VISION 20005/2021
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Wenn Technik den Menschen verändert

Artikel drucken Gedanken anlässlich eines Symposiums über Supercomputer (Erzbischof em. Charles Joseph Chaput)

Im Juni 2001, genau vor 20 Jahren nahm einer meiner Freunde und seine Frau an einem Treffen in Washington teil. Es war gesponsert vom „Woodrow Wilson International Center for Scholars“ und vom „Los Alamos National Laboratory“. Das Thema: „Supercomputing und menschliches Streben“. Mein Freund nahm als Vertreter der Nuntiatur in den USA daran teil.
Danach beschrieb er das Treffen als „nützlich“ aus zwei Gründen. Der erste war die ausführliche Diskussion über Supercomputer, künstliche Intelligenz und andere neue Technologien. Ein Vortrag handelte von der Computer-Simulation des Universums. Ein anderer vom Ökosystem. Andere von sozialen und wirtschaftlichen Phänomenen und biologischen Lebensprozessen.
Der zweite Grund, warum das Treffen nützlich war – oder zumindest lehrreich: dass es kaum eine Diskussion darüber gab, was die Aufgabe des Menschen eigentlich sei. Es gab wenig Interesse daran, was „Menschsein“ bedeuten oder voraussetzen würde. Die Agenda war übervoll mit Wissenschaft, ihren Möglichkeiten und wirtschaftlichen Folgewirkungen. Sie war unbedeutend, was Ethik oder Religion betraf. Gott war nicht unter den eingeladenen Gästen. Ein harmloser Vortrag von einem pensionierten Priester betraf „Einfluss des Supercomputing auf liebgewonnene Vorstellungen“. (…)
„Für einen Mann mit einem Hammer, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus“: So ein altes Sprichwort. Dorthin sind wir heute in unseren entwickelten Gesellschaften geraten: Die Wissenschaft gestaltet unsere Moral und unser soziales Denken um. Eine wirklich gesunde Kultur täte es genau umgekehrt. Menschen nützen Werkzeuge – unsere Werkzeuge aber nützen und verändern uns. Sie bestimmen unsere Wünsche und leiten unsere Wahrnehmungen. Sie ändern die Art unseres Denkens, die Art, wie wir leben. Nicht jedes menschliche Problem kann nämlich mit einem Hammer gelöst werden. Und nicht jedes menschliche Bedürfnis oder Verlangen kann mit den Instrumenten von Wissenschaft und Technologie gestillt werden. (…)
Das fatale Manko unserer Vergötterung der Wissenschaft ist, dass die Vorstellung der Wissenschaftsgläubigkeit vom Menschen sowohl zu groß wie zu klein ist. Wir sind kleiner als Götter und größer als kluge Affen. Und die Herrlichkeit, die Gott für jeden von uns vorgesehen hat, kann nur auf einem Weg gefunden werden: durch einen Menschen. Es sei daran erinnert, dass Joseph, der Mann Marias und Vater Jesu, Zimmermann war, ein Baumeister. Und Jesus ebenso. Jesus hatte von früh auf erlebt, was Schweiß, Stein und Holz, Stiche und Splitter in den Händen bedeuten – und wie befriedigend es ist,  Rohmaterial für menschliche Bedürfnisse umzuformen.
(…) Wir sind Subjekte, nicht Objekte, sind Gottes Schöpfung. Dazu braucht es natürlich Glauben und dementsprechendes Handeln, um sicherzustellen, dass unsere Kultur sich auch danach verhält.

Auszug aus Technological ideas have spiritual consequences in www.dallas. News.com v. 2.5.21

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