VISION 20001/2019
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„Mary’s Land hat mich gerettet“

Artikel drucken Christian Platzer, erfolgreich im Überwinden von Hindernissen im Leben (Von Alexa Gaspari)

Je mehr ich ihm zuhöre, desto mehr bewundere ich Christian Platzer: seine Offenheit und völlig unkomplizierte Art, mit der er über seine Probleme, seine Behinderung, seinen Glaubensweg spricht. Voll Hochachtung staune ich über die Zielstrebigkeit in seinem beruflichen Werdegang unter so schwierigen Lebensbedingungen.
Und diese beginnen schon mit seiner Geburt: Christian und sein Zwillingsbruder werden am 8. Jänner 1982 als Frühchen in Neunkirchen in Niederösterreich geboren, nachdem die Mutter schon länger unter Blutungen gelitten hatte. Der Zwillingsbruder stirbt nach drei Monaten an plötzlichem Kindestod. „Der erwartet uns im Himmel,“ ist Christian sicher. Warum er selbst mit Behinderung geboren wurde, weiß niemand genau zu sagen. Er kann Arme und Beine fühlen und dort auch Schmerz empfinden, doch das Zentrum im Gehirn, das Gleichgewicht und Bewegungen steuert, ist gestört. Deswegen kann er seine Gliedmaßen kaum so benützen, wie er möchte.
 Christian hat einen um vier Jahre älteren Bruder. Die Familie lebt in Gloggnitz. Der Vater zeigt aufgrund von Alkoholproblemen kaum Interesse für die Familie. Die Mutter, so sieht der Sohn es heute, hat den starken Glauben, in dem sie auch ihre Kinder erzieht, gebraucht, um diese schwierige Familiensituation durchtragen zu können. Ja, wirklich große Hochachtung vor dieser Mutter!
Als Kind geht Christian in Wiener Neustadt in die Waldschule: Es ist eine Spezialschule für Kinder mit einer Behinderung. Sie besucht er bis zum polytechnischen Lehrgang. Die Mutter führt ihn zunächst jeden Tag in die Schule und holt ihn wieder ab. Später wird er von einem Vater, dessen Kind auch in diese Schule geht, mitgenommen. „Als Kind hatte ich nie den Eindruck, dass die Behinderung für mich ein Problem ist. Solange ich denken kann, gehört der Rollstuhl irgendwie zu mir. Rückblickend denke ich, dass man sich als Kind mit einer Behinderung, also ich mit einem Rollstuhl, leichter tut als später als Erwachsener. Auch die anderen Kinder, die merken – oder denen man erklärt –, dass da ein Bub ist, der zwar nicht gehen kann, aber sehr in Ordnung und nett ist, tun sich leichter mit dessen Behinderung als Erwachsene.“
Christian überlegt kurz und meint: „Am Natürlichsten mir gegenüber benehmen sich meine Nichten und Neffen. Für die bin ich eben, wie ich bin. Das ist für sie kein Problem.“ Und weiter: „Was Kinder machen, kann man weitgehend auch einem behinderten Kind ermöglichen. Aber je älter man wird, desto größer werden auch die Träume, die Wünsche, die man hat, und dann wird es schwieriger. Je älter ich wurde, desto schwerer habe ich mir mit meiner Behinderung getan.“
Nach Beendigung der Waldschule wird ihm geraten, die Handelsschule zu besuchen. Das sei die einzige Möglichkeit, wie er in den Arbeitsmarkt integriert werden könnte. Der junge Mann jedoch möchte das nicht, denn „Mathematik war einfach nicht mein Ding. Ich wollte Sprachen lernen.“ Christian lässt sich dann aber doch überreden, gibt die Schule aber bald auf, denn:. „Ich war einfach zu langsam. So habe ich dann mit meiner Mutter beschlossen, zu Hause zu bleiben und bekam hier, zunächst in Englisch und Französisch, Sprachunterricht.“
Der Ehemann seiner Lehrerin, ein Chilene, also mit Muttersprache Spanisch, möchte den Burschen auch unterstützen. „Das hat mich sehr bewegt. Denn ich hatte noch nie erlebt, dass sich jemand so anbietet, mir zu helfen,“ erinnert er sich bewegt. Dieser Mann nimmt ihn zu lateinamerikanischen Veranstaltungen und Konzerten mit. Die offene und temperamentvolle Lebensart dort spricht Christian sehr an, und er beginnt bei seinem neuen Freund Spanisch zu lernen. Außerdem belegt er einen Fernlehrkurs in Spanisch und hat im Internet Kontakte mit Leuten, die Spanisch als Muttersprache haben.
