VISION 20006/2010
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Pol Pots Todeslagern entronnen

Artikel drucken Sok Eng, eine kambodschanische Buddhistin findet den Weg zum Glauben an Jesus Christus (Alexa Gaspari)

In Wien Stadtpark, Ende Oktober. Auf einer Parkbank sitzend genießen Sok Eng, die herzliche Kambodschanerin mit den strahlenden Augen, und ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Wieso ist da gleich so eine Vertrautheit zwischen ihr und mir? frage ich mich. Kommen wir nicht aus ganz unterschiedlichen Kulturen mit anderen Gebräuchen? Haben wir nicht so ganz andere Lebensgeschichten? Was uns hier verbindet, ist nicht nur die Sympathie wie bei einer netten aber oberflächliche Kur, einem Skikurs oder einer Reisebekanntschaft. Nein, ich denke, uns verbindet dieses unerschütterliche und aus tiefstem Herzen kommende Bemühen um unseren gemeinsamen Glauben. Ihn spüre ich sehr stark aus ihren Worten, als sie von den Projekten erzählt, die sie jetzt in Kambodscha für die Allerärmsten koordiniert. Sehr beeindruckend auch ihr Weg zum Glauben trotz – oder gerade wegen – der schrecklichen Jahre, als die Roten Khmer das Land terrorisierten.
Doch zunächst erzählt sie mir von ihrer schönen Kindheit in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas. 1953 kam sie dort zur Welt, knapp bevor die französische Kolonialmacht Kambodscha in die Unabhängigkeit entließ. Der Vater, Restaurantbesitzer, ist bemüht, allen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Die Mutter, Hausfrau, kümmert sich um die 9 Geschwister, von denen zwei leider schon früh sterben. So wächst sie mit 5 Schwestern und zwei Brüdern auf.
Sok ist die zweitälteste. Sie geht in Phnom Penh in die Schule, beginnt ihr Studium der Rechte und arbeitet als Sekretärin im Innenministerium.
Die Eltern sind strenggläubige Buddhisten. In Kambodscha ist der Theravada Buddhismus verbreitet. Buddhisten kennen keinen Schöpfergott. Nach buddhistischer Ansicht gibt es auch keine ewige Seele. Buddha ist kein Gott, sondern der erste von vielen, die „erleuchtet“ wurden. Durch eigene meditative Schau entwickelt er seine Lehre, die eine Art Selbsterlösungsphilosophie ist. Letztes Ziel ist das Loslassen von allem, was Leiden schafft, um das Nirvana zu erreichen, die große Leere (ohne Gott), in dem jedes bewußte Ich und jede eigene Vorstellung erlischt. Viele, so meint man im Buddhismus, erreichen diesen Zustand allerdings nie, sondern sind in einem Kreis von Wiedergeburten gefangen.
Im Hause von Soks Familie folgen die religiösen Vorschriften dem Mondkalender. So gab es z.B. eine besondere religiöse Anbetung Buddhas bei Vollmond vor dem Hausaltar. Buddha wird um Frieden, Gesundheit und Wohlergehen und um Schutz vor Feinden gebeten. Daß dies alles nicht wirklich erhört wird, bekommt nicht nur Sok Engs Familie in brutalster Form 1975 zu spüren, als die Roten Khmer die Hauptstadt innerhalb von 24 Stunden räumen lassen.
Rund 90 Prozent der Bevölkerung des Landes gehören zur Volksgruppe der Khmer. Bei den Roten Khmer handelt es sich um die vom kommunistischen Nordvietnam unterstützten Kommunisten des Landes, an deren Spitze damals Pol Pot steht. Sein Ziel: sämtliche bestehenden Gesellschaftsstrukturen zu zerstören, einen radikal kommunistischen Staat einzurichten und die „Demokratische“ Republik Kampuchea auszurufen. Unvorstellbares Elend fällt damit über das Land. Rund zwei Millionen Opfer fordert der unmenschliche Genozid. In rund 100 Vernichtungslagern werden vor allem Beamte, Intellektuelle, Ärzte, buddhistische Mönche, aber auch Christen gefoltert und hingerichtet. Oft reicht es, eine Fremdsprache zu sprechen oder nur lesen und schreiben zu können, um ins Visier zu geraten. So werden z.B. 80 Prozent der Erzieher und Lehrer getötet oder sie fliehen. Moscheen und Kirchen, wie die große Kathedrale werden zerstört. Ein unvorstellbares Massaker!
