VISION 20003/2023
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Eine Bekehrung, die krisenfest geblieben ist

Artikel drucken Ein Evangelikaler Christ wird Katholik (Jim Graves)

Es kommt gar nicht so selten vor, dass Christen, die im evangelikalen Milieu großgeworden sind, in die katholische Kirche finden, obwohl sie bis dahin starke anti-katholische Vorurteile hatten. Oft ist es die Beschäftigung mit den alten Kirchenvätern, die da eine neue Perspektive eröffnet. Im Folgenden die Geschichte eines Mannes, der jetzt für die Herausgabe einer wichtigen katholischen Publikation verantwortlich ist.

 
Carl E. Olson  

Carl E. Olson ist Schriftleiter des Catholic World Report. Er und seine Frau Heather sind 1997 in die Kirche eingetreten. Er stammt aus dem Westen von Montana. Sein Vater war Büchsenmacher. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang reparierte er Jagd­flinten, erzeugte sie oder setzte sie wieder instand – und tut diesen Job heute noch mit 80.
Seine Eltern hatten kurz nach der Geburt von Carl 1969 die Erfahrung einer „Wiedergeburt“ gemacht. Als Carl fünf Jahre alt war, gründete der Vater einen Bibelkreis, an dem seine Eltern immer noch teilnehmen. Als er heranwuchs, nahm er dreimal wöchentlich oder öfter mit seiner Familie an Gottesdiensten teil. Er erinnert sich: „Unsere Gottesdienste waren einfach einige Kirchenlieder, eine Predigt und dann eine Abendmahlfeier (mit Brot und Grape-Juice).
Er weist darauf hin, dass die wöchentlichen Feiern „doch eher außergewöhnlich waren für eher fundamentalistische Gruppen wie unsere; sie säten in mich Samenkörner, was die Bedeutung der Erinnerung an den Tod Christi am Kreuz anbelangt und sie öffneten mich für das Verständnis des Sakraments der Eucharistie.“ Er erklärte weiters, er habe das Glück gehabt mitten unter gläubigen Christen aufzuwachsen, meinte aber auch: „Was meinen Glauben anbelangt, war ich recht anti-katholisch, durchdrungen von den üblichen fundamentalistischen Vorurteilen, dass Katholiken Maria anbeten, der Bibel Bücher hinzugefügt hätten, usw.“
Nach der Kunsthochschule und dem Evangelikalen Bibel College übersiedelte er 1991 nach Portland und vertiefte sich in Theologie, Kultur, Geschichte und Philosophie. Er studierte die Werke der frühen Kirchenväter und die Schriften von Thomas von Aquin, Chesterton und Johannes Paul II.. Eines hielt er fest: „Für meine Frau und mich war der Schlüssel, die Wahrheit über die Eucharistie zu erkennen.“ Und er würdigte das Zeugnis und die Weisheit von Br. Timothy Mockaitis, der ihn und seine Frau in der Osternacht vom 29. März 1997 in die Kirche aufnahm.
Er sagte, seine Bekehrung habe ihm großen Frieden und tiefe Freude geschenkt „in dem Sinn, dass wir nun wussten, dass wir durch Gottes Gnade zur von Christus gegründeten Kirche gefunden hatten. Mit den Worten des Romanschriftstellers Walker Percy: ,Was gibt es denn sonst überhaupt noch?’ Darüber hinaus ist Bekehrung eine tägliche Aufgabe; da gibt es stets Höhen und Tiefen, Freuden und Frust.“
(…) Obwohl seine Bekehrung in eine Zeit fiel, in der es viele öffentliche Skandale in der Katholischen Kirche, gab war dies nie ein Anlass, diese Bekehrung infrage zu stellen. Das erklärte er so: „Eines der Geschenke der Erziehung, die mir zuteil wurde, bestand darin, mir eine fundierte Sicht auf die menschliche Natur vermittelt zu haben: Sie ist gefallen und schwer verwundet, aber durch Gottes Gnade auch zur Liebe und zum Opfer befähigt.“
Er erläutert das: „Die Kirchengeschichte zu studieren, half mir zu begreifen, dass der Lauf der Dinge im wahrsten Sinn des Wortes immer sehr schlecht – aber auch sehr gut war.“ Und weiters: „Es ist entscheidend wichtig, sich ganz auf Christus auszurichten, dankbar für die Sakramente zu sein, das Leben der Heiligen zu betrachten. Manchmal sage ich meinen Freunden: Gebannt auf das laufende Geschehen in der Kirche fixiert zu sein, kann deinem Glauben schaden, wenn du nicht imstande bist, das in der richtigen Perspektive zu sehen. Das gilt besonders für eine Zeit, die von den Sozialen Medien und einer Hyper-Emotionalisierung geprägt ist.“
Seine Bekehrung zum Katholizismus sieht er als Erfüllung seines protestantischen Glaubens und meint: „Auf meiner Reise hatte ich viele Hindernisse zu überwinden, dabei aber das wunderbare Paradox von Klarheit und Geheimnis umfasst, das im mystischen Leib Christi gegenwärtig ist…“

Auszug aus einem Artikel in The Catholic World Report v. 8.4.23


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