 Als Kind geht Christian sonntags immer brav in die Kirche mit, aber als junger Mann entscheidet er sich eines Tages, nicht mehr mitzukommen. Er erwartet sich eine Strafpredigt der Mutter, doch diese meint nur: „Für mich ist das okay, aber du musst dir überlegen, was das für deine Freundschaftsbeziehung mit Jesus bedeutet. Ob es okay ist, mit einem Freund, der dich einlädt, so umzugehen?“ Betroffen erkennt Christian, dass er das noch nie so gesehen hatte. Er überlegt: „Wenn Freunde mich einladen, komm ich ja immer gern. Und wenn ich wirklich denke, dass Jesus ein Freund ist, der mich einlädt, gehe ich eben hin, weil Er mein Freund ist, nicht weil die Mutter es so möchte.“ Und er ergänzt: „Rückblickend habe ich auch in Krisenzeiten immer die Erfahrung gemacht, dass mir der Glaube an Jesus eine große Hilfe im Leben war und ist.“
Eine Gebetsrunde in Wiener Neustadt nimmt ihn in ihren Kreis auf. Dass er dort mit einem Ehepaar Spanisch sprechen kann, freut ihn besonders. „Ich wollte eigentlich auf der Uni Spanisch studieren, was aber zunächst nicht möglich war, da ich keine Matura hatte. Dann aber fand ich heraus, dass ich eine Studienberechtigungsprüfung machen kann.“ Er besteht diese Prüfung und inskribiert Romanistik an der Universität in Wien, wo er auch Übersetzungsfächer für Spanisch belegt. Man kann sich vorstellen, wie schwierig all das in seiner Situation gewesen sein muss. Daher meine Bewunderung für so viel Zielstrebigkeit.
Die Studienzeit und die Gespräche mit den Studenten entfernen ihn vom Glauben. Er beginnt, sich für indianische Religionen zu interessieren. Wohl sind es vor allem die christlichen Elemente, die ihn da ansprechen: dass Indianer eine Beziehung zu Gott über die Natur suchen, dass sie sich Brüder und Schwestern nennen… Kein Wunder, dass er sich von der Gebetsrunde in Wr. Neustadt allmählich löst und auch versucht, sich dem Lebens- und Denkstil der Studenten anzupassen. Vielleicht findet er da eine Antwort auf seine ständige Frage: „Warum bin ich behindert?“ Die Antwort damals: Wahrscheinlich gibt es eben keinen Gott, und das Schicksal ist ungerecht. Er könne dagegen aufbegehren und sich letztlich  nur auf Hilfe vom Staat und von Menschen  stützen. „Leg den Glauben ab, das ist nur Ballast,“ heißt es bei den Kommilitonen. „Du hast eben einfach Pech.“ Also verlässt er sich auf die Freunde. Und doch: etwas Wichtiges im Leben fehlt ihm. auch wenn er alles Mögliche mit den Freunden unternimmt: Ausgehen, Reisen, Filme schauen. Er fragt sich: Ist es Gott, der mir fehlt? Nein, beruhigt er sich, das bildest du dir nur ein. Und wenn manchmal der Wunsch zu beten aufkommt, weiß er ihn schnell zu unterdrücken.
Doch die Leere wird immer größer. Auch sein Aktivismus stößt auf Grund der Behinderung an Grenzen, füllt ihn nicht aus. Er braucht mehr. Weil es ihm sehr schlecht geht, ruft er eines Tages einen Freund an. Er würde ihn dringend brauchen. Doch dieser erklärt, er hätte keine Zeit, er erwarte Freunde. Da ist ihm klar, dass dieser „Freund“, wie all die anderen, keine wirkliche Hilfe sind. Was soll er also tun? Gott antwortet zwar nicht, aber zu Ihm kann er jedenfalls immer kommen. Und so kehrt Christian zur Gebetsrunde zurück, wo man ihm die lange Abwesenheit nicht übel nimmt. Soll er also wieder zu Gott mit seinen Fragen und Ängsten kommen?
