In unserem Leben als Priester und Gottgeweihte (kann) oft die Versuchung bestehen, ein wenig in uns selbst und in unsere Kreise eingeschlossen zu bleiben, aus Furcht oder aus Bequemlichkeit. Die Richtung, die Jesus angibt, ist aber eine Einbahnstraße: aus uns selbst hinausgehen. Es ist eine Reise ohne Rückfahrkarte. Es geht darum, einen Exodus aus unserem Ich zu vollziehen, das Leben für Ihn zu verlieren (vgl. Mk 8,35), indem man dem Weg der Selbsthingabe folgt.
Andererseits liebt Jesus nicht die nur halb gegangenen Wege, die angelehnt gelassenen Türen, die zweigleisigen Leben. Er verlangt, sich unbeschwert auf den Weg zu machen, aufzubrechen unter Verzicht auf die eigenen Sicherheiten, allein in Ihm verankert. Mit anderen Worten: Das Leben Seiner engsten Jünger, die zu sein wir berufen sind, besteht aus konkreter Liebe, das heißt aus Dienst und Verfügbarkeit.
Es ist ein Leben, in dem es keine verschlossenen Räume und private Besitztümer für die eigenen Annehmlichkeiten gibt. Wer sich entschieden hat, das ganze Leben Jesus gleichzugestalten, wählt nicht mehr die eigenen Orte, sondern geht dorthin, wohin er gesendet wird; bereit, dem zu antworten, der ihn ruft, wählt er nicht einmal mehr die eigenen Zeiten.
Das Haus, in dem er wohnt, gehört ihm nicht, denn die Kirche und die Welt sind die Freiluftbühne seiner Sendung. Sein Schatz besteht darin, den Herrn mitten in sein Leben zu stellen, ohne etwas anderes für sich zu suchen. So flieht er die Situationen, die Befriedigung schenken und ihn ins Zentrum setzen würden, er richtet sich nicht auf den wankenden Sockeln der weltlichen Mächte auf und gibt sich nicht den Bequemlichkeiten hin, die die Verkündigung des Evangeliums schwächen; er vergeudet keine Zeit damit, eine sichere und gut bezahlte Zukunft zu planen, damit er nicht in die Gefahr der Abschottung und der Finsternis gerät, eingeschlossen in die engen Wände eines Egoismus ohne Hoffnung und ohne Freude.
Froh im Herrn, gibt er sich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufrieden, sondern ist erfüllt von dem brennenden Verlangen, Zeugnis zu geben und die anderen zu erreichen; er liebt das Wagnis und bricht auf, nicht unter dem Zwang bereits vorgezeichneter Wege, sondern offen und treu gegenüber den vom Heiligen Geist angezeigten Routen: Er mag nicht nur so dahinleben, sondern freut sich, das Evangelium zu verkünden.
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Für uns Jünger ist es sehr wichtig, unser Menschsein mit dem Leib des Herrn in Berührung zu bringen, das heißt, vertrauensvoll und in absoluter Aufrichtigkeit das, was wir sind, restlos vor Ihn zu tragen. Wie die heilige Faustina sagte, ist Jesus froh, wenn wir über alles mit Ihm sprechen; unser Leben, das Er ja bereits kennt, ist Ihm nicht langweilig; Er wartet, dass wir es mit Ihm teilen, sogar den Bericht über unseren Tagesablauf.
So sucht man Gott in einem Gebet, das offen sein und nicht vergessen soll, Ihm die Erbärmlichkeiten, die Mühen und die Widerstände anzuvertrauen und zu übergeben. Das Herz Jesu wird von der ehrlichen Offenheit gewonnen, von Herzen, die ihre eigenen Schwächen einzugestehen und zu beweinen wissen, im Vertrauen darauf, dass gerade dort die göttliche Barmherzigkeit handeln wird.
Auszüge aus der Predigt von Papst Franziskus vor Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in Krakau am 30.7.16