VISION 20006/2019
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Es lebe das Leben!

Artikel drucken Jedes Kind: ein Geschenk für die Menschheit (Martin Ploderer)

Die Welt wird sich von der Abtreibung abwenden, sobald sie erkennt, wie kostbar Kinder sind und wie erfüllend ein – oft auch schwieriges und entbehrungsreiches – Familienleben sein kann. Ein Zeugnis

In dem Augenblick, als unsere älteste Tochter Louise in den neunziger Jahren in einer Osternacht in Paris durch Immersion in einem großen Taufbecken getauft wurde, erfasste ich erst die ganze Bedeutung und die Verantwortung dessen, was das heißt: Leben weiterzugeben. Oder genauer gesagt, ich erfasste sie in Wahrheit natürlich nur ansatzweise, dafür aber mit einer ziemlichen Wucht.
Ich war zwar schon bei der Geburt dabei gewesen und durfte die Nabelschnur durchschneiden, was auch schon ein emotional ziemlich heftiger Moment war, aber als dieses kleine Baby nach seiner Taufe vom Priester in die Höhe gehalten wurde, wurde mir plötzlich mit einer besonderen Intensität bewusst, dass wir da einen Menschen auf eine höchst ungewisse Reise geschickt hatten, die durch nichts mehr aufzuhalten war.
Mittlerweile ist Louise eine junge Erwachsene, schlägt sich selbständig tapfer durchs Leben und ist für dieses spürbar dankbar. Ebenso dürfen wir, die Eltern, mit Dankbarkeit erfahren, dass auch ihre vier nachfolgenden Geschwister bis jetzt mit Freude und Tatkraft ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.
Ich erinnere mich, als ich noch ein Teenager war – gefühlt war das vorgestern – hatte ich eine Unterhaltung mit einer Freundin, die damals mit dem Brustton der Überzeugung meinte, in eine solche Welt könne man doch keine Kinder setzen. Ich widersprach damals vehement, der Wunsch nach einer großen Familie war bei mir immer dagewesen, und außerdem war mir damals schon klar: Wer sollte denn an einer Verbesserung der Menschheit mitwirken, wenn nicht die nächs­ten Generationen, also unsere Kinder und deren Kinder? Besagte Freundin hat dann später übrigens doch zwei mittlerweile sehr tüchtige und erfolgreiche Buben geboren…
Einige Jahre später kam ich auch mit der einen oder anderen materialistischen Ideologie in engere Berührung, die einen dann auf ganz seltsame Überlegungen bringen kann, wie zum Beispiel, dass es womöglich eine Zumutung für Kinder sein könne, diese in die Welt zu setzen, nur damit sie selbige dann verbessern sollten. Abgesehen davon, dass dies natürlich niemals die Motivation dafür sein kann, Kinder für einige Zeit anvertraut zu bekommen, sollten wir schon wissen, dass wir uns vor jeglicher Art von Weltverbesserern ohnedies hüten müssen.
Die Menschheit hat schon einige davon erlebt und so manchen nur knapp überlebt. Aufgabe des Menschen kann es daher immer nur sein, zunächst einmal zu versuchen zu verstehen, in was für eine Welt er da ungefragt hineingeboren wurde, und weiters, wo denn der eigene Platz darin zu finden sei. Dies ist auch in einer Familie eine Herausforderung, aber auf jeden Fall eine spannende Aufgabe, Kinder dabei zu begleiten.
Wie gesagt folgten noch vier weitere Kinder auf unsere älteste Tochter und bei jeder Geburt, bei jeder Taufe erfuhr ich wieder die gleiche tiefe Emotion. Als wir unseren ersten Sohn, unser drittes Kind erwarteten, ging mir die Frage durch den Kopf, wie wir das wohl machen würden, wir hatten ja jeder nur zwei Hände… Aber die Erfahrung zeigte dann auch in der Folge bei Nummer vier und fünf: etwaige Probleme bringen auch stets ihre Lösungen mit sich. Obwohl er ob unseres Kindersegens zunächst durchaus skeptisch war, sagte mein Vater einmal: „Wem Gott gibt ein Häschen, dem gibt Er auch ein Gräschen“.
So war es dann auch: obwohl unsere finanzielle Situation wegen meines „unsicheren“ Berufs als Schauspieler stets ein Drahtseilakt war, sind wir immer irgendwie über die Runden gekommen. Allen Kinder wurde eine ausgezeichnete Schulbildung zuteil, sie haben weder gefroren noch gehungert. Dass sie bei den modischen Markennamen der Bekleidung mit ihren Kameraden nicht mithalten konnten, empfanden sie niemals als Nachteil, im Gegenteil. Auch heute noch sind Second Hand Shops für uns kein Problem. Das Argument, man könne sich Kinder finanziell einfach nicht leisten, ist in unserer Zeit des materiellen Überflusses schlicht absurd.
Neugeborene Kinder sind also vor allem eines: eine Riesenfreude für die Eltern und ein Geschenk für die Menschheit. Familienkritische Kommentare kommen meistens von Menschen, die dieses Glück der Elternschaft – meistens bewusst – aus ihrer Biographie ausgeklammert haben. Übrigens brauchen mehrköpfige Familien in der Regel ungemein viel weniger Wohnraum pro Kopf, als Einpersonenhaushalte und in einer großen Familie werden auch viele soziale Tätigkeiten ganz selbstverständlich erledigt, die dem Staat dann auch erspart bleiben.
Nein, es soll hier kein idyllisches Zerrbild der Familie gezeichnet werden. Auch Familien kennen ihre Sorgen und Kämpfe, doch zeigt die Erfahrung, dass sich sehr viele von diesen Herausforderungen im Laufe der Zeit als wahrer Segen entpuppen. Leider fehlt hier der Platz, diese alle auch nur taxativ aufzuzählen. Geschwister lernen auch viel auf ganz natürliche Weise voneinander, ohne dass dafür irgendwelche soziologischen Ratgeber herangezogen werden müssen. Wenn’s mal knapp ist, dann wird eben geteilt und wenn einer krank ist, dann wird er von den anderen gepflegt. Und darüber hinaus wird bei den gemeinsamen Mahlzeiten oft viel gelacht.
Familien sind wunderbar. Das gilt auch heute noch!


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