Es beginnt eine Phase, in der er sich viele Fragen in Bezug auf Gott und sein Leben stellt. „Ich dachte: ,Gott, ich habe mich immer bemüht, ein guter Mensch zu sein, alles richtig zu machen und Du, setzt mich in einen Rollstuhl, machst mein Leben so kompliziert. Warum hast Du das getan? Es hätte alles viel leichter sein können, viel besser.’ Ich war an einem Scheideweg: Gehe ich weiter mit Gott oder lebe ich besser ohne Ihn?“
In dieser Zeit ist er auch auf der Suche nach einer geeigneten Betätigung, wo er seine Fähigkeiten, vor allem seine Spanischkenntnisse, einsetzen könnte. Und da stößt er – er weiß bis heute nicht genau wieso – in seinem Computer auf eine Anfrage nach einem Übersetzer für einen spanischen Film: Mary’s Land. „Das ist genau das, was ich gesucht habe,“ denkt er überglücklich.
Heute weiß er: Wäre er damals nicht auf Infinito Más Uno, die Gruppe, die um Juan Manuel Cotelo, den Regisseur des Films, steht, gestoßen, wäre er jetzt entweder ohne Glauben oder in einer Freikirche „oder ich würde in einem Indianerzelt sitzen,“ wie er lachend meint. „Das war wirklich eine Gefahr.“ Nach ein paar Telefonaten trifft er Ali Matic (Portrait Vision 6/17), die ihm zunächst ein paar Texte zum Übersetzen gibt. Da er dies gut macht, wird er gebeten, weitere Passagen dieses wunderbaren Films zu übersetzen. In ihm geben viele Menschen Zeugnis von ihrem Glauben: etwa ein Altenpfleger, der nachts das Gespräch mit Prostituierten sucht, um ihnen die Liebe Jesu und die Geborgenheit, die sie bei Ihm finden könnten, nahezubringen; ein Model, das ihr Kind abgetrieben hat und die schrecklichen Konsequenzen für ihr Seelenheil in der Esoterik zu ersticken sucht, bis sie bei Jesus landet und Frieden und Freude findet; das querschnittgelähmte Mädchen, das in Medjugorje wunderbar geheilt wird…
„Die Botschaften von all den interviewten Menschen haben mich total bewegt. Menschen, die viel gelitten, aber erfahren haben, dass Gott sie immer liebt. Und vor allem die Anfangssequenz: Da sieht man, dass der Kampf zwischen Gut und Böse immer stattfindet und dass Gott immer leidet, wenn du leidest.“ Es ist, als wäre Mary’s Land für ihn, Christian, gedreht worden: „Dass ich mich die ganze Zeit während der Übersetzungsarbeit intensiv mit diesen Aussagen beschäftigen musste, hat mir sehr geholfen, die Liebe Gottes für mein Leben wieder zu entdecken und anzunehmen, Ihn ganz neu in vielen Ereignissen zu entdecken.“
„Gott, da hast Du alles perfekt gemacht, nur hatte ich das nicht gesehen,“ erkennt er nun, wenn er auf sein Leben zurück blickt. „Auch, dass ich mir gewünscht hatte, in Spanien zu leben, weil ich dachte, nur dort könnte ich meine Spanischkenntnisse richtig einsetzen. Durch das Pflegegeld kann ich aber nicht längere Zeit weg von Österreich, sonst wird es gestrichen. Ich hatte mich daher stets eingesperrt gefühlt. Nun durfte ich für Spanier arbeiten und übersetzen und war ins Spanische hineingetaucht und dachte: Gott du bist so viel größer, ich hätte mir das nie alleine finden können. Es war mir richtiggehend in den Schoß gefallen. Gott hat gemacht, dass ich in Österreich bin und sozusagen gleichzeitig in Spanien arbeite. Er hat die Wünsche meines Herzens – mehr über Ihn zu erfahren und meine Liebe zu allem Spanischen leben zu können – respektiert und alles perfekt zusammengefügt und erfüllt. Das hat mir wirklich gezeigt, wie groß Gott ist.“
„Heute kann ich sagen, dass Mary’s Land mich gerettet hat. Ich würde sonst jetzt nicht hier sitzen. Auch weil Infinito Más Uno nicht eine unpersönliche große spanische Filmgesellschaft, sondern eine richtige Familie ist, in der man liebevoll aufgenommen wird. Eine Familie, die mich mit durchs Leben trägt.“
Zu dieser Familie gehört für Christian Ali Matic, die im deutschsprachigen Raum für die Übersetzung, Synchronisation und Verbreitung der Filme sorgt. Wie sieht sie Christian? Er sei ein ganz besonderer Mensch, nicht nur für ihre Arbeit, sondern auch für sie persönlich ein Riesengeschenk, erzählt sie. „Er ist ein wirkliches Sprachentalent, kann zwischen den Sprachen hin und her übersetzen. Und, obwohl er sich seines Talents wohl bewusst ist, blieb er einer der bescheidensten und demütigsten Menschen, die ich kenne. Er will Gott durch sein Talent dienen, dort, wo er gebraucht wird, ist auch stets fröhlich, sensibel, hat ein gutes Feingefühl für Menschen.“ Ja, so erlebe auch ich Christian.
