VISION 20005/2017
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Wie Ehe gelingen kann

Artikel drucken Zeugnisse von Paaren, die ihre Ehe aus dem Glauben zu gestalten versuchen

Michele und Rina Albergo leben in Pescara/Italien, sind seit 23 Jahren verheiratet und Eltern von vier Kindern. Nach einem glücklichen Ehebeginn stellten sich allerdings Probleme ein…

Michele: Jeder erlebte auf seine Weise eine Enttäuschung, da wir die Erwartungen des anderen nicht erfüllen konnten. Wir sprachen zwar die gleiche Sprache, aber wir verstanden uns nicht. Man machte dem Partner innerlich und auch mit Worten Vorwürfe, weil man seine eigenen Wünsche erfüllt sehen wollte. Das kann so weit führen, dass man den Zweifel verspürt, sich vielleicht doch in der Wahl des Ehepartners getäuscht zu haben. Und das nach zwölf Jahren Ehe! Da es unseren befreundeten Familien ähnlich erging, fanden wir uns damit ab, auch wenn wir uns das Familienglück ganz anders vorgestellt hatten. Wir gingen zwar am Sonntag zur Hl. Messe und beteten auch, doch die Liebe und das Glück, nach dem wir uns sehnten, fehlten uns.
Rina: Eigentlich erfüllte jeder von uns seine Rolle gut. Michele ging arbeiten und sorgte sich als Mann um vieles, ich führte den Haushalt und kümmerte mich um die Erziehung, aber wir waren nicht eins. Ich machte ihm Vorhaltungen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam und sich nicht gleich mit voller Aufmerksamkeit meine Probleme anhörte, die ich mit den Kindern hatte. Der Mangel an Einheit drückte sich darin aus, dass sich jeder eigene Zeiten und Freunde suchte, mit denen er etwas unternahm. Michele ging Tennis spielen, und ich verbrachte meine Zeit mit Freundinnen. All das schien „normal“ zu sein. Die Kinder verlangten uns viel ab, und so gaben wir ihnen die Schuld für die mangelnde Vertrautheit in unserer Beziehung.
Michele: Als ersten Schritt erkannten wir, dass es nicht genügt, wenn jeder für sich seinen eigenen Glaubensweg geht. Wir wollten einen gemeinsamen Weg finden. Dazu machten wir im Jahr 2005 eine Familienwallfahrt nach Medjugorje. Hier änderte sich dann unser Leben. Durch göttliche Fügung lernten wir die „Familie Mariens“ kennen und wählten Don Aleandro als unseren geistlichen Begleiter. Er machte uns mit Don Carlo Rocchetta bekannt, der seine Karriere als Theologieprofessor an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom aufgegeben hatte, um Ehepaaren in der Krise und Verlobten zu helfen, die Schönheit der sakramentalen Ehe zu entdecken und zu leben. Dank der Hilfe dieser Priester leben wir heute eine sehr glückliche Ehe und möchten allen Ehepaaren, die in einer ähnlichen Situation sind, wie wir es waren, raten: Gebt euch nicht mit einem Nebeneinander-Leben zufrieden. Die Liebe, die euer Herz ersehnt, existiert und ist – wenn auch unter Mühen – lebbar. (…)
Unsere Priester erklärten uns, worin die christliche Ehe besteht, in der Gott einen festen Platz haben muss. Nur im Blick auf Ihn können wir unsere Grenzen überwinden und dem anderen jene Liebe schenken, die wir durch die Sakramente und das Gebet von Jesus bekommen. Die Berufung des Ehepaares ist es, ein irdisches Abbild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu werden, indem sie sich einander vorbehaltlos schenken, sich gegenseitig annehmen und alles miteinander teilen. Um das als sündhafte Menschen leben zu können, zeigte uns Don Rocchetta einen Weg: die zärtliche Liebe Gottes zu uns Menschen weiterzugeben und sie in allen Situationen sichtbar werden zu lassen. (…)
Rina: Das Ziel der christlichen Ehe ist das Wir. Die Entdeckung, dass mein Partner kein Hindernis für meine Freiheit und mein Glück ist, war ein Neubeginn für uns. Das „Ich“ und das „Du“ müssen zum „Wir“ werden, inmitten von Schwierigkeiten, aber auch in der Gewissheit, dass Gottes Gnade in unser beider Leben ausgegossen worden ist. Wenn man nicht mehr denkt: „Was macht mich glücklich, was will ich?“, sondern: „Was macht uns glücklich, was dient uns?“ Wenn ich mich frage: „Wie kann ich Michele glücklich machen?“, dann bin ich auf dem richtigen Weg.

