VISION 20003/2023
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Ohne den Sonntag können wir nicht leben

Artikel drucken Das Zeugnis der jungen Kirche

Im Jahr 304 erließ Kaiser Diokletian ein Dekret, das Christen unter Todesstrafe verbot, die Heilige Schrift zu besitzen, am Sonntag zur Feier der Eucharistie zusammenzukommen und Räume für Versammlungen zu besitzen.

In Abitene, im heutigen Tunesien, wurden an einem Sonntag 49 Christen überrascht, als sie im Haus eines gewissen Octavius Felix heimlich zusammengekommen waren, um mit dem Priester Saturninus die Eucharistie zu feiern.
Die 49 Christen wurden in Ketten zu Fuß in das etwa 80 Kilometer weit entfernte Karthago geführt und dort vor Gericht gestellt. Im Gerichtssaal erwartete sie schon das sogenannte Pferd­chen, eine Streckfolter. Jeder einzelne wurde auf diese Folter gespannt und zum Aussagen gezwungen. Doch keiner widerrief seinen Glauben. Einige Namen von den 49 sind bekannt, so eine gewisse Victoria, eine junge Frau, deren heidnischer Bruder sich umsonst bemühte, seine Schwester freizubekommen. Auch Emeritus wird erwähnt, der stellvertretend für alle die berühmte Antwort gab: ,,Ohne den Sonntag können wir nicht leben.“ Der heilige Augustinus berichtet über diese Märtyrergruppe und nennt als Tag des Verhörs in Karthago den 12. Februar 304.
Papst Benedikt hat in einer Ansprache der 49 Märtyrer gedacht und den Bogen in das 21. Jahrhundert gespannt: ,,Nach grausamer Folter wurden diese 49 Märtyrer von Abitene getötet. So bezeugten sie mit dem Vergießen ihres Blutes ihren Glauben. Sie starben, haben aber gesiegt: Wir gedenken ihrer jetzt in der Herrlichkeit des auferstandenen Chris­tus.
Über diese Erfahrung der Märtyrer von Abitene müssen auch wir Christen des 21. Jahrhunderts nachdenken. Auch für uns ist es nicht leicht, als Christen zu leben, auch wenn es nicht diese kaiserlichen Verbote gibt. Aber aus geistlicher Sicht kann die Welt, in der wir leben, die oft von zügellosem Konsumismus, von religiöser Gleichgültigkeit und von einem der Transzendenz verschlossenen Säkularismus geprägt ist, wie eine Wüste erscheinen.
Der Sonntag, Tag des Herrn, ist die beste Gelegenheit, um aus Ihm, dem Herrn des Lebens, Kraft zu schöpfen. Das Sonntagsgebot ist also keine von außen auferlegte Verpflichtung, keine Last auf unseren Schultern. Im Gegenteil, an der sonntäglichen Messfeier teilzunehmen, sich vom eucharistischen Brot zu nähren, die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern in Chris­tus zu erfahren, ist für den Chris­ten ein Bedürfnis, eine Freude; so kann der Christ die nötige Kraft finden für den Weg, den wir jede Woche zurücklegen müssen. Es ist übrigens kein willkürlicher Weg:
Der Weg, den Gott uns in seinem Wort weist, führt in die Richtung, die in das Wesen des Menschen selbst eingeschrieben ist. Das Wort Gottes und die Vernunft gehören zusammen. Dem Wort Gottes folgen, mit Christus gehen, bedeutet für den Menschen, sich selbst zu verwirklichen; Ihn verlieren, heißt sich selbst verlieren.
Wir müssen voll Stolz wiederentdecken, was für ein Privileg es ist, an der Eucharistie teilzunehmen, die das Sakrament der erneuerten Welt ist. „Sine dominico non possumus.“ Von hier steigt unser Gebet auf: Mögen auch wir heutigen Christen uns wieder neu der entscheidenden Bedeutung der sonntäglichen Messfeier bewusst werden und aus der Teilnahme an der Eucharistie den nötigen Eifer für ein neues Engagement erhalten können.“
Der Sonntag ist der erste Tag der Woche. Macht ihn nicht zum letzten!

Informationsbrief Nr. 86 des Instituts St. Justinus

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