VISION 20004/2011
« zum Inhalt Zeitgeschehen

Zeitgeschehen

Artikel drucken

8 Millionen Abtreibungen in Deutschland
Seit 1996 wird eine amtliche Statistik über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland geführt. Nach dieser Statistik wurden in den letzten 15 Jahren jährlich zwischen 110.000 und 135.000 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Die meldestatistisch erfassten Abbrüche sind jedoch, wie in den ersten Jahren das Statistische Bundesamt selbst anmerkte, lückenhaft. Tatsächlich finden deutlich mehr Schwangerschaftsabbrüche statt als die Statistik ausweist. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung geht beispielsweise davon aus, dass der Erfassungsgrad bei etwa 60% liegt. Wer aus diesen Angaben eine realistische Aussage über die tatsächlichen Abtreibungen für den Zeitraum seit Beginn der Liberalisierung der Abtreibung in Deutschland (…) ableiten will, kommt für den Zeitabschnitt von 1974 bis 2010 auf insgesamt etwa 8 Millionen Abtreibungen in Deutschland.
Zenit.org v. 10.5.11
Das entspricht etwa der Bevölkerung Österreichs oder zweimal der von Rheinland-Pfalz.

Österreich nicht kinderfreundlich?
„Die Österreicher haben schlicht und einfach Angst vor dem Kinderkriegen. Sie fürchten um Freiheit, Geld, Karriere“: Das schließt Ulrich Reinhardt, Leiter der Hamburger „Stiftung für Zukunftsfragen“, aus einer Umfrage unter 1.000 Personen über 15. Kernergebnis: Nur zwei von fünf Österreichern (39 Prozent) halten das eigene Land für kinderfreundlich. (…) Eine Folge ist die hierzulande niedrige Geburtenrate von 1,4 pro Frau. Warum viele Österreicher keine Familie gründen? Weil sie lieber frei und unabhängig bleiben wollen, meinen 54 Prozent, weil Kinder (zu viel) Geld kosten 44 Prozent. An dritter Stelle: Karriere lasse sich schlecht mit Familie vereinbaren (40 Prozent). Lediglich ein Viertel sagt, dass sich dieses Kunststück im Rahmen der eigenen Arbeit vollbringen lässt.
Der Standard v. 9.6.11
Kein gutes Zeugnis, das der Zukunftsforscher den Österreichern ausstellt: Lieber keine Kinder und dafür mehr Freiheit, Geld und Karriere. Dass dies differenzierter zu sehen ist, zeigt eine andere Befragung auf, die Der Standard einen Monat davor hingewiesen hatte:


„Stark ausgeprägter Kinderwunsch“
Bei Österreichs Jugendlichen finden sich traditionelle Rollenbilder: Der berufliche Erfolg wird etwa bei Männern stärker im Mittelpunkt gesehen, bei den Frauen ist es die Familie. Das ergab der Jugendmonitor im Auftrag des Familienministeriums… (…)
Fast drei Viertel der Befragten wollen der Studie zufolge selbst einmal eine eigene Familie. Starke Geschlechterunterschiede gibt es laut Motivforscherin Sophie Karmasin beim Thema Ehe: Einmal zu heiraten erachten 60% der jungen Frauen, aber nur 34% der jungen Männer für sehr oder eher wichtig. „Sehr stark ausgeprägt“ sei der Kinderwunsch, so der Politikwissenschafter Peter Filzmaier: 55% der befragten Frauen und 36% der befragten Männer wollen auf jeden Fall einmal Kinder haben. (…)
Die Mehrheit, nämlich 62%, will zwei Kinder – die Größe des Wohnortes oder die Region spielten dafür praktisch keine Rolle. (…) Klare Vorstellungen haben die Jugendlichen, was Kinderbetreuung betrifft: 77% sind der Meinung, Kinder bis drei Jahre sollten hauptsächlich von den Eltern zu Hause betreut werden. (…) Die eigene Bereitschaft, beim Kind zu bleiben, unterscheidet sich davon: 36% der Frauen wollen bis zum dritten Lebensjahr beim Kind bleiben…
Sehr traditionelle Vorstellungen ortet Karmasin beim Thema Teilzeit: 85% der Frauen können sich vorstellen, für eine gewisse Zeit Teilzeit zu arbeiten, um sich um die Kinder zu kümmern (…) Wenn der Partner gut verdient, wären 55% der jungen Frauen gerne Hausfrau. Umgekehrt könnten sich 34% der jungen Männer vorstellen, einmal „Hausmann“ zu sein.
Der Standard v. 23.5.11
Klingt zunächst erfreulich. Sieht man näher hin, sind die Ergebnisse nicht wirklich beruhigend, etwa dass nur 36% der Männer Kinder haben und nur 36% der Frauen die ersten drei Jahre der Kinderbetreuung widmen wollen. Was nützt es da, dass 77% der Meinung sind, das wäre erstrebenswert? Wunsch und Wirklichkeit klaffen eben auseinander. Und das beschert uns die niedrigen Geburtenraten hierzulande.


