VISION 20003/2010
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Heilige Bilder

Artikel drucken Das Grabtuch von Turin und der Schleier von Manopello

Wollen wir wirklich das Antlitz Gottes erkennen, haben wir nichts anderes zu tun, als das Antlitz Christi zu betrachten. In seinem Antlitz sehen wir wirklich, wer Gott ist und wie Gott ist." Diese Worte sprach Papst Benedikt XVI. am 6. September 2006 in Rom. Einige Tage zuvor hatte der Papst in seiner ersten frei gewählten Reise innerhalb Italiens das lange Zeit vergessene "Schweißtuch Christi" in dem kleinen Bergstädtchen Manoppello in den Abruzzen besucht. Immer wieder betont der Papst, daß das Christentum weder eine Ideologie noch eine Morallehre ist, sondern ein menschliches Gesicht hat, das sich in Jesus Christus geoffenbart hat.

Auf die Suche nach diesem menschlichen Gesicht Jesu begibt sich auch der Bestsellerautor Paul Badde in seinem wunderbaren Bildband übder das Geheimnis der heiligen Bilder. Badde schreibt in seinem Buch, daß man das Geheimnis der heiligen Tücher nicht anders als über die Via Crucis und die Via Lucis findet, über den Kreuzweg und den Weg des Lichts. Im Grab Christi hätten sich beide Wege gekreuzt - in und unter diesen Tüchern.

Der Autor spricht von diesen beiden Bildern als dem ersten Evangelium. Die Bilder waren da, als die Worte fehlten und die Apostel noch sprachlos waren. Sie bildeten gleichsam das Evangelium der Urgemeinde. Das Leinentuch von Turin zeigt Jesus als den Gekreuzigten, das Schweißtuch aus Muschelseide, mit dem man sein Gesicht bedeckte, bereits den auferstandenen Christus. Badde, der entscheidend mitgeholfen hat, das "Schweißtuch von Manoppello" wiederzuentdecken, schreibt darin nicht als Wissenschaftler oder Enthüllungsjournalist, sondern er steht als ein Staunender vor dem Geheimnis der Wunder Christi.

Er beschreibt den zweitausendjährigen Pilgerweg des Grabtuchs von Turin, über das seit dem Jahr 1898, als der Fotograf Secondo Pia das Negativ eines Gefolterten auf dem Grabtuch von Turin entdeckte, ein Forscherkrieg tobt. Der Autor begibt sich auf eine einzigartige historische Spurensuche, die ihn immer tiefer in die Geschichte und zuletzt in die Stunde Null unserer Zivilisation führt, in die Grabkammer von Jesus von Nazareth, an dem zwei Freunde sein Grab leer finden - leer, bis auf zwei rätselhafte Tücher ...

Aus dieser Grabkammer, die sich heute in der Grabeskirche von Jerusalem, dem heiligsten Ort der Christenheit, befindet, berichtet Badde dem Leser auch über ein nicht von Menschenhand entzündetes Feuer. Ein österliches Lichtwunder, das die orthodoxe Christenheit Jahr für Jahr in Aufregung versetzt. Es ist der Höhepunkt jeder orthodoxen Pilgerreise zur Grabkammer Jesu am Golgotha-Felsen. Diese einzigartige Zeremonie des "nicht von Menschenhand geschaffenen Lichtes" findet immer zur gleichen Zeit um 14 Uhr am Karsamstag statt und reicht durch viele Jahrhunderte in die früheste liturgische Erinnerung zurück. Da betritt der jeweilige griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem die Grabkammer Christi und kniet, wie er selber in einem Bericht schreibt "in heiliger Furcht vor der Steinbank nieder", auf die Jesus nach seinem Tod gebettet wurde, von dem Er von den Toten auferstanden ist. Der Patriarch spricht Gebete, die durch Jahrhunderte überliefert sind und wartet. Und dann geschieht das Wunder, das der Patrirach, wie folgt, beschreibt: "Dem Innern des Steins, auf den Jesus gelegt wurde, entweicht unbeschreibbares Licht. Normalerweise hat es eine blaue Nuance. Das Licht steigt empor wie Nebel aus einem See. Es sieht fast so aus, als ob der Stein von einer Wolke umgeben sei. Aber es ist Licht." Das Wunder bewege ihn Jahr für Jahr aufs Neue, bekennt Patriarch Diodoros I. in einem Interview, das Badde im Buch zitiert. Ich gestehe, daß ich von diesem wunderbaren Geschehen noch nie zuvor gehört hatte. Aber nicht nur dieser erstaunliche Bericht macht das Buch lesenswert, sondern vor allem Baddes so lebendige Beschreibung der "wunderbaren Tücher", daß man das Gefühl hat, selber vor ihnen zu stehen. Nach Baddes Worten handelt es sich beim "Turiner Grabtuch" und dem "Muschelseidentuch von Manoppello" um zwei große Wunder, die vom größten Wunder der Weltgeschichte erzählen, der Menschwerdung Gottes und der Auferstehung Seines Sohnes - als verläßliche Vorboten Seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Verständlich, daß es auch im heurigen Frühling wieder Millionen von Pilgern nach Turin zur Ausstellung des Grabtuchs Christi zieht.

Christoph Hurnaus

Das Grabtuch von Turin. Von Paul Badde, Pattloch Verlag, 20,60 Euro

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