Sok Engs Familie muß Haus und all ihr Eigentum sofort zurücklassen und in den Wald fliehen. Eine Art Hütte (ca. 4 x 3 m) aus Material, das sie im Wald finden (Äste, Blätter) ist zunächst ihr Heim. Die Geschwister werden in weit verstreute Arbeitslager zwangsweise eingewiesen. Das heißt: lange Märsche, große Entbehrung, schwerste körperliche Arbeit.
Die Mutter, deren zu hoher Blutdruck unbehandelt bleibt, stirbt wenige Monte nach der Vertreibung an einem Herzinfarkt. Zu groß ist der Kummer. Der Vater leidet an Diabetes und Rheuma und kann daher nicht arbeiten. Wer krank ist bekommt aber so gut wie nichts zu essen. Mit bewegter Stimme erzählt Sok Eng: „Ich habe sieben Familienmitglieder in dieser Zeit verloren, meine Eltern und fünf Geschwister. Nur meine verheiratete Schwester – sie war mit ihrem Mann aus Phnom Penh weggezogen – und ich haben überlebt. Alle anderen starben an Krankheit, Unterernährung oder Erschöpfung durch die Zwangsarbeit. Wir Stadtmenschen waren ja an so schwere Arbeit bei großer Hitze unter sengender Sonne nicht gewöhnt. Zwischen 12 und 24 Stunden täglich mußten wir arbeiten. Zumindest von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mußte ich beim Reisanbau, beim Kanalbau oder bei Dammbauten arbeiten. Wer nicht mehr konnte oder nicht rechtzeitig erschien, wurde eingesperrt oder erschossen. Es gab keine Freiheit, kaum Essen, keinerlei Rechte, noch konnten wir mit der Familie zusammengekommen. Da hieß es nur „Mund halten“, wenn man überleben wollte (falls man alle anderen Martyrien überlebte). Die Menschen wurden gezwungen, sich gegenseitig zu bespitzeln. Wer verletzt war, wurde nicht medizinisch versorgt, sondern ist eben gestorben oder wurde erschossen. Wir wurden wie Sklaven oder Tiere gehalten.“
Mit einem Blick auf die Fütterung der Tauben rund um uns und die kleinen Hunde in ihren Strickpullis meint sie lächelnd: „Diesen Tieren hier geht es unvergleichlich besser als uns damals.“
Wie lange das gedauert hat? „Drei Jahre, acht Monate, 20 Tage,“ kommt ihre prompte Antwort. Auf den Tag genau weiß sie, wie lange ihr Martyrium gedauert hat. Als gegen Ende 1978 Truppen des wiedervereinten Vietnams in Kambodscha eingreifen und die Roten Khmer zu vertreiben beginnen, ist Sok Eng – mittlerweile 25jährig – allerdings dem Tod schon sehr nahe. Sie versucht, sich in ein Flüchtlingslager zu retten, landet aber schließlich in einem Ort nahe der thailändischen Grenze. Dort bleibt sie 10 Jahre lang, um fünf- bis zwölf?jährige Kinder zu unterrichten. Seit Jahren gab es dort keinerlei Unterricht.
Die Gefahr durch die Roten Khmer war aber keineswegs ausgestanden, da viele von ihnen sich in den Wäldern versteckt hielten. Immer wieder kommt es in den grenznahen Dörfern zu Plünderungen und Überfällen, um ihre Armee für einen neuen Guerillakrieg zu unterstützen. „Ich lebte an diesem Ort dort in größter Unsicherheit, da die Roten Khmer es ja nach wie vor auf die Intellektuellen abgesehen hatten. Einen anderen Grund zum Morden brauchten sie ja nicht.“ Ihr Haus wird überfallen und beschossen, die Dorfbewohner raten ihr dringend, nach Thailand in ein UN-Flüchtlingslager zu fliehen. Es sei von Christen geführt und alle würden dort, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit gleich gut behandelt.
Aber wie sollte sie heimlich über die total verminte Grenze kommen? Ein lebensgefährliches Unterfangen. „Nationalistische Soldaten, deren Geschwister ich unterrichtet hatte, haben mich schließlich auf einem halbwegs sicheren Weg nach Thailand geführt,“ erzählt sie. 40 Kilometer, auf denen jeder Meter der letzte sein kann, sind es bis zum Flüchtlingslager. Unfaßbar!