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Gioacchino und Claudia Bruni leben in San Benedetto del Tronto in Italien und sind seit 30 Jahren verheiratet. Ihre Ehe verlief anders, als sie es erwartet hatten…

Claudia: Aber schon nach zwei Monaten drängte uns unsere Liebe, den Wunsch nach Kindern nicht mehr aufzuschieben. Wir wollten so schnell wie möglich die Frucht unserer Liebe sehen. Da die Ungeduld ein typisches Merkmal meiner Person ist und ich gewohnt war, die Dinge, die mir in den Kopf kamen, so rasch wie möglich zu verwirklichen, konnte ich es kaum erwarten, bis sich die Anzeichen einer Schwangerschaft einstellen würden. Doch es kam kein Kind! Wir konsultierten verschiedene Ärzte, die uns alle versicherten, wir seien gesund und es bestehe kein Hindernis für eine Schwangerschaft.
Wir hofften, ein Jahr, zwei Jahre. Dann fiel ich in eine ernsthafte Krise. Das erste Mal in meinem Leben stand ich vor der Situation, etwas, was ich unbedingt wollte, nicht erreichen zu können. Die Kinderlosigkeit wurde für mich zu einem Trauma, so dass ich an einen Punkt kam, an dem ich unter allen Umständen ein eigenes Kind haben wollte. Als ich endlich in einem Krankenhaus in Genua, in dem unterschiedliche Methoden der künstlichen Empfängnis angeboten wurden, einen Termin hatte, war ich überglücklich. Ich konnte es kaum erwarten, bis Gioacchino am Abend von der Arbeit zurückkam.
Voll Freude lief ich ihm entgegen, und schon sprudelte es aus mir heraus: „Wir haben am Montag einen Termin in Genua. Sie haben mir versichert, wir werden das Krankenhaus mit einem eigenen Kind verlassen!“ Gioacchino reagierte nicht mit dem erwarteten Enthusiasmus. Er blieb ruhig, schaute mich liebevoll an und sagte zu mir: „Claudia, bist du sicher, dass das der Wille Gottes ist? Haben wir Ihm nicht versprochen, Seinen Willen in unserer Ehe verwirklichen zu wollen?“
Diese Worte trafen mich wie ein Blitz, und es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte geglaubt, ein Mensch zu sein, der nach dem Willen Gottes lebt, aber in Wirklichkeit führte ich mein eigenes Leben. Ich kam mir wie der hl. Paulus bei seiner Bekehrung vor, und mir blieb nichts anderes übrig, als unter Tränen einzugestehen, dass ich nicht allmächtig bin, ja, dass ich ohne Gott nichts bin.
Gioachino: Von da an beteten wir viel tiefer, und unsere Liebe bekam eine neue Dimension. Wir strebten nicht mehr danach, unbedingt ein Kind zu haben, sondern wir versuchten einander zu helfen, den Willen Gottes zu erkennen und anzunehmen. Wir dachten darüber nach, ob wir vielleicht ein Pflegekind aufnehmen sollten. Durch Freunde lernten wir eine Organisation kennen, bei der wir Informationen und eine Grundausbildung für Pflegeeltern erhielten. 1990 war es dann so weit. Nach drei Jahren kinderloser Ehe wurde uns die sechsjährige Emilie anvertraut.

Heute besteht ihre Familie aus sechs adoptierten Kindern und zwei Pflegekindern. Im Laufe der letzten 20 Jahre haben sie 60 Personen zeitweise Unterkunft in der „Casa Manuela“ – einem vom Bischof zu Verfügung gestellten Haus – ermöglicht.

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Jonathan und Noelia Marichal leben in Florida/Uruguay und haben 2015 nach einem von P. Luis, einem Priester der „Familie Mariens“, begleiteten Weg der Vorbereitung geheiratet.

