VISION 20006/2015
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Die Umarmung

Artikel drucken M. Elvira & die Gemeinschaft Cenacolo (Alexa Gaspari)

Wer nicht an Wunder in unserer Zeit glaubt, sollte unbedingt dieses Buch lesen, um eines Besseren belehrt zu werden. Und wer an Wunder glaubt, wird seine Sichtweise bestätigt finden. Es sind die Wunder im Leben der Rita Agnese Petrozzi, bekannt als Mutter Elvira, von denen hier die Rede ist sowie die Wunder im Leben so vieler junger Menschen,  die „tot waren, aber nun als Auferstandene leben“. Diese Auferstandenen sind es auch, die dieses Buch mit Worten von Mutter Elvira „in übergroßer Dankbarkeit“ zusammengestellt haben, um „von der unermesslichen Barmherzigkeit, die Gott uns schenkt“, zu berichten.
M. Elvira erzählt da viel aus ihrer, zwar durch materielle Armut, aber auch durch Einheit in der Familie geprägten Kindheit, in der sie eines begriffen hat: „Wahrer Frieden und wirklicher Wohlstand sind Dimensionen des Herzens, die man erfährt, wenn man gut und großzügig ist.“ Es war eine Kindheit, in der das Leid nicht ausgespart war, in der sie durch ihren alkoholkranken Vater gelernt hat, „was Opfer und Demut wirklich bedeuten“.
Elviras Vater war der erste Arme, den sie angenommen und geliebt hat, wie er war, und dem sie gedient hat: „Alles, was ich in meinem Leben gelernt habe, habe ich gelernt, indem ich für andere da war, ihnen gedient habe.“ Aus den Worten des Buches Die Umarmung spricht M. Elviras Liebe zum Leben, ihr Glauben an „das Schöne, das Wahre, das Gute, das Gott jedem Menschen ins Herz gegeben hat.“
Fast 28 Jahre lang blieb sie als Sr. Elvira im Kloster der „Barmherzigen Schwestern der heiligen Johanna Antida Thouret“, bis das Feuer der Liebe, die ihr Gott für die Jugendlichen, die keinen Sinn in ihrem Leben sahen, ins Herz gelegt hatte, so übermächtig wurde, dass ihre Ordensoberen sie ziehen ließen.
Das war die Geburtsstunde der Gemeinschaft Ce­na­colo, einer Gemeinschaft, die ohne Plan, ohne Konzept – weder auf dem Papier, ja nicht einmal im Kopf ihrer Gründerin – entstanden ist. Dafür war sie vom unerschütterlichen Vertrauen getragen, dass Gott sie Schritt für Schritt führen würde. Und so war es und ist es auch.
„Die Gemeinschaft ist gewissermaßen eine ,Baustelle des Lebens’, auf der unablässig gearbeitet wird….Jeder Tag ist ein Wunder.“ Diese Wunder konnten sich ereignen, weil Mutter Elvira von der Überzeugung erfüllt war, dass in jedem Menschen, auch wenn er versagt zu haben scheint, ein „unentdecktes Kapital steckt.“ Seit dem 16. Juli 1983 hat sie mit Gottes Hilfe in unzähligen jungen Menschen dieses Kapital ans Tageslicht befördert.
Das Ergebnis erkennen wir heute in weit über 60 Häusern der Gemeinschaft in 18 Ländern: „Heute sehen wir das Wunder auf den Gesichtern der jungen Menschen. Ihr Lächeln lässt uns staunen, ihre leuchtenden Augen, ihre Freude und Kraft und auch die Ausdauer, in einer Gemeinschaft sein zu wollen, die sich als ,anspruchsvoll’ definiert.“
Wer je im burgenländischen Kleinfrauenhaid war, wird diese Worte Mutter Elviras zutiefst bestätigen können. Es ist das unglaubliche Strahlen ihrer Gründerin, das sich auf den Gesichtern ihrer Schützlinge widerspiegelt.
Worin besteht der „Erfolg“ der Gemeinschaft? Darin, dass jeder, der sich dorthin um Hilfe wendet, so empfangen wird, wie es Mutter Elvira schon ganz zu Beginn mit einem jungen Mann getan hatte: Als sich dieser mit trostlosem, erloschenen Blick dem Haus näherte, ging die Mutter aller Verzweifelten und Süchtigen ihm mit offenen Armen entgegen, empfing ihn mit einer Umarmung und mit den Worten, die aus ihrem Herzen kamen: „Ich habe auf dich gewartet, endlich bist du da!“
Gibt es ein weiteres „Erfolgsrezept“? Ja, Mutter Elvira verrät es: „Wer gut betet, lebt gut! (…) Das Gebet ist die Nahrung, die dein Leben verändert und auf die tiefen Sehnsüchte antwortet, die du schon lange in dir trägst.“
Ein Buch, in einfachen, eindringlichen und ermutigenden Worten geschrieben, das uns allen Mut machen und Freude vermitteln kann – einfach lesenswert.

Die Umarmung – Die Geschichte der Gemeinschaft Cenacolo. Von Mutter Elvira und Michele Casella (Hrsg.) Media Maria. 142 Seiten, 13,30 Euro.

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