VISION 20006/2015
« zum Inhalt Christ in der Welt

Wie Erziehung gelingen kann

Artikel drucken Glückliche Kinder sind kein Zufall (Von Christa Meves)

Christa Meves’ Beitrag über die Gefahren der elektronischen Medien für Kinder und Jugendliche in der letzten Nummer ist auf großes Interesse gestoßen. Viele Leser meinten, es wäre wichtig, von ihr Wegweisungen für eine gelungene Kindererziehung in diesen schwierigen Zeiten zu bekommen. Wir haben sie darum gebeten und die erfahrene Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin hat uns eine Art Katalog von Voraussetzungen für eine seelisch gesunde und glückliche Entwicklung zum Erwachsenen geschickt:

1. Kinder brauchen konstant zusammenhaltende Eltern in unmittelbarer Nähe. Familie ist unaufgebbar. Sich um den langen Erhalt der Ehe zu bemühen, ist ein Verhalten, das viele positive Früchte trägt – vorab bei den kleinen Kindern, aber auch noch bei den Herangewachsenen.
2. Um Kinder zu gesunden Erwachsenen aufzuziehen, ist Got­tes Schutzraum mit Glaubensleben und Gebet nötig. Studien haben erwiesen, dass gelebtes Christentum in der Familie zu mehr Gesundheit, zu besserem Bestehen von Leid und sogar zur Lebensverlängerung beiträgt!
3. Kinder haben natürliche Entfaltungsbedingungen. Die Natur im Menschen, besonders in den ersten Lebensjahren zu beachten, ist von gesunderhaltender Relevanz! Jeder Mensch ist ein uns unbekanntes Unikat und braucht ein Umfeld, das sorgsam und liebevoll mit ihm umgeht sowie seine Individualität beachtet. Jedes Kind ist eine individuelle Neuheit, eine Art Wunderblume.
4. Jede Entwicklungsstufe hat ein Zeitfenster. Jede Stufe dient der Einprägung eines Teilziels. Die Phasen in den ersten drei Lebensjahren sind besonders bedeutsam, weil sich hier das Gehirn konstituiert. Durch die Erfahrungen der Kleinkinder mit den Personen ihres Umfeldes müssen sich in ihr Gehirn folgende Empfindungen einprägen können, wenn es eine seelisch gesunde Stabilität für ihr ganzes Leben ergeben soll und zwar nacheinander in dieser Reihenfolge: liebessatte Zufriedenheit und ein Gefühl von Beschütztsein durch vertrauensvolle Bindung an einen nahen Menschen – zunächst am allerbesten durch die leibliche, zunächst nach Bedarf voll stillende Mutter als „Einübungs-Person“. Mindestens 6 Monate voll und nach Bedarf gestillte Kinder werden erfolgreiche Schüler. Ja, sie leiden dann im Erwachsenenalter seltener an Depressionen und Süchten.
6. Mütter, vermeidet Trennung von euren Babys und Kleinkindern! Bilde dein Kind durch Bindung.
7. An die Mutter im Säuglingsalter gebundene Kinder werden durch konstante, liebevolle Ansprache, in ungetrenntem Kontakt später eher bildungs– und gemeinschaftsfähig. In den ersten drei Lebensjahren in Krippen fremd betreute Kinder werden an der Ausgestaltung des Gehirns umso mehr gehindert, je früher, je kontinuierlicher und je länger sie dort verweilen. In Krippen und Kitas betreute Kinder sind im Erwachsenenalter weniger gemeinschafts-, und intellektuell weniger leistungsfähig als in Familien aufgewachsene Kinder (NICHD – Studie USA).
 8. Ab dem zweiten Lebensjahr muss sich das Kind in Selbstbehauptung einüben. Dazu braucht es Spielraum und Grenze, um seine Begabungen entfalten zu können . Extreme im Erziehungsstil können schaden: entweder gewaltsam erzwungener Gehorsam oder das Gegenteil: eine antiautoritäre Erziehung oder andere Arten der Vernachlässigung. Das bewirkt Verhaltensstörungen, später Verwilderungserscheinungen.
8. Geistige Mündigkeit des Erwachsenen ist auf natürlicher Basis anzustreben durch fortgesetzt, stufengerecht bildende Umwelteinflüsse mit dem Ziel eines ausgereiften Status in liebevoller Mitverantwortung und persönlicher Freiheit.