Von da an beginnt die Zeit ihrer Veränderung, über die sie gerne berichtet: „Im Flüchtlingslager angekommen, sah ich die Priester, die freiwillig gekommen waren, um den Flüchtlingen zu helfen. Sie brachten ihnen Englisch oder Französisch bei, feierten die Messe. Sie halfen allen Flüchtlingen, gaben ihnen zu essen, besuchten die Kranken und vieles mehr, ohne auf die Religion der Menschen zu achten. Das hat mich tief berührt. Ich sah auch, daß sie ihren Glauben praktizierten, ihn nicht nur mit ihren Taten bezeugten, sondern auch untereinander die christliche Liebe lebten. Manche dieser Priester sind später nach Kambodscha gekommen, um hier zu wirken und um zu helfen, die Kirche neu aufzubauen. Die meisten Christen, auch Priester und Bischöfe, die es früher hier gegeben hatte, waren ja ermordet worden, die Kirchen zerstört. Auch einer unserer jetzigen Bischöfe war damals als ausländischer Priester im Camp. Daher wollte ich mehr über deren Leben als Christen, über ihren Glauben , über das Leben und Leiden Jesu lernen, über ihren Gott der sie veranlasste, so viel Liebe und Barmherzigkeit an uns Fremde zu verschenken.“
Um mehr über Jesus zu erfahren, beginnt sie im Camp mit dem Katechismusunterricht. Ein Jesuitenpater, der ihr auch Englisch beibringt, führt sie in den Glauben ein. Gleichzeitig unterrichtet sie die Flüchtlinge in Mathematik und nützt die vielen Möglichkeiten, die dort zur Weiterbildung geboten werden. Nach drei Jahren wird sie getauft: „Der Taufpriester hat mir damals gesagt, er mache jetzt aus einer Lehrerin eines kleinen Dorfes eine Lehrerin des Volkes, damit sie die Liebe Christi allen Bedürftigen in Kambodscha weiterschenke.“
Welchen Unterschied sie zwischen Buddhismus und dem Glauben an Jesus Christus sehe, frage ich sie. „Bei uns hatte man auch gesagt: Sei nett, freundlich, großzügig und nicht böse. Im Buddhismus aber macht man das alles für sich selbst, für eine gute Reinkarnation, um ins Nirwana einzugehen. Im Christentum, so habe ich gesehen, geht es auch darum, jetzt für den anderen dazusein, jetzt und hier selbstlos den Armen zu helfen, ohne daran zu denken, was dabei für mich herausschauen könnte. Ich möchte jetzt den Menschen Hoffnung und Freude vermitteln, Liebe schenken. Das Gebet im Buddhismus ist nur für uns selbst. Christen beten und leben füreinander, für die anderen. Sogar für ihre Feinde. Wir Christen beten, wenn wir glücklich sind, und bitten unseren Vater, wenn wir Probleme haben. Buddha ist aber kein Vater.“
Nach einer Pause fährt sie fort: „Und dann der Stellenwert des Leides: Als ich das Christentum kennengelernt habe, habe ich das Kreuz Christi gesehen, das er für uns getragen hat. Es steht für das Leid. Ich habe viel Leid erfahren, gesehen und zu ertragen gehabt. Durch das Kreuz Jesu konnte ich mein Leiden verstehen und annehmen und nicht mehr nur verzweifelt in die Vergangenheit schauen. In der Auferstehung habe ich soviel Hoffnung gesehen, da Gott unser Leben rettet. Die Vergangenheit ist vergangen, wir haben Hoffnung für die Zukunft. Die anderen leben in der Vergangenheit und nicht im Jetzt. Der Glaube an die Auferstehung hat mir neues Leben geschenkt.“
Sie versucht das noch verständlicher zu erklären: „Wer so viel gelitten hat, wie die Menschen unter dem mörderischen Regime der Roten Khmer ist traumatisiert. Viele werden wahnsinnig oder schwer depressiv, wollen nicht mehr leben, haben Selbstmordgedanken, sitzen nur mehr ausgebrannt herum, ohne irgendetwas tun zu können. Sie können die Gegenwart weder annehmen noch in ihr leben, sind in der Vergangenheit gefangen. Doch die Auferstehung versetzt uns von der Vergangenheit in die Gegenwart, weil die Gegenwart Hoffnung hat. Das habe ich verstanden, als ich konvertierte. Ich hatte Hoffnung für die Zukunft. Weil Jesus ist unser Licht, unsere Hoffnung für die Zukunft. Die Vergangenheit ist vergangen, vorbei. Auch in der Beichte bitten wir Gott um Vergebung für Vergangenes und darum, uns von allem Bösen in der Vergangenheit zu befreien. Wir bitten Ihn uns in Zukunft zu führen und uns unsere Berufung für diese Zukunft zu zeigen. Dann folgen wir Ihm voll Hoffnung.“
1991 gibt es endlich ein Friedensabkommen, das die einander in Kambodscha bekämpfenden Armeen unterschreiben. 1993 veranlaßt die UNO die Rückführung der Flüchtlinge und Sok Eng übersiedelt zunächst zu ihrer Schwester, um dann in der Hauptstadt zu leben. Das Land wird allerdings weiterhin von Kämpfen erschüttert, da die Roten Khmer noch nicht alle entwaffnet sind. Erst 1998 ergeben sich die letzten Einheiten nach schweren Kämpfen.