Noelia: Zu der Zeit wusste ich schon, dass es nicht nur die Möglichkeit gibt zu heiraten. Ich wäre durchaus auch für das gottgeweihte Leben offen gewesen, hätte Gott mir das als meine Berufung gezeigt. Doch habe ich bei Jonathan etwas Besonderes gespürt und mich immer mehr in ihn verliebt. Allerdings habe ich ihm gleich am Anfang, als wir begannen, uns Chats zu schreiben, gesagt: „Sollte es zwischen uns ernst werden, wollen wir die Beziehung gut leben und bis zur Ehe auf intimen Kontakt verzichten.“ Zu meiner Freude war Jonathan gleich einverstanden, was hierzulande rar ist, denn viele Jungen machen sich sozusagen einen Sport daraus, sich jede Woche „eine andere zu angeln“.
Jonathan: Da Noelia in Florida wohnte, ich aber in der 100 km entfernten Hauptstadt Montevideo studierte, konnten wir uns nur am Wochenende sehen. Klar war das ein Opfer. Trotzdem gaben wir auch dann acht, nicht zu lange allein zu sein und nicht nur zu zweit Zeit miteinander zu verbringen, sondern uns bei den Jugendtreffen in der Missionsstation unter die anderen Jugendlichen zu „mischen“. Der erste und wichtigste Vorsatz auf eine endgültige Entscheidung hin war natürlich das Gebet, besonders das Rosenkranzgebet, aber auch die regelmäßigen Gespräche mit P. Luis. 2013 haben wir uns dann verlobt. Damit begann, kann man sagen, unser intensives spirituelles Leben.
Noelia: Wir haben mehr füreinander gebetet, vor allem noch treuer den Rosenkranz. Um die räumliche Distanz zu überbrücken, haben wir eine konkrete Zeit ausgemacht, täglich um 21 Uhr, in der wir uns, jeder dort, wo er war, zu einem gemeinsamen Gesätzchen geistig verbunden haben. Außerdem begann ich, jeden Tag zur Hl. Messe zu gehen.
Jonathan: Noelia hat dann auch mich zur täglichen Hl. Messe und zur regelmäßigen Beichte motiviert. Darin und im Gebet fand ich die Kraft für den Verzicht, die Enthaltsamkeit, denn das war nicht leicht.
Noelia: Ja, es war schwierig. Da war es eine Hilfe, uns nicht so häufig zu sehen und sich immer wieder zu sagen: Ich will Gott einfach nicht beleidigen.

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Damien und Elisabeth Ricour, Eltern von vier Kindern, haben 2005 geheiratet. Nach vier erfüllten Ehejahren verfiel der Schauspieler Damien zunächst in eine schwere Depression, von der er berichtet: „Nur eines gab mir Frieden, nämlich zu wissen: Gott ist da, an meiner Seite…“ Kaum ging es ihm besser, kam die nächste Hiobsbotschaft:

Elisabeth: Als Damien mich vom Festival in Avignon aus anrief und mir sagte:  „Elisabeth, ich habe Krebs,“ war ich in Erwartung unseres vierten Kindes, auf das wir uns riesig freuten. Und nun dieser Schock! Doch ich glaube, Gott schenkte uns in der Situation auch besondere Gnaden.
Damien: Ja, es ist da etwas sehr Wichtiges geschehen in meinem Leben und im Leben meiner Frau: Solche Prüfungen vereinen ein Ehepaar sehr. Es kam dadurch zu einer noch viel tieferen Begegnung mit meinem Gott, aber auch mit meiner Frau, mit meinen Kindern und mit anderen Leidenden. Ich meine, das war es mir wert, ein Auge zu verlieren, wenn dadurch die Liebe zu Gott, zu meiner Frau und zu den Kindern gewachsen ist. Elisabeth und ich haben oft ganz ruhig darüber geredet, was dieser Krebs alles mit sich bringen konnte: Metastasen, den Tod. Wir waren innig vereint in diesem „Abenteuer“. Und kaum hatte ich mich an das Glasauge gewöhnt, fuhr ich mit viel Freude fort, als Schauspieler aufzutreten, wenn auch wegen der monatelangen Chemotherapie nicht in Bestform.

Monate nach Damiens Tod, gab Elisabeth heuer zu Ostern ein Zeugnis in der Zeitung La Croix. Darin sagte sie unter anderem: „Unsere eheliche Einheit als Paar gibt es nicht mehr, aber unsere Beziehung der inneren Vertrautheit dauert fort. Das geistige Band, das uns auf Erden vereint hat, bleibt im Himmel bestehen. Damien ist in meinen Gebeten der bevorzugte Gesprächspartner. Bin ich erschöpft oder am Ende, wende ich mich an ihn als Fürbitter für unsere Familie…“

Auszüge aus sehr bemerkenswerte Zeugnissen in Triumph des Herzens, herausgegeben von der Familie Mariens Nr. 143 (IV - 2017), die wir Ihnen, liebe Leser, sehr zur Lektüre empfehlen. Siehe: www.familiemariens.org

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