Grundrechte für Menschenaffen
Da Menschenaffen über ein Bewusstsein verfügen, sich mental in andere Wesen hineinversetzen und in die Zukunft denken können, sollen sie als Personen anerkannt und als Individuen respektiert werden. Die Forderung nach elementarer Gleichstellung der Menschenaffen setzt einen Trend fort, der allgemein in der Menschheitsgeschichte erkennbar ist: Anfangs bezogen sich ethische Empfindungen fast ausschließlich auf die eigene Sippe, danach auf gesellschaftliche Teilgruppen, später auf die Mitglieder einer Gesellschaft, schließlich (mit der UN-Menschenrechtserklärung) auf alle Menschen. Warum sollten wir hier haltmachen und die Interessen leidens- und freudefähiger Primaten ignorieren, bloß weil sie keine Menschen sind?
Wir meinen, dass der historische Moment gekommen ist, um nach Nationalismus, Rassismus und Sexismus auch die Schranke des „Speziesismus“ zu überwinden, der die Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit rechtfertigt. (Selbstverständlich ist dabei die Grenzziehung zwischen Menschen und Menschenaffen auf der einen und dem Rest der Tierwelt auf der anderen Seite künstlich: Auch die Interessen anderer Tiere müssen in einer fairen ethischen Güterabwägung berücksichtigt werden.)
Wie im Falle „unmündiger“ Menschen, die nicht für sich selbst sprechen können, sollten Rechtsansprüche von Menschenaffen durch Sachwalter vertreten werden. In Neuseeland und Spanien wurden dazu bereits Gesetzesentwürfe erarbeitet. Die Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt derartige Bestrebungen, da sie sich folgerichtig aus den Prämissen des evolutionären Humanismus ergeben: Wir Menschen sind eben nicht die „Krone der Schöpfung“, sondern evolutionär entstandene Organismen wie andere auch.
Auszug aus:?„Bruder Schimpanse Schwester Bonobo – Grundrechte für Menschenaffen.“
www.giordano-bruno-stiftung.de


Keine Frage: Der Mensch soll sorgsam mit der Schöpfung umgehen. Sie ist ja Werk Got?tes. Tieren deswegen einen menschenähnlichen Status ein?zuräumen, ist absurd. Rechtssubjekt kann nur der nach Gottes Abbild geschaffene Mensch, der sich fundamental vom Tier unterscheidet, sein. Zu solchen irreführenden Vorstellungen gelangt man eben, wenn man, wie es die „Giordano-Bruno-Stiftung“ tut, Religion als „Menschenwerk wie alle anderen Produkte und Institutionen, die unsere Spezies im Verlauf ihrer kulturellen Evolution hervorgebracht hat“, ansieht.