Ab 1995 zieht die tapfere junge Frau trotz der Gefahren in ländliche Regionen, wo sie sich um die Opfer von Landminen und Streubomben kümmert. So kommt sie in den Ort zurück, in dem sie vor Jahren als Lehrerin gearbeitet hatte. Die Region ist eine der am meisten von Minen und Streubomben betroffenen des Landes. Engagiert schildert mir mein Gegenüber die Einsätze, die sie leitet: „Ich bin Koordinatorin für das „Jesuit Service Program“. Es heißt „Metta Karuna“, was soviel wie liebevolle Güte heißt, ein Regionalentwicklungsprojekt in Sisophon. Wir machen viel Entwicklungs-, Sozial- und Bildungsarbeit, bauen das Gesundheitswesen auf. In der gesamten Provinz leben 650.000 Menschen in 200 Orten. Wir arbeiten vor allem in jenen, die besonders von Landminen und Streubomben betroffen sind. Wenn sie explodieren, reißen sie Menschen oder deren Gliedmaßen in Stücke. Nach wie vor fordern diese unmenschlichen Vernichtungswaffen täglich Opfer – bisher über 70.000. Man kann auf sie bei alltäglichen Verrichtungen treten, etwa beim Holz sammeln im Wald. Kleine Kinder, die auf Landminen treten – sie spielen jedoch meist nur in der Nähe der Häuser – überleben meist nicht einmal den Transport in die Krankenstation. Sie verlieren allzu schnell zu viel Blut.“
Mit wieviel unvorstellbarem Elend ist diese warmherzige Frau wohl schon in Berührung gekommen? Und wie viel Leid konnte sie schon lindern, frage ich mich unwillkürlich, als sie erzählt: „Alle Opfer werden im Spital besucht, mit Essen versorgt. Wir helfen ihnen auf ihrem langwierigen Weg, sich wieder in ihren Gemeinden zu integrieren.“
Denn für viele Buddhisten sind Kranke oder Menschen mit Behinderung selbst an ihrem Schicksal schuld: Sie haben eben ein schlechtes Karma. Krankheit und Behinderung werden als Strafe für sündhaftes Verhalten in früheren Leben angesehen. Solchen Menschen dürfe man nicht helfen. Man tue ihnen damit nichts Gutes. Sie müßten eben für ihre Taten büßen. „In den Einrichtungen der Jesuitenprojekte werden natürlich weder behinderte Erwachsene, noch behinderte Kinder nachteilig behandelt, wie das in staatlichen Einrichtungen der Fall wäre,“ betont Sok Eng. Auch in Rundfunksendungen und auf vielen Reisen kämpft diese unermüdliche Frau gegen die Diskriminierung der Minenopfer, bringt Interviews mit ihnen, weist auf ihr schweres Schicksal und plädiert für ein Verbot dieser heimtückischen Vernichtungswaffen.
