VISION 20005/2019
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Klimawandel – im Geist und in der Natur

Artikel drucken (Ignaz Steinwender)

Manche meinen, der Mensch sei nur ein höher differenziertes Tier, ein Teil der Schöpfung und vergänglich. Dieser eigentlich deprimierenden Sichtweise steht die stolze Haltung gegenüber: Der hoch­mütige Mensch stellt sich an die Stelle Gottes und meint, er sei niemandem verantwortlich und könne und dürfe alles, was er wolle.

Der christliche Standpunkt sagt: Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, er steht über ihr, er hat das Bild Gottes in sich, aber er bleibt Gottes Geschöpf. Er verwirklicht sich, wenn er die Größe Gottes anerkennt, seine eigene Stellung wahrnimmt und so Gott lobt und dienend die ihm anvertraute Schöpfung pflegt.
Viele Menschen beschäftigt das oft veränderliche und in letzter Zeit zu Extremen neigende Wetter. Man sieht Zusammenhänge zwischen Klimawandel und zunehmenden Wetterkapriolen und überlegt, wie man das in den Griff bekommen kann. Die Schwierigkeit ist die, dass es auch unter Experten verschiedene Auffassungen und keine eindeutige Klarheit über die Ursachen gibt.
Die andere Frage betrifft ein wirksames Entgegensteuern. Ich habe als Jugendlicher bzw. junger Politiker einmal einen Vortrag über das Waldsterben organisiert. Damals war ich, gestützt auf wissenschaftlich argumentierende Medien, überzeugt, dass der Wald in wenigen Jahren sterben werde, wenn nicht bald etwas geschieht. Die Informationen haben sich jedoch als falsch herausgestellt.
Ähnlich ist vieles was seinerzeit im Buch Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome wissenschaftlich argumentierend geschrieben wurde, nicht eingetroffen.
Vom Glauben her würde ich zu dieser Thematik folgendes sagen: Diskussionen über die Ursachen sind eine wissenschaftliche Frage, keine Glaubensfrage und kein Dogma. Dar­über müssen Experten Klarheit schaffen. Dass es einen Wandel im Klima gibt, ist ein Faktum.
Darüber hinaus kann man vom Glauben her hinzufügen: Die Bibel sieht einen Zusammenhang zwischen Geist und Natur, zwischen dem geistlichen Klima und dem Klima an sich. Zum Beispiel der Bericht von der Sintflut, der Hinweis auf Folgen des Sündenfalles im Buch Genesis oder die Aussage des Apos­tels Paulus, dass die ganze Schöpfung seufzt und auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes harrt.
Die heilige Hildegard von Bingen hat durch ihre Visionen viele Einsichten gewonnen über die Schöpfung und geschrieben, dass es durch die Sünde der Menschen einen Aufschrei der Elemente gibt, also eine Unordnung in der Natur.
Für den Christen ergeben sich zu diesem Thema daher folgende Punkte:
Erstens: Der Christ soll versuchen, in der Ordnung Gottes des Schöpfers zu leben. Dies hat positive Auswirkungen auf die Natur, die Schöpfung Gottes.
Zweitens: Der Lobpreis auf den Schöpfergott in Verbindung mit dem Lobpreis auf Seine Schöpfung hilft, die Schöpfung tiefer zu erkennen und als Sein Werk zu achten und zu bestaunen.
Drittens: Die Kirche gibt uns geistliche Mittel, wie den Wettersegen, Bittgänge, hl. Messen in diesen Anliegen oder z. B. das Gebet um ein gutes Wetter, die wirksam sind.
Viertens: Wenn auch manche Ursachen noch im Unklaren sind, ein bescheidener Lebenswandel, der Verzicht auf Luxus, das Einstellen der Verschwendungsmentalität etc. ist an sich etwas Wichtiges, Gutes und aus dem Glauben heraus leichter verwirklichbar. Ein geistliches Klima fördert ein gutes Klima auf allen Ebenen.

Der Autor ist Pfarrer in Zell am Ziller in Tirol, sein Beitrag ein Auszug aus: Zillertaler Glaubensbote Aug. 2019

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