VISION 20006/2015
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„Ich war am falschen Dampfer“

Artikel drucken Eine Zeugin Jehovas wird katholisch (Josef Messirek)

Sie stehen an belebten Orten und bieten ihre Wachtturm-Hefte an, sie klopfen an der Türe und laden zu Gesprächen über Gott ein, sie wirken bibelfest und spulen doch nur ein fixes Programm ab – die Zeugen Jehovas. Im Folgenden die Beschreibung des Wegs einer Zeugin, die dieser Gemeinschaft den Rücken gekehrt hat.
Calla Strunz (56) wohnt mit ihrem Mann seit 2012 in Magersdorf/Hollabrunn. Geboren ist die bildende Künstlerin in Griechenland, kam aber bereits mit vier Jahren als Gastarbeiterkind mit ihren Eltern nach Wien. Als sie zehn war, klopften die Zeugen Jehovas an die Tür der Wiener Wohnung und die ganze Familie trat der religiösen Bekenntnisgemeinschaft bei. Calla, die griechisch orthodoxen Glaubens war, wurde eine sehr engagierte Zeugin, die neben ihrem Beruf als Frisörin 100 Stunden im Monat Pionierdienst leistete, um Mitglieder zu werben.
Sie hatte inzwischen geheiratet und ihr Mann war auch Zeuge Jehovas. Nach der anfänglichen Begeisterung für die Zeugen begann Calla ihre Situation kritischer zu überdenken. „Bei den Zeugen ist Jesus nicht das Zentrum ihrer Anbetung und sie interpretieren meiner Meinung nach die Bibel falsch.“
Calla kaufte sich einen Katechismus der römisch-katholischen Kirche, um Antworten auf ihre brennenden Fragen zu bekommen. Der Wunsch nach einer religiösen Heimat wurde in Calla immer stärker, denn bei den Zeugen Jehovas fühlte sie sich immer mehr fehl am Platz.
2014 trat sie nach 45-jähriger Mitgliedschaft aus der Wachtturmgesellschaft aus. Ihre Gründe gab sie den Ältesten in einem Brief bekannt. Sie suchte weiter nach einer Glaubensgemeinschaft und landete bei einer Freikirche. „Es waren liebe Leute, aber ich brauche einen würdigen Rahmen für einen Gottesdienst, den ich dort vermisste.“
Calla hatte zwar keine Vorstellung von einer katholischen Messe, aber es zog sie in Hollabrunn zu einem Sonntagsgottesdienst. Sie machte sich auf den Weg in die Pfarrkirche, doch dort sagte man ihr, dass der Got­tesdienst um zehn Uhr in der Gartenstadtkirche sei. Gleichzeitig vermittelte ihr die Mesnerin eine Fahrgelegenheit und sie konnte ihre erste Messe in der Gartenstadtkirche mitfeiern. Calla war so angetan von der Hilfsbereitschaft und der Liturgie, dass sie sich nach der Messe sagte: „Ich war bis jetzt am falschen Dampfer.“
Sie ließ keine Sonntagsmesse mehr aus, nahm an einem Glaubenskurs teil und wurde zu Ostern 2015 von Dechant Franz Pfeifer in die katholische Kirche aufgenommen.
Die Zeit in der katholischen Kirche ist für Calla eine unglaubliche Bereicherung, die sie so beschreibt: „Ich empfinde die Katholiken als authentisch. Man darf beim Glaubenskurs Fragen stellen, ohne dass man geköpft wird.“ Was ihr aber allgemein in der katholischen Kirche auffällt: „Viele nehmen den großen geistigen Schatz nicht wahr. Da haben die Zeugen Jehovas ein leichtes Spiel. Es rennen nur die zu den Zeugen, die sich in der Vergangenheit nicht um ihren Glauben gekümmert haben.“
Der tiefste Grund, warum sie der Wachtturmgesellschaft den Rücken gekehrt hat, ist der: „Sie haben Jesus nicht in ihrer Mitte. Die Nächstenliebe wird von ihnen nicht gelebt.“ Im Nachhinein erkennt Calla ihre Aktivität bei den Zeugen als gigantische Täuschung.
Als Malerin ist ihr bei der Betrachtung gewisser Bilder mit der Lupe aufgefallen, dass Satanssymbole versteckt angebracht sind, die eine Verhöhnung des Kreuzesopfers Jesu darstellen. „Am Tag nach meinem Austritt habe ich die gesamte Literatur und alle Notizen entsorgt, denn die Symbole öffnen die Türe für Satan. Ich besprenge seither meine Wohnung mit Weihwasser, weil ich nichts mehr mit meiner Zeit bei den Zeugen zu tun haben möchte.“


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