Schon lange stand die Heilige Schrift unberührt im Regal. Ich hatte nie nach ihr gegriffen. 1986 erlebte ich in einer Gebetsgruppe der Charismatischen Erneuerung dann die Ausgießung des Heiligen Geistes. Und kurz darauf hat sich mir in der Anbetung ein Wort aufgedrängt: „Alles, was mein ist, ist dein.“
Da ich nicht wirklich mit dem Evangelium vertraut war, wusste ich nicht, woher dieser Satz stammte. Er berührte mich aber zutiefst. Als ich dann einmal die Stelle vom Verlorenen Sohn gelesen habe, wurde mir klar, welchen Weg der Umkehr ich einzuschlagen hatte. Bis dahin hatte ich eine sehr selbstbestimmte Sicht auf den Glauben. Jetzt musste ich erst lernen, Gottes unverdiente Liebe anzunehmen. Das hat alles verändert – konkret. Ich begann, mir die Liebe, die ich für meinen Mann und meine Kinder empfand, von Gott schenken zu lassen. Diesen Satz werde ich bis zu meinem Lebensende im Herzen tragen.
Von da an begann ich, das Wort Gottes zu lesen, es mit den Johannes-Brüdern und den Mönchen von Solesmes zu betrachten. Die Schrift wurde zum unentbehrlichen Teil meines Lebens. Einige Bücher habe ich besonders eifrig studiert: das Johannes-Evangelium, die Genesis, das Hohelied… Das Wort hat in meinem Leben Fleisch angenommen. Es hat mich in meinen Prüfungen begleitet.
Ich habe mir angewöhnt, manche Schriftworte auswendig zu lernen, bis sie tief in mich eingedrungen waren: Das hat sich in vielfacher Weise als heilsam erwiesen. All das habe ich allerdings als Hausfrau und Mutter gemacht. So höre ich mir eben Vorträge auf Kassetten an, etwa beim Bügeln – also rund 10 Stunden pro Woche. Da viele meiner Tätigkeiten Handarbeit sind, ist mein Geist frei, das Gehörte im Herzen zu bewegen. Mein Mann beneidet mich um diese Verfügbarkeit!
Ja, es war das Wort Gottes, das mich in meinem Leben daheim am meisten vorangebracht hat.
Anne-Claire Chevillard
Famille Chrétienne v. 25.10.08