Sie fährt fort: „Die Sprengkörper sind eine Tragödie. Man weiß nicht, wo sie versteckt sind und wieviele es davon noch gibt. Besonders unter den Armen gibt es viele mit Körperbehinderung. Wir besorgen Rollstühle und orthopädische Behelfe, Prothesen, für jene die Gliedmaßen verloren haben. Wir helfen bei der Arbeitssuche, sind aber auch beim Aufbau der Infrastruktur tätig, bauen Straßen und Brücken, graben Brunnen, sorgen für Wasserfilter. Den Ärmsten bauen wir Häuser. Wer ein Reisfeld besitzt ist noch gut dran. Viele aber müssen ihr Glück als Taglöhner in Thailand versuchen.“ Unglaublich, denke ich, was hier alles auf die Beine gestellt wird.
Ein besonderes Anliegen sind Sok Eng die Kinder, vor allem die Hilfe für unterernährte Babys. Große Anstrengungen gelten auch der Errichtung von Schulen und Bibliotheken, der Ausbildung von Lehrkräften. Mittlerweile gibt es in jedem der betreuten Orte eine sechsjährige Grundschule. Denn jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, wenigstens die Grundschule zu besuchen, auch wenn dies nicht immer regelmäßig möglich ist. In den armen Familien müssen nämlich die größeren Kinder auf ihre kleinen Geschwister aufpassen oder bei der Feldarbeit mithelfen.
Begeistert spricht die umsichtige Helferin weiter: „Unser Ziel ist es durch unsere Arbeit und unsere Begleitung die Herzen der Menschen anzusprechen, Licht und Hoffnung in ihr Leben bringen zu können, sodaß sie die Liebe, aber auch die Weisheit, Vorsehung und Fürsorglichkeit Gottes unter uns und durch uns erfahren. Ich bin froh, daß ich den Menschen helfen und dienen kann. Das ist meine Berufung.“
„Woher nehmen Sie die Kraft?“ frage ich sie. „Gibt es die Möglichkeit regelmäßig die Sakramente zu empfangen?“ Ja, Heilige Messe sei sonntags am Nachmittag. Zu ihr kommen nur wenige Katholiken aus der Umgebung, im Dorf selbst lebe nur eine katholische Familie. Zu Weihnachten und zu Ostern kommen Leute auch von weiter her.„Dann sind wir mit den Kindern etwa zu 100.“ Den meisten der 25.000 verstreut im Land lebenden Katholiken gehe es ähnlich. „Meine Taufpaten wohnen weit weg von mir und von jeder Kirche. Sie können daher Sonntagnachmittag fast nie zur Messe kommen. Wir haben auch nur drei Kirchen in der ganzen Provinz, die weit auseinanderliegen,“ erklärt mein Gegenüber. Auch gebe es in Kambodscha noch keinen einheimischen Bischof. Der Kambodschanische Priesternachwuchs sei noch zu jung. Wirklich schwierige Bedingungen für Christen also.
Ist es unter solchen Bedingungen nicht schwer, am Glauben festzuhalten? Felsenfest überzeugt antwortet sie prompt: „Die Menschen, die in den Camps konvertierten, sind überzeugte, sehr engagierte, unerschütterliche Katholiken. Auch wenn sie weit weg von einer Kirche wohnen. Sie haben ein intensives Gebetsleben, beten sehr viel den Rosenkranz und haben einen starken Glauben.“ Ich brauche nur Sok Eng selbst anzuschauen und ihr zuzuhören – und glaube es ihr aufs Wort.
Beeindruckt von diesem Wort meiner Partnerin auf der Parkbank fallen mir die berührenden Worte ein, die sie am Ende der anläßlich des Weltmissionssonntags von „missio“ veranstalteten Pressekonferenz in Wien gesprochen hat: „Ich bin aus einem Land, in dem viel Dunkelheit herrscht, in ein Land voll Licht gekommen. Ich bin von euren wundervollen Kirchen sehr beeindruckt. Sie sind für mich wie ein Paradies!“ Unwillkürlich frage ich mich: Wissen wir das überhaupt zu schätzen?
Berührt haben mich auch ihre letzten Sätze bei der Pressekonferenz hat: „Weil Gott uns liebt und wir Ihn lieben, können wir gemeinsam die Welt besser machen. Ich danke für Eure Hilfe und ich bete für Euch, damit ihr euer Vertrauen, euren Glauben behalten möget. Eure Liebe für uns verwandeln wir in Kambodscha in unsere Arbeit bei den Armen. Euer Glaube soll wie ein Baum wachsen, der anderen Menschen, nicht nur in Österreich sondern auch bei uns Schatten und Schutz spenden möge.“ Ja, möge unser Glauben wachsen!

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