VISION 20003/2023
« zum Inhalt Glaube und Leben

Reiseführer für Liebende

Artikel drucken Theologie des Leibes: Die Wegweisungen Johannes Paul II. (Maria Honsig-Erlenburg)
 
Die Ehe: Eine Berufung, die Liebe Gottes widerzuspiegeln  

Der heilige Papst Johannes Paul II. hat uns mit seiner „Theologie des Leibes“ ein Erbe hinterlassen, das uns „reich“ an Weisheit, stark, froh, ja glücklich machen würde, wenn wir es doch endlich bewusst antreten würden.
Dieser väterliche, männliche, menschliche und vor allem heilige Papst hat die Weltgeschichte beeinflusst; er wusste ja aus eigener Anschauung, was es heißt, unfrei zu sein; äußerlich in einem kommunistischen Unrechtssystem, innerlich in einer unvollständigen, ja falschen Sicht des Mensch-, des Personseins. Die tiefsten Sehnsüchte der Menschen lernte er nicht nur an sich selbst, sondern vor allem auch in der Begleitung junger Menschen genauestens kennen.
Seine politische Wirkkraft wird von den meisten anerkannt. So wird der Fall des Eisernen Vorhangs mit ihm und seinem Engagement in Zusammenhang gebracht.
Es wäre an der Zeit, seine profunde Lehre über den Menschen und seine Sexualität, über unsere wahre, einzige Berufung zur Liebe, wie sie Gott selbst ist, auch anzuerkennen. Und allen zu verkünden. Es könnte wie ein Blitz der Erkenntnis Licht und Klarheit in die große Zerrissenheit und Verwirrung in Sachen Mensch, Sexualität, Identität, etc., von heute bringen, wenn die gottvergessene Welt sich selbst als Meis­terwerk des liebenden Gottes, erkennen und dankbar annehmen könnte.
Vielleicht ist ja der Begriff „Theologie des Leibes“ nicht gerade ein PR-Gag, ja geradezu sperrig; vielleicht meinen zu viele: Ah, da geht es um Theologie, das hat mit mir „normalem Menschen“ nichts zu tun. Oder: Das ist was für religiöse Spinner, völlig unrealistisch. Vielleicht sollten wir lieber andere, anziehendere (leichter verständliche) Bezeichnungen finden. Reden wir doch zum Beispiel von: „Anleitung zur rechten Liebe mit Leib und Seele“ oder: „Wie Liebe geht“ oder: „Was steht eigentlich in unserer Betriebsanleitung?“ – oder, wie der ungarische Buchtitel von Birgit und Corbin Gams übersetzt heißt: „Reiseführer für Liebende“.
Tatsache ist: Man muss sich schon wundern: Jeder Autobesitzer lässt sich einweisen in die Funktionsweise seines Autos, um möglichst gut, unfallfrei, schnell und bequem voranzukommen. In das „Funktionieren“ des Menschen in Sachen Liebe, also im wichtigsten Lebensbereich, da lässt sich niemand einführen, da herrscht brutaler An­alphabetismus, ja Ignoranz; da meinen wir, alles ginge von selbst, so wie wir eben laienhaft und oberflächlich „den Wagen (Leib) einfach laufen lassen“.
Was kann denn da rauskommen? In mir steigt das Bild auf, wenn ein Kind ein Auto (zufällig) in Betrieb nehmen und in Bewegung setzen kann. Wir erschrecken zurecht und möchten schützend und das Schlimmste verhindernd dazwischen springen.
Was sagt also diese „Theologie des Leibes“, diese Lehre über den Menschen und seine tiefsten Sehnsüchte?
Unser Herz, unser Leib, wir sind für eine Liebe geschaffen, die der Liebe Gottes ähnlich ist. Nur eine Liebe, die der Liebe Gottes ähnlich ist, kann unsere tiefste auch leibliche Sehnsucht wirklich erfüllen. Die Liebe Got­tes ist frei, bedingungslos, treu und lebensspendend. Von Anfang an, seit der Schöpfung der Welt und des Menschen als Krönung der Schöpfung sind wir zu dieser Liebe Gottes geschaffen.
Besonders Ehe und Familie sind eine Berufung, diese Liebe Gottes widerzuspiegeln. Und nur eine Liebe, die Gottes Liebe ähnlich ist, kann, wie gesagt, unsere tiefsten Sehnsüchte erfüllen und unser Leben tatsächlich gelingen lassen.
Das Besondere an der „Theologie des Leibes“ ist, dass sie am menschlichen Körper, am Leib  ansetzt, der normalerweise rein der materiellen Welt zugeschrieben wird. Johannes Paul II sagt: Auch am Leib, ja gerade an ihm, zeigt sich Gott und Sein Wille, die wahre Liebe; gerade in der leiblich ausgedrückten Liebe können wir Gott selbst sichtbar machen.
