VISION 20005/2016
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Wenn zwei Millionen in tiefer Stille knien

Artikel drucken (Isabella von Kageneck)

Seit Montag sind wir nun wieder zurück aus Krakau. Auch die letzte Tasche ist ausgepackt und weggeräumt. Meine inneren Taschen sind aber nach wie vor reich gefüllt, und es wird noch einige Zeit brauchen, bis ich sie ausgepackt, betrachtet und den Inhalt gut verstaut habe.
Es ist mir auch heute noch ein Rätsel, wo eigentlich all diese tollen jungen und begeisterten Menschen (auf dem „Campus Misericordiae“ wurde durchgesagt, wir wären am Ende zwei Millionen ungefähr gewesen) hergekommen sind? In meinem Freundeskreis und Lebensumfeld hab ich wenige wirklich praktizierende Katholiken bzw. Christen.
Ich könnte beinahe sagen, ich führe ein gewisses „Alien-Dasein“. Aber immerhin bin ich ein tolerierter Alien, weil ich ja lieb bin und eigentlich niemanden störe. Und auf einmal fahre ich nach Krakau, übernachte mit knapp zwei Millionen anderen „Aliens“ zu Füßen Christi. Äußerlich haben wir uns übrigens überhaupt gar nicht von anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterschieden. Aber innerlich waren wir alle durch und in Christus verbunden und vereint.
Jedem Einzelnen von uns hatte Er etwas Besonderes zu sagen und in unser Gepäck nach Hause mitzugeben. Es war aber auch unendlich beglückend, Seine Freude über uns zu spüren. Alles andere, die ganzen Gräueltaten, die uns aus unserer Heimat erreicht hatten, traten vollkommen in den Hintergrund. Nicht, weil sie nicht wichtig gewesen wären, sondern weil wir das „Böse nur mit dem Guten überwinden“ können.
Edith Stein sagte einmal: „Je dunkler es hier um uns wird, desto mehr müssen wir das Herz öffnen für das Licht von oben.“
Genau das taten wir am vergangenen Wochenende zusammen mit Papst Franziskus in Krakau. Der Weltjugendtag war Christi Antwort auf die schlimmen Ereignisse unserer Tage.
Den Vorwurf, der manchmal bei der Idee Weltjugendtag hochkommt, es handle sich hierbei doch eher um eine Art fröhliche Kirmes, in der das Gebet und die Sakramente zu kurz kämen, kann ich nicht bestätigen. Die ganze Nacht über scharrten sich einige Ausdauernde vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, auf den Wiesen saßen einige Priester, die die Beichte hörten, nachdem vorher zwei Millionen Menschen in totaler Stille gekniet hatten.
Was bleibt nun von Krakau? Es wäre tragisch, wenn es für uns alle nur ein nettes Event gewesen wäre, auf dem man Gleichgesinnte getroffen hätte. Nein, nun gilt es, diese Freude am Glauben, diese Freude an Christus mit in unser Alltagsleben mit all seinen Widrigkeiten mitzunehmen, abzugeben von der reichen Gnadenfülle, die wir völlig unverdient erhalten und geschenkt bekommen haben. Nicht, wie Papst Franziskus es sagte, das Glück auf der bequemen Couch zu suchen.
Auch jetzt gilt für uns: runter von der Couch und lasst uns aufmachen, Deutschland ein bisschen im christlichen Sinne polnischer zu machen und lasst uns dabei bei uns selbst anfangen!
Aus kath.net v. 5.8.16

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