VISION 20005/2019
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Kämpfer für die Ungeborenen

Artikel drucken Vor 40 Jahren gründete Walter Ramm die „Aktion Leben“ in Deutschland (Doris de Boer)

Er gehört zu den Kämpfern für den Schutz des Lebens der ungeborenen Kinder, Walter Ramm. 1979, also vor 40 Jahren, gründete er mit Mitstreitern die ausschließlich mit Spenden finanzierte „Aktion Leben“. Sie wird vom ehrenamtlichen Engagement vieler getragen und zählt heute zu den größten Lebensrechtsorganisationen Deutschlands.

Für Walter Ramm, den vierfachen Familienvater, kam die Berufung zum Anwalt für die Ungeborenen durch ein Gespräch mit einer 16-Jährigen während einer Gemeindearbeit, in der er aktiv war. Die Jugendlichen fragten ihn bei dieser Gelegenheit – es war die Zeit des gesellschaftlichen Ringens der 70-er Jahre um den Paragraphen 218 – nach seiner Meinung, was in besonderen Härtefällen, wie Schwangerschaft nach Vergewaltigung, geschehen solle. „Das muss man der Frau selbst überlassen, das sollte nicht allgemein über ein Gesetz geklärt werden“, war damals Ramms Antwort.
„Du willst Christ und Anwalt der Ungeborenen sein und gibst das Leben der Ungeborenen in schwierigen Situationen einfach preis? Weißt Du überhaupt, was Abtreibung ist? Dass alles Leben von Gott kommt und nur Er über Leben und Tod bestimmen darf?“, entgegnete das Mädchen empört. Diese moralische Ohrfeige dieser 16-Jährigen saß und sollte sein Leben revolutionieren.
Ganz in der Nähe seines Wohnortes betrieb ein Arzt, Dr. Zwick, die erste Abtreibungsklinik  in Lindenfels. Gemeinsam mit sechs Mitstreitern fasste Ramm den Entschluss, seine Arbeit für das Leben auf eine breitere Basis zu stellen und gründete mit ihnen am 21. März 1979 den Förderverein „Aktion Leben“. „Wenn wir nur eine einzige Seele retten können, dann hat sich aller Einsatz gelohnt,“ war sich Walter Ramm sicher. Aus den sieben Mitgliedern von einst sind heute rund 40.000 Mitglieder geworden.
1982 haben alle Mitglieder sich auf Initiative von Pater Otto Mayer dem Herzen Jesu und Mariens geweiht, und diese Weihe wurde seitdem immer wieder erneuert. Sie ist neben der täglichen Hl. Messe und dem Gebet die Quelle, aus der die Mitarbeiter sich jeden Tag die Kraft holen. Gemeinsam mit Pfarrer Winfried Pietrek legten die Mitglieder am Grab des seligen Kardinal von Galen, des Verteidigers des Lebensrechtes in Zeiten des Nationalsozialismus, das Versprechen ab, nicht zu rasten und zu ruhen, bis der todbringende Paragraf 218 abgeschafft sei. „Immer wieder, wenn ich müde wurde, erinnerte ich mich an das damals geleistete Versprechen“, erzählt Walter Ramm.
Durch den Einsatz vieler Helfer konnte Walter Ramm immer öfter bei Veranstaltungen über die Tragik der Abtreibung sprechen. So wurde er langsam auch über die Region hinaus bekannt. Der große Durchbruch kam dann aber auf dem Katholikentag in Berlin im Jahr 1980, als Mutter Teresa, die inzwischen heilig gesprochene Mutter der Armen, den Infostand der Aktion Leben besuchte und dem Verein durch ihre Person plötzlich große Bekanntheit verschaffte.
Neben Vorträgen und der Teilnahme an Katholikentagen gingen die Mitstreiter zu Demons­trationen auf die Straße, starteten Unterschriftenaktionen und verteilten tonnenweise Flugblätter. Im Hause Ramm in Abtsteinach wurde die Garage bald zur Druckerei umfunktioniert. Als die Aktion weiter wuchs und zu Hause der Platz zu eng wurde, suchte und fand Walter Ramm schließlich passende neue Räumlichkeiten in Oberflockenbach in einer ehemaligen Gaststätte. Dort sind noch heute die Büros der Mitarbeiter, Druckerei und Versand sowie die Hauskapelle untergebracht und die Gaststube dient heute als Vortragsraum.
Dass selbst kirchliche Beratungsstellen einen Beratungsschein – genaugenommen die Lizenz zum Töten – ausstellten, war Walter Ramm ein Dorn im Auge und ein unerhörter Widerspruch. Beim Katholikentag 1982 fand er die Gelegenheit, Kardinal Joseph Ratzinger Informationen über diese Doppelmoral der katholischen Kirche zu übergeben. Auch bat er, diese an den Papst weiterzureichen, um ein Ende dieser Tötungsscheinausstellung durch die Kirche zu erreichen.
Kardinal Joseph Ratzinger war ja wie Bischof Johannes Dyba aus Fulda einer der heftigsten Kritiker dieser Beratungsscheinpraxis. Es dauerte noch einige Jahre, bis sie endlich auf Anordnung des Papstes beendet wurde.
Wie über den Lebensschutz gedacht wurde, zeigte auch der Katholikentag in München 1984, der unter dem Motto stand: „Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt“: Die 150 Mitstreiter der Aktion Leben, die mit einem Infostand dabei sein wollten, wurden einfach ausgeschlossen.
Seit 20 Jahren ist auch Gabriele Hüter, heute stellvertretende Vorsitzende des Vereins, mit dabei. Die vierfache Mutter hatte Walter Ramm bei einem Vortrag mit 21 Jahren kennengelernt. Damals vertrat sie auch die Auffassung, jede Frau dürfe selbst über das Leben in ihrem Bauch entscheiden. Nach Ramms Vortrag sollte sie eines Besseren belehrt werden. Die ausgebildete Psychotherapeutin bietet heute im Verein besonders Trauerbegleitung an. Täglich erfährt sie, wie tief der Schmerz von Frauen nach einer Abtreibung ist, dass sie oft in ihrem Leben ganz aus der Bahn geworfen werden und sich immer wieder an die Tötung ihres Kindes erinnern. Nun versucht auch sie Frauen, über Gespräche, Bibeldramen, Aussprechen ihrer Wut und ihres Schmerzes, durch Beichte und Gebet zu helfen, wieder heil zu werden und die Vergebung Christi annehmen zu können.
„Unser Haus soll immer stärker ein Haus der Begegnung werden, in dem sich Menschen aussprechen können und ihre Wunden durch Jesus heilen lassen können. Wir haben das große Glück, auch einen eigenen Seel­sorger zu haben und wir Mitarbeiter werden diese Tage immer im Gebet vorbereiten und begleiten“, erklärt Gabriele Hüter.

Vier- bis fünfmal im Jahr informiert der kostenlose Rundbrief der Aktion Leben über Veranstaltungen, Fortschritte oder Fakten. Die Arbeit des Vereins ist überkonfessionell, steht aber auf der Lehre der katholischen Kirche. Nähere Informationen gibt es unter www.aktion-leben.de

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