VISION 20003/2019
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Eintauchen in die Liebe Gottes – ganz real

Artikel drucken Das Jungfamilientreffen in Pöllau (Stefan Lebesmühlbacher)

Im Gegenwind stehen heute besonders die christlichen Familien. Wie jeder totalitären Ideologie ist dieser Raum der schwer kontrollierbaren Geborgenheit, in dem der Mensch heranwächst und geprägt wird, auch dem heutigen Zeitgeist verdächtig. Daher die vielen Bemühungen, ihn zu unterwandern. Umso wichtiger sind Initiativen, die christliche Familien erfolgreich stärken.

Das Leben als Familie mit allen Freuden, Anstrengungen und Herausforderungen gleicht einer Bergbesteigung. Es gilt das Wort Jesu: „Wie schmal ist der Weg, der zum Leben führt“ (vgl. Mt 7,14). Das Jungfamilientreffen im oststeirischen Pöllau ist in den letzten 16 Jahren für viele junge Familien zu einer großen Hilfe auf diesem Weg geworden. Es bietet – um bei diesem Bild der Bergwanderung zu bleiben – Wegweiser, Haltegriffe, Labstationen, Warnschilder, Orientierungshilfen und Mutmacher, um das große Ziel zu erreichen.
„Durch das erste Treffen, an dem wir teilgenommen haben, hat Gott in unserer Ehe zu wirken begonnen. Er hat uns gezeigt, was in unserer Ehe falsch war und uns über mehrere Jahre zu einem Neuanfang geführt, sodass wir uns als Geschenk neu entdecken konnten und Gott neu in unsere Mitte gestellt haben.“
Es gibt heute eine spürbare Tendenz, die Familie in ihre Glieder zu zerlegen: Kinder in die Krippe, Ganztageskindergärten, Schulen plus Hort, Eltern in die Arbeit. Auch die Freizeitangebote locken die Familienmitglieder in unterschiedliche Richtungen. Smartphones mit ihrer Tendenz zur Virtualisierung und zu Scheinbeziehungen sind hier eine weitere Zusatzbelastung.
So wird die Familie leicht manipulierbar. Mehr noch: Es geht heute schon so weit, dass man die grundsätzliche Frage stellt, ob es vertretbar ist, Kinder in diese Welt zu setzen. Laut einer wissenschaftlichen Studie der „University of British Columbia“ in Vancouver zum Thema Umweltschutz würde jedes Kind, das nicht geboren wird, 58,6 Tonnen CO2-Einsparung bedeuten. Die Schlussfolgerung: Kinder seien „das Schlimmste, was man der Umwelt antun kann.“ Dieser aktuelle Öko-Trend läuft unter dem Schlagwort „kinderfrei“. Dabei wissen wir doch um die unersetzbare und so wertvolle Berufung zum Mutter- und Vatersein.
 „Hier in Pöllau haben wir uns als junge Familie mit unseren beiden sehr lebendigen Buben das erste Mal wo wirklich willkommen gefühlt. Es ist eine Oase!“
Um dieser Zersplitterung der Familie entgegenzuwirken, ist das Jungfamilientreffen eine Woche für die ganze Familie. Bei den Vorträgen für die Ehepaare, während der Zeugnisgruppen und den Ehepaar-Gesprächszeiten haben die Kinder ihr eigenes altersgemäßes Programm mit Gebet, Kinderkatechese, Spiel, Spaß und Abenteuer. Zur Freizeit, zu den Mahlzeiten und bei den geistlichen Momenten, wie das Morgen-, Abendlob und der Heiligen Messe, findet die Familie immer wieder zusammen und macht die Erfahrung, als Familie mit Gott auf dem Weg zu sein. Gleichzeitig wächst auch die Gemeinschaft mit anderen Familien.
Freundschaften unter den Eheleuten und Kindern werden geschenkt, man lernt voneinander, erfährt Trost und Beistand und wird schließlich auch durch das Beispiel und Zeugnis anderer in den Kämpfen des Alltags ermutigt. All das stärkt den Familienzusammenhalt und hat eine unglaubliche Auswirkung für das ganze restliche Jahr.
„Die Kinder haben neue Freundschaften geschlossen und schon bekannte neu gefestigt, nicht zuletzt die mit dem Himmel!“
Um den Familien ihren hohen Wert, der ihnen so oft abgesprochen wird, zu zeigen, wird in besonderer Weise auf ihre Nöte und Bedürfnisse eingegangen. So gibt es beispielsweise einen eigenen liebevoll eingerichteten Wickel- und Stillbereich, eine Lautsprecherübertragung der Vorträge zur Sandkiste, ein Spielzelt für die Eltern mit Kleinkindern, ein leicht erreichbares von Priestern und betenden Schwestern betreutes Anbetungszelt, einen Buschenschank mit köstlichem Eis, guten Mehlspeisen und vieles mehr. Auf die rund 200 Familien kamen letztes Jahr 225 Helfer und Mitarbeiter, darunter über 80 Jugendliche, die diesen wertvollen Dienst an den Familien getan haben.
