VISION 20006/2013
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Der Priester – auserwählt und umkämpft

Artikel drucken Die besondere Bedeutung der Hirten (Von Christof Gaspari)

Gott ist es, der beruft: Jünger, Priester, Bischöfe und Päpste. Die Geschichte der Priester ist eine Geschichte der Berufung, eine Geschichte der Auserwählung. Die Gläubigen können daher darauf vertrauen, dass die Kardinäle beim Konklave unter der Anleitung des Heiligen Geistes den für die jeweilige Zeit richtigen Papst wählen. Im Jahr 2013 war es Papst Franziskus.“
Dieses Zitat macht zwei wichtige Aspekte des kleinen Buches Der Priester deutlich: Es geht auf wesentliche Fragen des Priestertums ein und es stellt das Thema aus der Perspektive der heutigen Herausforderungen dar. Die Autoren, Ingeborg und Horst Obereder haben einen wachen Sinn für die Bedrohungen unserer Tage, die sich aus dem Kampf des Widersacher gegen die Kirche, ergeben: den Feminismus, die Abschaffung der Elternschaft, die Bedrohung der Ehe, usw… Für die Autoren ist der „abgeschaffte“ Teufel als Akteur in unseren Tagen kein Tabu-Thema, kämpft er doch besonders gegen die Priester. Der Pfarrer v. Ars und P. Pio haben dies am eigenen Leib erfahren. Dieser Kampf sei naheliegend, seien die Priester ja mit göttlichen Vollmachten ausgestattet, insbesondere der Macht, Sünden zu vergeben.
Längere Passagen des Buches sind den Versuchungen gewidmet, denen Priester – natürlich nicht nur sie und daher können auch Laien über das Thema schreiben – ausgesetzt sind: den Versuchungen von Geld, Sex und Macht, aber auch der Versuchung, an der eigenen Berufung zu zweifeln, an der mit der Weihe verliehenen Vollmacht.
Die Bedeutung des Gehorsams wird – auf dem Hintergrund des Aufrufs zum Ungehorsam der „Pfarrer-Initiative“ – stark betont. Die Autoren brechen auch eine Lanze für den Zölibat. Sie zitieren zahlreiche frühkirchliche Autoren und Dokumente sowie Kardinal Alfons Maria Stickler: „Das Priestertum ist daher keine reine Funktion, sondern ein ,Sein’ in Identität mit Jesus Christus in seiner bräutlichen Beziehung zur Kirche. Daher besteht zwischen Priestertum und Zölibat, wie er seit den Anfängen der Kirche verlangt und gelebt wird, eine unauflösliche Verbindung.“
Ingeborg und Horst Obereder wollen auch dem heutigen Trend zu falsch verstandener Demokratisierung der Kirche entgegenwirken und rücken die besondere Berufung des Priesters ins Licht. Wo diese erkannt und gelebt wird, sei eine Erneuerung des Priestertums zu erwarten.   Das Buch schließt mit – auch für Laien durchaus lesenswerten – Anregungen für Priester und Bischöfe.

Der Priester – auserwählt und umkämpft. Von Ingeborg & Horst Obereder. Mediatrix-Verlag, 11,90 Euro.

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