9. Verpasste Zeitfenster durch Verwöhnung können die Ausreifung der Kinder behindern.
10. Vorlesen bildet! Um später einen kultivierten Status zu entwickeln, kann Kindern eine in Dualität gepflegte tägliche Vorlesestunde aus phasengerecht ausgewählten Kinderbüchern – durch die gesamte Vorschulzeit hindurch – außerordentlich dienlich sein. Die Inhalte der Bücher müssen vorher geprüft werden, ob sie kindgerecht sind und nicht durch Ideologie ungeeignetes Material enthalten.
11. Das zweite und dritte Lebensjahr ist ein grundsätzliches Zeitfenster für Nachahmung und Selbstbehauptung. Geschwister sind dabei Übungsobjekte und Verwöhnungsverhinderer. Sogar Geschwisterzank hat da eine Abhärtungsfunktion. Eltern sollten sich so wenig wie möglich einmischen. Falls die Kinder dazu ansetzen, sich zu beschädigen, muss man das kurz ablehnen und sie mit einer mindestens halbstündigen Trennung voneinander bestrafen.
12. Kinder brauchen Konstanz und Konsequenz. Sie wollen in eingebahnten Strukturen geborgen sein. Sie zu schlagen sei tabu – Gewalt erzeugt Gewalt.
13. Seelisch gesunde Kinder wollen keinen Sex. Die Geschlechtshormone sind in dieser Zeit fast auf null zurückgefahren! Die Kinder zur Sexualität anzuregen, ist eine gefährliche Verfrühung! Schützt ihre Unversehrtheit!
14. Kindergartenzeit beginnt mit der Halbzeit des Kleinkindalters:
 9 Monate im Leib (der Mutter)
 9 Monate am Leib
 9 Monate an der Hand
 9 Monate in den Fußstapfen
 9 Monate im Blick, also im Alter von 3 Jahren. Aber man muss dennoch beobachten, ob das Kind dann wirklich so weit ist, viele Gleichaltrige auf einmal annehmen zu können.
15. Sichere Identität = Schulreife: Seid als Eltern, als Väter für die Jungen, als Mütter für die Mädchen besonders eindeutige Vorbilder! Lasst die Gender-Ideologie nicht an euch heran! In dieser Zeit entsteht im Kind eine bewusste Bejahung seines Geschlechts. Es richtet sich dabei nach den Eltern: der Junge nach dem Vater, das Mädchen nach der Mutter. Sie müssen deswegen unbedingt hier besonders positive Vorbilder sein. Sonst kann dem Kind eventuell keine Identifikation mit dem angeborenen Geschlecht gelingen. Es möchte dann lieber anders sein als es angeborenerweise ist. Das kann in der Pubertät dann zum Einpendeln in eine Perversion führen!
16. Erstes Schuljahr: Leistungsermutigung in der Familie ist Gleitschiene zum Erfolg! Lob spornt an.
17. Spätestens ab Grundschulzeit: Die tägliche gemeinsame Mahlzeit in der Familie sei Pflichtprogramm!
18. Begabungsförderung und Hobbys sind Schutz vor pubertären Entgleisungen.
19. Jedes Kind – je vitaler es ist, umso mehr – hat einen Impuls zur Selbstregulation von unvollständig durchlaufenen Entwicklungsstufen (Resilienz). Seine Flexibilität ist Chance für nachholende Bemühung.
20. Pubertät ist Ablösungszeit. Bange machen gilt nicht!
21. Wachsamer, kontrollierter Umgang mit TV, DVD und PC ist unumgänglich!
22. Smartphone etc.: Entgleisungsgefahr durch Suchtanbahnung oder gefährliche vertrauensselige Kontakte per Facebook können bedenkliche Folgen haben. Wehrt den Anfängen!
23. Jugendzeit sei für Buben Vaterzeit, bei Mädchen schwesterliche Mutterzeit.
24. Jugendzeit sei für Eltern Anregung zur Mitverantwortung und Hilfe einer im Glauben verankerten Orientierung.
In unserer orientierungslos gewordenen Zeit ist der feste Zusammenschluss in der Familie – am besten auch mit Großeltern und verantwortungsbewussten Paten eine zwingende Notwendigkeit geworden, aber auch eine schöne, zum Erfolg führende Aufgabe. Laut zahlreichen Studien werden Kinder, die in dieser Weise behütet mit einem gelebten Glauben in der Familie aufwachsen, liebevolle, gemeinschaftsfähige Leistungsträger unserer Gesellschaft.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11