„Uns wurde als Familie Raum gegeben; wir hatten wieder einmal Zeit als Paar und haben so miteinander zu beten gelernt. Es war uns sogar die Gnade vergönnt, dass wir beginnen konnten, einen langjährigen, harten Knopf in unserer Ehe zu lösen.“
Ein besonderer Schwerpunkt des Jungfamilientreffens ist die Anregung zur konkreten Vergebung – ein ganzer Tag ist für dieses wichtige Thema reserviert. In jeder Ehe gibt es Missverständnisse, Konflikte, Enttäuschungen und je näher uns ein Mensch steht, desto mehr können uns seine Worte und sein Verhalten verletzen. Tatsächlich hat es jedes Ehepaar nötig, einander immer wieder neu zu vergeben, um in Frieden leben zu können. Schuld einzugestehen, Vergebung zu gewähren, sind Wege zum Neuanfang und zum Auferstehen der Liebe.
So sind die Ehepaare am Freitag im Anschluss an das Sakrament der Beichte zu einem Versöhnungspaargespräch eingeladen. Hier kann Vergebung konkret erfahren, die Atmosphäre in der Ehe gereinigt werden. Die geglückte Gesprächserfahrung der Pöllau-Woche will Mut machen, auch zuhause einen geschützten Raum für eine regelmäßige „Zeit nur für uns“ zu schaffen. Die eheliche Liebe braucht diese Investition, um wachsen, reifen und gedeihen zu können. Die an diesem Abend stattfindende Eheerneuerung ist wohl der Höhepunkt des Treffens – eine wunderschöne Frucht, die aus diesem Ehegespräch und den Versöhnungsschritten hervorgeht.
„Der Schritt der Versöhnung als Paar gegenseitig war nicht einfach, aber es hat gutgetan, dass wir den Mut aufgebracht haben, Dinge anzusprechen. Gott hat uns eine Erneuerung der Liebe geschenkt!“
„Auf diesen Felsen kann ich meine Familie bauen“ (vgl. Mt 16,18) – unter diesem Motto steht das heurige Jungfamilientreffen in Pöllau. Wir Ehepaare und Familien stehen in unserem Alltag, mit unserer Arbeit, unseren Familien und unserem ganzen Leben mitten in dieser Welt, die – so scheint es – oft verrücktspielt und jeden Bezugspunkt von Gut und Böse verloren zu haben scheint.
Häufig haben wir von unserem Umfeld mehr Herausforderung und Gegenwind als Unterstützung zu erwarten, wenn es darum geht, in unserem Leben die richtigen Prioritäten zu setzen. Getrieben von Erwartungshaltungen, dass wir unseren „Job“ in der Arbeit, aber auch in Ehe und Familie perfekt machen, sehen wir uns mit den eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert, sind enttäuscht oder entmutigt und haben letztlich in den Augen der Welt oft nicht viel geschafft. Erscheint der Boden auf dem wir stehen nicht oft sehr sandig und weich – weit entfernt von einem festen, felsigen Fundament?
„Hungrig nach geistlicher Nahrung, durch Sorgen und Zwistigkeiten mürbe, fuhren wir dieses Mal nach Pöllau. Von Vortrag zu Vortrag – Messe zu Messe – ging es uns besser. Der Freitag mit Beichte und der Erneuerung des Eheversprechens am Abend war ganz besonders und wirklich ‚erneuernd‘. Er hat uns Kraft gegeben für das nächste Jahr in der Welt, so wie Zuversicht und Hoffnung, weil Jesus da ist.“
Christus als Fels – das verleiht innere Freiheit, Würde, Selbstwertgefühl, Gelassenheit, Achtung vor sich selbst, dem Ehepartner und den Kindern. Welche frohe und befreiende Botschaft hat die Kirche hier im Namen Jesu zu verkünden! Welch ermutigende Grundhaltung dürfen wir als Christen haben, die es uns erlaubt, „in dieser Welt zu leben aber nicht aus ihr“ sein zu müssen!
„Es war wieder einmal total segensreich. Wir merkten, dass unsere Kinder, die aggressiv und unzufrieden nach Pöllau gekommen waren, immer friedlicher geworden sind. Auch wir Eltern konnten neu auftanken und Gottes Frieden finden. Pöllau ist für uns nicht mehr wegzudenken.“
Das Jungfamilientreffen in Pöllau will auch heuer ganz besonders ein spiritueller Ort sein, wo ein Eintauchen in diese Realität der Liebe Gottes möglich wird. Ein Ort, an dem wir diese innere Stille und Geborgenheit bei Gott wieder neu finden und Jesus als nie versiegende Quelle des Heils erfahren können.
Dieses Angebot ist eine Antwort des Heiligen Geistes auf die vielen Sorgen und Nöte der Familien in der heutigen Zeit. Möge dieses schöne Werk weiter im Sinne Gottes wachsen und fruchtbar bleiben.
„Pöllau ist ein zweites zu Hause. Es ist wie Heimkommen, ein Stück Paradies auf Erden.“

Stefan Lebesmühlbacher
Florian Baumgartner
Robert Schmalzbauer

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