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Marienlob in Stein gemeißelt

Artikel drucken Neue Ausgrabungen im Heiligen Land (Karl-Heinz Fleckenstein)

Ausgrabungen im Heiligen Land geben Auskunft über den Glau­ben der frühen Christenheit. Sie bezeugen die Kontinuität des katholischen Glaubens bis heute. Im Folgenden Entdeckungen, die die Sonderstellung Mariens bekunden.
 
Die Gottesmutter
Et-Taiyiba im Jesreel-Tal war in der byzantinischen Zeit vom 5. bis zum 7. Jahrhundert ein christliches Dorf und wurde später zum Standort einer Kreuzfahrer-Festung. Die Jesreel-Ebene spielt eine zentrale Rolle in der biblischen Geschichte. Im Norden wird sie von Nazareth und dem Berg Tabor, im Osten vom Berg Gilboa, im Süden von den Bergen Samarias und im Wes­ten vom Karmel-Gebirge begrenzt.
Bei dem Fund handelt es sich um eine 1.500 Jahre alte griechische Inschrift am Eingang eines beeindruckenden Gebäudes aus der byzantinischen Zeit. Griechisch war damals die Amtssprache im östlichen Mittelmeerraum. „Die Inschrift wurde wahrscheinlich für die Eröffnungsweihe der Kirche erstellt“, erklärte Leah Di-Segni, eine Forscherin am Institut für Archäologie der Hebräischen Universität von Jerusalem. Der Text lautet: „Christus von Maria geboren. Dieses Werk des gottesfürchtigsten und frommen Bischofs [Theodo]sius und des elenden Th[omas] wurde auf dem Fundament… gebaut. Wer auch immer eintritt, soll für sie beten.”
Der in der Inschrift erwähnte Theodosius war ein regionaler Erzbischof mit geistlicher Autorität über das Gebiet, einschließlich et-Taiyiba. Er gründete die betreffende Kirche und schrieb – wie viele andere antike Gönner – seine Urkunde in Stein. Die Bezeichnung Christus bedeutet „Gesalbter“ oder „Messias“ und bezieht sich auf Jesus von Nazareth.
Die Steininschrift war einst Teil eines Türsturzes, der den Eingang des Bauwerks schmückte. Die Entdeckung eines Mosaikbodens mit christlichen Kultursymbolen wie Kreuzen und geometrischen Mustern im Inneren des Gebäudes identifiziert es als Kirche. Laut Di-Segni sollte die Formel „Christus von Maria geboren“ den Menschen schützen und wurde häufig zu Beginn von Inschriften und Dokumenten der damaligen Zeit verwendet. Die Wissenschaftlerin erläuterte weiter: „Die Inschrift begrüßte diejenigen, die eintraten und segnete sie.“

Maria, die unbefleckt Empfangene
In der Negev-Wüste wurde im israelischen Nitzana-Nationalpark nahe der ägyptischen Grenze ebenfalls ein antiker Stein aus der byzantinischen Zeit des sechsten Jahrhunderts mit einer seltenen griechischen Widmung an Maria, die Mutter Gottes, entdeckt: „Die selige Maria, die ein makelloses Leben führte.“ Der flache, runde Stein mit einem Durchmesser von 25 cm wurde als Grabstein auf einem der Friedhöfe rund um die alte Siedlung verwendet.
Diese marianische Inschrift ist eines der vielen Zeugnisse, dass der Glaube bezüglich der Ausnahme Mariens von der Erbsünde bereits in der frühen Kirche verbreitet war. Die Formulierung „immaculata conceptio“ zielt darauf ab, dass Maria dem ursprünglichen „Konzept“ des Menschen vor dem Sündenfall entsprochen hat.
Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. verlief im Bereich des heutigen Nitzana-Nationalparks eine wichtige Handelsroute des Volks der Nabatäer. Als clevere Geschäftsleute transportierten sie Handelsgüter zwischen Arabien und dem Mittelmeerraum. Als im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. der ganze Nahe Osten christlich wurde, entstanden dort Kirchen, Klös­ter, ein Gästehaus. Ein militärisches Kastell sollte die Pilger schützen, die sich auf dem Weg zum Katharinenkloster am Fuße des traditionellen Berg Sinai befanden.
In der Tat war schon damals der heilige Status der Mutter Jesu als immerwährende und unbefleckte Jungfrau im Glaubensgut der Christen fest verankert. Beim Konzil von Ephesus wurde Maria als die „Theotokos “ als die „Mutter Gottes“, bezeichnet. So ist es nicht verwunderlich, dass in dieser Epoche diese griechische Steininschrift entstand.

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