Zurück zu seiner Arbeit bei Mary’s Land: Christian gestaltet und übersetzt auch die sehenswerte deutsche Homepage von Infinito Más Uno (www.infinito
masuno.org/de) und überprüft die Endfassung des Films. „Es haben damals noch zwei, drei andere bei den sehr aufwendigen Übersetzungen der Dialoge mitgeholfen. Es ist wichtig, dass man sich gegenseitig unterstützt und korrigiert.“ Wie lange er für die Übersetzung von Mary’s Land gebraucht habe? Mehr als ein halbes Jahr intensive Übersetzungsarbeit war nötig, erinnert er sich. Auch bei der Synchronisierung des Film in einem Münchener Studio war er live dabei.
Den Regisseur Juan Manuel Cotelo lernt er erst kennen, als dieser zur Premiere von Marys Land nach Wien kommt, und übersetzt ihn bei mehreren Gelegenheiten konsekutiv. Alle die, so wie ich, die Beiden miteinander gesehen und Christians perfekte Übersetzung gehört haben, meinten, die Zwei seien ein eingespieltes Team.
„Das war echt ein Geschenk Gottes, dass ich Juan Manuel bei seinen Auftritten und seine Botschaft übersetzen, ja weitersagen konnte. Denn, was er tut, ist eine Arbeit für das Reich Gottes. Ich wollte ja nie irgendetwas mehr oder weniger Sinnloses übersetzen. Auf der Uni haben sie uns gesagt, wir sollen unsere Ziele nicht zu hoch setzen. Wahrscheinlich würden wir erst Beipackzettel für Geräte oder Ähnliches übersetzen.“ Glücklich fügt er hinzu: „Und dann bin ich mitten in eine christliche Filmproduktion hineingesetzt worden, wo ich den Bachelor noch gar nicht gemacht hatte!“, staunt er heute noch.
Den Bachelor hat er irgendwann zwischen Marys Land und Footprints gemacht. Eigentlich wollte er nach dem Bachelor noch den Master machen, „aber die Bücher, Romane, die ich da beim Romanistik-Studium lesen musste, die Ansichten zum Thema Sexualmoral, die da verbreitet werden, haben mir gar nicht gefallen, waren nicht okay. Und da kam auch immer unterschwellig, dass die Kirche dargestellt wird, als hätte sie die die Aufklärung gehemmt, die Menschen unterdrückt und ihnen Wissen vorenthalten. Auch mit Gender-Mainstreaming musste man sich immer wieder befassen… Nein, das war es mir nicht wert,“ erklärt Christian dezidiert.
Wenn ich ihm so zuhöre, frage ich mich unwillkürlich, bei wie vielen Studienzweigen es heutzutage wohl ähnlich zugehen mag: Was wird da den Jugendlichen an Werten, Vorstellungen und Ansichten vermittelt? Alles nicht nur weit weg vom christlichen Menschenbild, sondern sogar bewusst dagegen ausgerichtet. Und wie vielen Studenten fällt das, so wie Christian, noch auf?
Er fährt fort: „Ich hatte damals den Eindruck, Gott wollte, dass ich mich ganz in diese Übersetzungsarbeit hineinwerfen sollte: Sein Geschenk für mich, durch das ich mich wirklich von Gott aufgefangen gefühlt habe. Mit Gott zu arbeiten, hat mir viel Kraft gegeben und zu wissen, dass es Brüder und Schwestern in Infinito Más Uno (alles Freiwillige in den verschiedenen Ländern, die für Herstellung und Verbreitung der Filme von Juan Manuel Cotelo sorgen) gibt, die alle den selben Glauben haben und für dasselbe kämpfen. Das war und ist eine wahnsinnige Hilfe für mich.“
Bei einem „Locomoteres Treffen“ in Spanien konnte Christian das besonders erfahren. Damals trafen sich Cotelos freiwillige Mitarbeiter aus der ganzen Welt, um die Arbeit für den neuen Film Das größte Geschenk vorzubereiten. „Das war nicht nur ein Arbeitstreffen, sondern auch ein Austausch von Schwestern und Brüdern im Glauben mit Hl. Messen, Anbetung, Rosenkranzgebet, damit alles wirklich nach dem Willen Gottes ablaufen würde.“
Bisher hat Christian bei drei Filmen entscheidend mitgewirkt: Marys Land, Footprints und Das größte Geschenk. Bei Footprints – eine Dokumentation der Wallfahrt junger US-Amerikaner auf dem Jakobsweg, bei der sie trotz Entbehrungen und Erschöpfung, aber auch dank aller Mühen entdecken, wie wichtig brüderliche Liebe und Verantwortung im Leben sind – ist er von Anfang an für die spanischen Teile verantwortlich und gemeinsam mit Ali Matic für die Endkontrolle.