Ja zur Sterbehilfe
Die Volksinitiative „Nein zum Sterbetourismus im Kanton Zürich“ wurde von nur 60.186 Personen angenommen… Dagegen stimmten 78,41%. Die Vorlage verlangte, jegliche Suizid-Beihilfe zu verbieten, sofern die betroffene Person nicht mindestens ein Jahr lang im Kanton Zürich gelebt hat.
(…) Noch deutlicher bachab geschickt wurde die Vorlage „Stopp der Suizidhilfe“, welche den Bund per Standesinitiative beauftragen wollte, jede Art der Sterbehilfe unter Strafe zu stellen. Nur 43.165 Stimmberechtigte waren dafür. Dagegen stimmten (…) 84,48%. Bernhard Sutter, Vize-Präsident von „Exit“, zeigte sich (…) erfreut darüber, daß die „religiösen Fundamentalisten“ keinen Erfolg gehabt hätten. Es sei schön zu sehen, daß sich die Zürcher grundsätzlich hinter die Sterbehilfe stellen würden. Dies sei ein klares Votum für die Selbstbestimmung. „Weder Staat noch Kirche haben beim Sterben mitzureden. Das Volk will sich die Möglichkeit, selber über den Tod zu bestimmen, nicht nehmen lassen“, sagte Sutter.
NZZ v. 15.5.11
Erschreckend das klare Ja zur Sterbehilfe im Kanton Zürich. Es hat ebenso wie der Selbstmord von Gunther Sachs neuerlich Debatten über die Tötung Alter und Leidender ausgelöst – auch in Österreich:

Plädoyer für Sterbehilfe schlecht getarnt
Weil du arm bist, musst du länger leiden. Längst haben Leute, die die Mittel, die Verbindungen und die Kraft dazu haben, Wege gefunden, um bei schwerer Krankheit ihrem als unerträglich empfundenen Leben ein Ende zu setzen. Als hilflose Pflegefälle jahrelang dahinzudämmern wird mehr und mehr zum Schicksal derer, die keine andere Wahl haben. In der Schweiz ist Sterbehilfe seit Jahr und Tag erlaubt. (…) In Österreich wehren wir uns noch dagegen, das Thema ernsthaft zu diskutieren. Aber früher oder später wird sich das nicht mehr vermeiden lassen.
Vor kurzem hat sich der Millionär und Lebenskünstler Gunter Sachs erschossen, weil ihm, wie es hieß, ein Leben als Pflegefall nicht mehr lebenswert erschien. (…) Rund 50 weniger prominente Österreicher lassen sich Jahr für Jahr von „Dignitas“ in den Freitod begleiten. Das kostet einiges Geld (monatelanger Aufenthalt in der Schweiz), obwohl die Organisation nicht gewinnorientiert ist.
In den USA hat sich vor einigen Jahren eine Ethikkommission mit der Zulassung von Sterbehilfe beschäftigt. Sie bejahte die Frage grundsätzlich, riet aber, zunächst die Erfahrungen der Niederlande abzuwarten, wo diese Möglichkeit unter bestimmten Bedingungen längst erlaubt ist. Die Kommissionsmitglieder begründeten ihr Ja vor allem mit der Tatsache, dass auch in den USA Sterbehilfe, obwohl verboten, ohnehin seit Jahr und Tag inoffiziell praktiziert wird. Wer mit einem Arzt befreundet ist, vereinbart mit diesem: Wenn es so weit ist, hilf mir. Wer das nicht kann, leidet bis zum Ende.
Selbstverständlich wirft das alles eine Fülle von schwerwiegenden moralischen Fragen auf. Es gibt, wenn nicht vorgebeugt wird, die Gefahr des Miss?brauchs. Es gibt die kirchliche Auffassung, dass man dem lieben Gott nicht ins Handwerk pfuschen soll. (Aber tun das die Ärzte mit ihren lebensverlängernden Maßnahmen weit über den „natürlichen Sterbezeitpunkt hinaus nicht schon längst?) Es gibt die segensreiche, aber noch immer viel zu wenig verbreitete, Einrichtung der Hospize, wo Todgeweihte wenigstens nicht noch monate- und jahrelang qualvoll am Leben gehalten werden. Dagegen steht die von immer mehr Menschen geteilte Meinung, die Entscheidung über den eigenen Todeszeitpunkt sei ein Menschenrecht. Auf die Dauer werden wir um diese Diskussion nicht herumkommen.
Der Standard, v. 26.5.11

