der Sozialisierung von Kindern“ – also keine Frau am Herd, sondern ein Mann, kein Mann am Steuer, sondern eine Frau. Erst wurde die Sprache verändert, jetzt die Bilder.
Das EU-Parlament fühlt sich berechtigt, den innersten Kern der Kultur zu knacken, nämlich die unterschiedliche Identität von Mann und Frau. Hier sind Bilderstürmer am Werk. Was bleibt von Kunst und Kultur übrig, wenn man das Drama der Anziehung der Geschlechter eliminiert? Wer daran festhält, daß die Geschlechtspolarität von der Natur vorgegeben ist, oder gar daran glaubt, daß der Mensch von Gott als Mann und Frau geschaffen sind, gilt als christlicher Fundamentalist, der auszuspeien ist.
Ideologien fordern Opfer. Das letzte Jahrhundert hat gelehrt, daß der revolutionäre Versuch, einen „neuen Menschen“ zu schaffen, menschenvernichtende Diktaturen hervorbringt. Welche Opfer fordert die Gender-Ideologie?


Die Gender-Ideologie

- kämpft gegen die Vernunft, weil sie die biologische, psychische, soziale Differenz von Mann und Frau leugnet.
- kämpft gegen die Frau, weil sie das feministische, am Mann orientierte Frauenbild, durchsetzt und die Mutter materiell und ideell entwertet.
- kämpft gegen den Mann, weil sie Mädchen und Frauen systematisch bevorzugt und dem Mann Autorität und Einfluß nimmt, indem sie ihn verweiblicht.
- kämpft gegen die Einheit von Mann und Frau in der Ehe und ihre notwendige Kooperation im Dienst der Zukunft.  
- kämpft gegen das ungeborene Kind, weil sie die Abtreibung zum „Menschenrecht“ erklärt.
- kämpft gegen das Kind, weil sie die Familie zerstört, den unersetzbaren Ort der Bildung gesunder Persönlichkeiten und der Weitergabe von Kultur und Glaube.
- kämpft gegen die Familie, weil sie ihr ideologisch, sozial und materiell die Existenzbasis entzieht.
- kämpft gegen das wissenschaftliche Ideal von Wahrheitspflicht und Rationalität, weil sie die Wissenschaft skrupellos ideologisiert und ihre Ressourcen zur Durchsetzung gesellschaftsverändernder Ziele miß?braucht.
- kämpft gegen den freiheitlichen Diskurs in Medien und Wissenschaft, indem sie abweichende Meinungen unterdrückt.
- kämpft gegen die Demokratie, weil sie die Interessen einer kleinen Minderheit mit staatlicher Macht zum Mainstream macht.
- kämpft gegen das Christentum, insbesondere die Katholische Kirche, weil diese in den internationalen Organisationen die einzige Bastion des Widerstandes ist.
- kämpft gegen Gott und seine Schöpfungsordnung.


Ideologien dienen nicht dem Menschen, sondern wollen ihn neu schaffen, damit der Mensch den Interessen der Ideologen dient. Aber nur der Schöpfer des Menschen hat das Recht und die Fähigkeit, Sein Geschöpf neu zu schaffen: Gott. Der Angriff geht an die Wurzel des Menschen.
Auf der ersten Seite der Bibel heißt es. „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen 1,27) Gott hat uns als zweigeschlechtliche Menschen geschaffen, weil die Erfahrung der Ergänzungsbedürftigkeit uns dazu drängt, uns über das Eigene hinaus zum anderen auszustrecken. Als Ebenbild des dreifaltigen Gottes sind wir zur Liebe berufen und finden nur liebend Frieden und Glück.
Abfall von Gott bewährt sich nicht, führt letztlich in die menschliche Katastrophe.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11