VISION 20003/2023
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Freude aus dem Glauben

Artikel drucken Trotz zunehmender Krise innerhalb der Kirche (Robert Schmalzbauer)
 
Robert Schmalzbauer beim 10. Jungfamilientreffen
vor etwa 10 Jahren
 

Als junger Student an der TU Graz fuhr ich im Oktober 1990 mit einigen Freunden zu einem Gebetstreffen nach Linz. Als dort für mich gebetet wurde, erlebte ich innerlich eine Explosion der Freude – es war meine persönliche Gottesbegegnung. Diese Erfahrung führte zu einer radikalen Lebensänderung. Der Rosenkranz, den ich bei der Hinfahrt geschenkt bekommen hatte und zum ersten Mal beten lernte, wurde mein treuer Begleiter. Wenige Tage danach bekam ich ein kleines Büchlein geschenkt: Das Geheimnis Mariens. Ich begann die darin beschriebene 33 tägige Vorbereitung auf die Hingabe an Jesus durch Maria nach dem Hl. Ludwig Maria zu beten.
Tief geprägt von diesen Ereignissen wollte ich, dass auch viele andere Menschen die Liebe Gottes erfahren können. So begann ich damals, meine Talente in den Dienst der Kirche und der Neuevangelisierung zu stellen. Es mag also verständlich sein, dass mich die zunehmende Glaubenskrise innerhalb der Kirche in Europa besonders stark bewegt. Ein Wort vom Propheten Habakuk kommt mir häufig in den Sinn: „Zwar blüht der Feigenbaum nicht, an den Reben ist nichts zu ernten, der Ölbaum bringt keinen Ertrag, die Kornfelder tragen keine Frucht; im Pferch sind keine Schafe, im Stall steht kein Rind mehr. Dennoch will ich jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott, meinen Retter.“ (Hab 3,17-18) Wie können wir in dieser Freude bleiben?
Unser christliches Leben ist ein großes Paradoxon. Zunächst ist da vor allem die Freude an der Begegnung mit einer Person, mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus, die uns jubeln und unser Herz freudig pochen lässt. Auch ich bin ein Berührter des Herrn. Ich durfte erfahren, dass Er real da ist und mit mir in Beziehung treten will. Dass Ihm der erste Platz in meinem Leben gebührt. Dass ein Leben mit Ihm eine besondere Art von Fülle verheißt. Soweit ist alles relativ einfach. Aber dieser eine Mensch mit den größten Kapazitäten aller Zeiten, intellektuell, rhetorisch, mit all seiner Vollmacht und Empathie lässt es zu, zum größten Versager zu werden, sich unschuldig ans Kreuz schlagen zu lassen. Sein Abgang war blamabel. Genau so war es der Wille des Vaters. Nur so konnte Jesus zum Retter werden.
Heute können wir in Zeiten des sogenannten synodalen Weges als treue, betende Katholiken nur den Kopf schütteln über das, was da über uns hereinzubrechen scheint. Wir brauchen aber nicht den Kopf hängen lassen! P. Karl Wallner, ein „Missions-Schlacht­ross“ der Kirche Österreichs, hat kürzlich festgestellt, dass die Kirche überall dort am fruchtbarsten gewesen sei, wo sie größte Leiden an der Kirche erfahren und auch angenommen hat.
Es geht also um das Annehmen und Zustimmen. Lobpreis ist wichtig. Dabei geht es nicht darum, Probleme durch tolle Lieder und gute Stimmung „wegzubeten“, sondern Gott um Seiner selbst willen zu loben. Ein herzliches Ja zu Ihm zu sagen. Das verändert die Situation und vor allem meine innere Einstellung. Er ist Sieger und bleibt Sieger, auch wenn es gerade nicht gut aussieht. Er hat am Kreuz gesiegt. Die Liebe geht durch das Kreuz, nicht daran vorbei. Es ist der Herr selbst, der das Versagen, Schmach und Schande als Erlösungsweg gewählt hat.
Das Phänomen, dass wir von den eigenen Leuten verfolgt an der Kirche leiden müssen, gehört wohl zum Standardnarrativ der Kirchengeschichte. Dem Heiligen P. Pio wurde beispielsweise jahrelang die Erlaubnis entzogen, Beichte zu hören und die Hl. Messe öffentlich zu feiern. Erst vier Jahre vor seinem Tod erteilte der Heilige Papst Paul VI. wieder die Erlaubnis zur freien Amtsausübung. Die neue Selige Pauline Marie Jaricot, Gründerin der päpstlichen Missionswerke, erlitt regelrecht Verfolgungen von der kirchlichen Obrigkeit und starb verschmäht und verarmt. Es ist erstaunlich, wie ihr Werk heute 200 Jahre später gedeiht. Gott benutzt genau solche Umstände und wirkt offensichtlich dort besonders stark, wo dieses Leiden angenommen und ertragen wird.
Ein aktuelles Beispiel: Ein seit Jahrzehnten etabliertes katholisches Großevent darf auf Beschluss der Leitung die Pfarr­räumlichkeiten nicht mehr nutzen. Es bleibt nur das Auswandern in Zelte. Dieses Bild erinnert an Exodus. Der Herr geht mit, damals wie heute. So wird der Lobpreis auch heuer voller Innigkeit im Festzelt erklingen. Ich habe keinen Grund, die Hoffnung zu verlieren. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Wenn wir in unseren Arbeitsteams beten, werden wir regelmäßig bestärkt, dass der Herr mit uns ist, dass die Immaculata uns schützt, dass es wichtig ist, trotz allen Ringens einfach weiter zu gehen.
In unserer Kapelle in Mödling befindet sich eine große Ikone der Immaculata, entworfen und gemalt von meiner Schwägerin Susanne nach dem Bild der wundertätigen Medaille. Man sieht die barfüßige Muttergottes, wie sie der Schlange den Kopf zertritt. Sie hält es nicht einmal für notwendig, zur Schlange hinabzublicken. Mit ihr dürfen auch wir den Blick nach vorne richten, ruhig und zuversichtlich bleiben. Uns hilft das Wort aus Nehemia 8,10: „Deswegen ist mein Herz im Frieden und voll Freude. Heute ist ein heiliger Tag zur Ehre des Herrn. Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Wir wissen, dass Er, der Auferstandene, mit uns ist und genau die Umstände, die wir heute erleben, benutzt, um unsere Arbeit zu besonderer Fruchtbarkeit zu führen, die Kirche aufzubauen und zu erneuern. Ja, es ist paradox, aber das ist ein guter Grund zur Freude aus dem Glauben an den Herrn!

Der Autor ist Obmann und Geschäftsführer der Initiative Christliche Familie (ICF).


Jungfamilien-Treffen

Das Motto des Jungfamilien-Treffens 2023 lautet: „Erneuere die Herrlichkeit! – In die Tiefe wachsen – wie ein Baum am Wasser“ (vgl. Ps 1, 3)
Wann findet es statt? Vom Dienstag 18. bis Sonntag 23. Juli 2023
Wer ist eingeladen? Alle jungen Familien, also Ehepaare jung an Jahren oder frisch verheiratet und Familien mit Kindern bis 13 Jahren.
Wo spielt es sich ab? Im Schlosspark Pöllau
Was ereignet sich dort? Gemeinschaft, Vorträge, Austausch, Freizeit, Gebet, Hl. Messen, Versöhnung, Eheerneuerung, Katechesen, Spiel, Spaß, Abenteuer und natürlich Glaubensstärkung
Wie erfährt man Genaueres? Nähere Informationen und Anmeldung unter: www.jungfamilien.at

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