Die Argumente erinnern an die Abtreibungsdebatte:
* Die Reichen könnten sich den Luxus zu töten leisten, die Armen nicht.
n Das Töten würde ohnedies praktiziert, also könne man es legalisieren (bei Einbruch und Diebstahl wird das unsinnige Argument nicht strapaziert)
* Falsche Begriffe verdecken das Geschehen: „in den Freitod begleiten“ statt „gegen Bezahlung umbringen“.
* Die Lehre der Kirche wird banalisiert: „dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen“ statt des klaren lebensrettenden Gebots: Du sollst nicht töten.
* Und immer wieder der Ruf nach Diskussionen über etwas, das außer Streit stehen muss, wenn Menschen zusammenleben wollen: dass jedermanns Leben unantastbar ist.

Gott in der Verfassung
Mit der neuen ungarischen Verfassung, deren Unterzeichnung durch den Staatspräsidenten Pal Schmitt am Montag im Fernsehen übertragen wurde, verankert Ungarn ein christliches Werteverständnis als Grundlage des ungarischen Staates. Die Präambel stellt unter der Überschrift „Nationales Glaubensbekenntnis/Nationale Erklärung“ heraus:
„Wir sind stolz darauf, dass unser König Stefan der Heilige vor tausend Jahren den ungarischen Staat auf feste Grundlagen gebaut hat und unsere Heimat zu einem Teil des christlichen Europa machte. (…)
Wir anerkennen die die Nation erhaltende Kraft des Christentums. Wir achten die verschiedenen religiösen Traditionen unseres Landes. (…)
Wir bekennen uns dazu, dass die wichtigsten Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens die Familie und die Nation sind, die Grundwerte unserer Zusammengehörigkeit sind Treue, Glaube und Liebe. (…)
Wir bekennen uns dazu, dass wir nach den zu moralischen Erschütterung führenden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zweifellos einer seelischen und geistigen Erneuerung bedürfen.“
Im Verfassungsteil „Grundlagen“ wird der Stellenwert der Ehe und Familie besonders herausgestellt. In Artikel K steht dazu:
(1) Ungarn schützt die Institution der Ehe, als auf Basis von freiwilliger Entscheidung zustande gekommene Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau und die Familie, als Grundlage der Erhaltung der Nation.
(2) Ungarn unterstützt die Eltern in ihrer Entscheidung Kinder zu bekommen.
Medrum v. 25.4.11
Dankbar nehmen wir zur Kenntnis, dass sich ein Land im Herzen Europas ein christliches Leitbild in der Verfassung verankert. Dass sich die Ungarn damit heftige Kritik eingehandelt haben, war vorherzusehen. Es wird viel Gebet brauchen, damit diese Erklärung mit Geist erfüllt wird.


Ein langes Leben
Anfang des Jahres haben zwei Wissenschafter ein Werk veröffentlicht, das die Faktoren beschreibt, die Langlebigkeit fördern (Howard S. Friedman & Leslie R. Martin, The Longevity Project, Hudson Street Press, 2011). Ihre Studie stützt sich auf Daten über das Leben von 1.500 US-Amerikanern über eine Periode von 80 Jahren. Insoweit die Moral die Wissenschaft von einem guten Leben ist, sind die Schlussfolgerungen der Arbeit äußerst moralisch. Am meisten fällt auf: Der Faktor der statistisch am meisten für einen frühen Tod verantwortlich erscheint, ist die Ehescheidung der Eltern in der eigenen Kindheit. Dieses Ereignis wirkt unter allen Katastrophen, die diese Menschen erlebt haben mögen, am meisten traumatisierend – stärker als der Tod eines Elternteils. Natürlich erhöhen auch andere Faktoren wie Alkohol- oder Drogenkonsum das Risiko. Aber sie spielen eine geringere Rolle als die Scheidung der Eltern.
Famille Chrétienne v. 9.4.11
Das größte Geschenk, das Eltern den Kindern machen können, ist ihr treues Zusammenstehen – zeigt eben auch die Statistik.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11