Ab Mai 2017 ging es dann um den Film Das größte Geschenk, eine intensive Arbeit, in die Christian von Anfang an eingebunden ist. Worum es in dem Film geht? Um die „Waffe“, die jeden Krieg, jeden Zwist, jeden Streit beenden kann: die Vergebung. Das größte Geschenk, das jemand einem anderen Menschen machen kann: ihm zu verzeihen. Überall auf der Welt kann diese Waffe erfolgreich zum Einsatz kommen. Der Film zeigt Zeugnisse aus Frankreich, Spanien, Ruanda, Irland usw. – bewegende, unglaubliche Beispiele von Menschen, die vergeben, von Menschen, die um Vergebung bitten. Da wird Terroristen und Guerillakämpfern vergeben, grausamen Eltern, Mördern nach einem Genozid… Wer den Film sieht, erfährt: Vergeben ist in menschlichen Beziehungen das Heilmittel schlechthin.
Christian erzählt, der Film sei eigentlich dank der Guerillakämpfer in Kolumbien, die sich im Gefängnis bekehrt hatten, entstanden. Diese Männer, die viele Menschenleben auf dem Gewissen hatten, wollten sich bei ihren Opfern und deren Angehörigen entschuldigen. Sie wandten sich an Juan Manuel: „Wir wollen über deine Kameras die Welt um Vergebung bitten.“ Das sei der Anstoß zum neuen Film gewesen, erzählt Christian: „Juan hat also nicht selbst entschieden, welchen Film er drehen möchte. Er hat in die Tat umgesetzt, was Gott ihm durch andere nahegebracht, ans Herz gelegt hat.“
Seit 2013 hat Christian Assistenten – derzeit einen mit spanischer Muttersprache –, die ihm vom Land Niederösterreich bereitgestellt werden, ihn auf die Uni begleitet haben und zu Hause betreuen. Demnächst wird er in Wien bei der Genossenschaftsassitenz zu arbeiten beginnen, was ursprünglich gar nicht in seinem Plan war. „Um Assistenz zu bekommen, muss man sich nämlich um Jobs bewerben. So habe ich mich also dort beworben und zu Gott gesagt: ‚Wenn Du meinst, dass dies gut für mich ist, musst du machen, dass ich genommen werde, obwohl mein Bewerbungsschreiben gar nicht gut war.‘ Und sie haben mich genommen. Also denke ich, dass es Gottes Wille ist.“ Dennoch gehört sein Herz weiterhin der christlichen Übersetzung. Aber man muss eben auch Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen.
„Auch wenn mir manches schwerfällt oder nicht klar erkennenbar ist, Gott weiß, was Er macht. Ich bin natürlich nicht perfekt, denke immer wieder: Gott das passt mir jetzt gar nicht, warum geht das nicht anders? Aber ich weiß, Gott liebt mich trotzdem und fängt mich wieder auf. Ich bin sicher: Er hat die Antwort auf alle meine Probleme. Er selbst ist die Antwort. Daher will ich mein Leben mit Gott leben. Ich habe versucht, mein Leben ohne Gott zu leben. Es funktioniert nicht.“
Übrigens: ich habe einen Großteil des Films Das größte Geschenk in München im Synchronstudio sehen können, und möchte Ihnen allen, liebe Leser, diesen einerseits heiteren und schwungvollen, andrerseits tiefsinnigen und unglaublich bewegenden Film sehr empfehlen. Über die Homepage: www.dasgroesstegeschenk.com, können Sie sich anmelden und erfahren, wie Sie zu einer Aufführung dieses Films in Ihrem Heimatort kommen können. Uraufführung des Films Das größte Geschenk in Wien ist am 24. Jänner im Village Cinema, Wien-Mitte.

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