Wir können zwar so tun, als wäre der sexuelle Trieb, der vor allem den Körper leitet, schon das Ziel aller Wünsche, also schon Liebe. Aber das ist eine Verfälschung, eine Verkürzung, eigentlich ein Missbrauch unseres Leibes und der Liebe. Und weil wir Menschen Wesen mit Leib, Geist und Seele sind, Personen, die um ihrer selbst willen geliebt werden wollen, spüren wir sofort, wenn wir in der Liebe ge- bzw. miss­braucht werden.
Unser Leib ist nämlich eins mit unserer Seele und unserem Geist. Wir sind unser Leib. Wir sind alles drei: Körper, Seele, Geist; untrennbar, in jeder unserer Handlungen, in jedem Moment unseres Lebens. Eine soziologische, anthropologische Wahrheit, die jedermann „am eigenen Leibe“ nachfühlen kann. Da brauchen wir keine großen wissenschaftlichen Beweise (die es mittlerweile sogar schon gibt, siehe etwa das Buch Der holistische Mensch von Johannes Huber). Aber wie vergessen ist diese Wahrheit in unserer Welt: im Bereich der Liebe, der Medizin, der Arbeitswelt – eigentlich fast überall.
Wird diese Beschaffenheit des Menschen außer Acht gelassen, verletzen wir seine Identität, unser Person-sein. Und das tut immer weh, das hat schlimme individuelle und soziale Folgen.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Lehre der „Theologie des Leibes“ ist es, dass sie in allen Fragen, die den Menschen betreffen, darauf schaut: Wie hat es der Schöpfer eigentlich gemeint? Wie ist Sein Bauplan, Sein „Heilsplan“. Denn das ist (für mich) das Überzeugende, ja Gewinnende des christlichen Glaubens und seines Menschenbildes: Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott, der Schöpfer von allem, alles, auch uns Menschen, aus Liebe geschaffen hat: zur Liebe, zur Erfüllung, zum ewigen Leben in Glück und Fülle.
Unsere Zeit (in der westlichen, materialistisch geprägten, reichen Welt) ist bezüglich Mensch, Liebe, Sexualität, Bindung, in tiefe Verwirrung und große Verletztheit geraten, weil sie Gott, Seine Liebe vergessen hat. Machen wir uns auf, einen Weg der Heilung der verletzten Liebe zu gehen. Johannes Paul II. hat uns dazu aufgerufen, eine „geistige Revolution der Reinheit von Leib und Seele“ zu starten, Gottes Heilsplan für uns zu erforschen und unsere Liebe in der Form der Hingabe, des Geschenkes füreinander, zu leben.
Teilnehmer des zweijährigen Studienganges „Theologie des Leibes“ in Heiligenkreuz haben es erfahren: Diese Lehre wandelt uns, und wir sind nachher nicht mehr so, wie wir vorher waren.
„Die Verletzungen und Irrwege meines Lebens, vor allem in sexueller Hinsicht, in Beziehungen, sind mir schmerzlich bewusst geworden. Ich habe erkennen dürfen, mit welcher Würde mich Gott geschaffen hat. Wie Er es geplant hat. Nur so will ich behandelt werden, nur so selbst handeln. Wir sind es wert, das Beste zu empfangen und das Beste zu geben; alles hat Gott für uns geschaffen, alles ist Geschenk; so können wir füreinander auch Geschenk sein. Das genaue Hinschauen hat mir weh getan, aber es hat mich auch geheilt. Ich fühle mich jetzt angekommen, angekommen in der Liebe Gottes, meiner Berufung,“ so eine geschiedene Frau.
Und Ehepaare erzählen, dass die gründliche Beschäftigung mit der „Theologie des Leibes“, das Studieren der Katechesen des Papstes, der Austausch mit den Mit-Studenten ihre Ehe, erneuert, ja verwandelt hat.
Ist es nicht das, was das Chris­tentum mit uns machen soll? Verwandlung? So ist Gottes Plan: In jeder Heiligen Messe, und wie wir nun wissen, auch in jedem Sexualakt, geschieht totale Hingabe aus Liebe, die sich verschenken will: „Mein Leib für dich gegeben.“ Das bewirkt Verwandlung. Wandlung in die Liebe, die der dreifaltige Gott in sich ist.


Kursangebot

Antworten auf brennende Fragen in Sachen Sexualität, Person und Identität, Klärungen in aktuellen Wirrnissen, Erkenntnis Gottes und Seines Heilsplans, all das und mehr bringt der zweijährige Studiengang „Theologie des Leibes“ in Heiligenkreuz.
In jährlich vier Modulen (von Mittwoch-Abend bis Sonntag-Mittag) wird man in die Lehre des heiligen Papstes eingeführt. Egal welchen Standes und welchen Alters jemand ist: Immer ist es ein Weg der Erkenntnis und der Heilung des eigenen Lebens.
Weiters Infos: www.theologiedesleibes.org
 

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11