Das Studentinnenheim Währing, im Wiener 18. Bezirk, ist ein besonderer Ort. Ich bin damals eigentlich erst als „alter Hase“ eingezogen – dennoch war diese Zeit sehr prägend für mein weiteres Leben. Kennengelernt hatte ich „Währing“ durch seine kulturellen Veranstaltungen. Was mir auf Anhieb auffiel: Hier spürte man eine offene, herzliche Atmosphäre – und es gab ein breites Bildungsangebot, das nicht nur das Studium, sondern auch die Persönlichkeitsbildung und die Möglichkeit zur Vertiefung im katholischen Glauben umfasste. Ich spielte mich bald mit dem Gedanken hier einzuziehen. Damals fehlten mir nur ein Diplomandenseminar und meine Diplomarbeit für den Studienabschluss. Ich gab mir einen Ruck – und diese Entscheidung war sehr gut!
Was ich in meiner Zeit im „Währing“ besonders schätzte, war die wunderbare familiäre Atmosphäre. Jede zeigte den anderen gegenüber ein offenes Ohr, echtes Interesse, und offensichtlich war der Wunsch da, dass alle hier ein richtiges Zuhause finden. Da geht es einmal um Hilfe bei bürokratischen Hürden oder Tipps für Skriptenbörsen.
Wenn einem der Kopf vom Lernen raucht, waren gemeinsame Handgriffe im Haus und im Garten der ideale Ausgleich – und man hatte viel Spaß miteinander: das Beisammensein nach den gemeinsamen Mahlzeiten, Joggingrunden im nahen Türkenschanzpark, der erste Ball, internationale Abende und vieles mehr. So entstehen schöne Freundschaften, wo es keine Rolle spielt, aus welcher Stadt oder welchem Land man kommt. Und nach dem Studium, das ist das Schöne, bin ich mit vielen ehemaligen Heimstudentinnen, die über die ganze Welt verstreut sind, noch immer in freundschaftlichem Kontakt.
Die sogenannten „Extra Curricular Activities“, auf die Studentinnen zugeschnittenen Veranstaltungen, machen den Universitas-Gedanken greifbar: Man lernt, über den Tellerrand des eigenen Studiums hinauszuschauen, genießt interdisziplinäre Debattenrunden und Expertengespräche und lernt so nebenbei einige Skills, die man später gut brauchen kann.
Ich erinnere mich zum Beispiel an Rhetorikkurse, die auf hohem Niveau mit Videoanalysen gehalten wurden. Das war mir persönlich bei der Präsentation meines Diplomarbeitskonzeptes hilfreich und für später, als ich selbst Vorträge hielt.
Jetzt erst schätze ich es auch, dass Tugenden und Berufsethos schon früh ein Thema waren, professionelles Auftreten, soziale Kompetenzen bis hin zu Tipps für die familiäre Gestaltung des eigenen Zuhauses… Eine Besonderheit liegt darin, dass an das Studentinnenheim Währing ein Koch- und Konditorlehrlingsbetrieb direkt an das Haus angeschlossen ist. Da bekommt man selbst viel Know-how mit! Wenn ich heute für Gäste ein mehrgängiges Menü mit allerlei Raffinessen und einem schön dekorierten Tisch vorbereite, so habe ich mir das bei den Kochkursen und internationalen Abenden in Währing abgeschaut.
Ich denke auch gerne an die Besuche im Altersheim zurück. Wenn man sich auf den Weg macht, glaubt man zunächst, dass man selbst derjenige ist, der jetzt schenkt, doch bei der Rückkehr bemerkten wir immer, dass wir selbst durch die Zeit mit den einsamen oder älteren Menschen beschenkt worden waren.
Heute wird viel von kultureller Offenheit gesprochen, im Studentinnenheim ist das seit Beginn der 1960er Jahre Tradition. Hier haben immer Österreicherinnen zusammen mit Mädchen aus anderen Nationen unter einem Dach gelebt. Ich halte diese internationale Zusammensetzung für eine echte Bereicherung. Man bekommt so viel von so vielen Ländern mit, von deren Leben, Gebräuchen und Kulturen.
Währing war für mich auch die beste Ehevorbereitung, da ich ja buchstäblich von dort „weggeheiratet“ habe. Das Heim war so etwas wie meine zweite Familie geworden! Viele von dort waren natürlich bei meiner Hochzeit dabei, worüber ich mich sehr gefreut habe. Als Katholikin war das Studentinnenheim für mich auch ein Neustart in meinem Glauben und meinem Gebetsleben. Die Hauskapelle ist ein Ort der Begegnung mit Gott, und ich habe gelernt, dass ich immer zum Herrn kommen kann, so wie ich bin, mit allem, was mich beschäftigt. Davon zehre ich noch heute.
Auch für das tägliche „Krisenmanagement“ im Alltag hat mir Währing viel geholfen. Dort habe ich schon in jungen Jahren gelernt, wie ich meine Zeit besser ausnützen und auch Zeiten der Trockenheit und des Widerstandes besser durchstehen kann. Denn Ausdauer, Ordnung und Freude in einem Alltagsleben, das eng mit Gott verbunden ist, prägen auch jetzt mein Eheleben und meine Aufgabe als dreifache Mutter. Dafür bin ich „Währing“ sehr dankbar.
Infos zum Heim
Studentinnenheim und Kulturzentrum Währing: ein Wohnheim exklusiv für Studentinnen und zugleich Veranstalter von Kulturevents. Die spirituelle Betreuung ist dem Opus Dei anvertraut.
Kontakt: Studentinnenheim und Kulturzentrum Währing,
Hasenauerstraße 29, A-1180 Wien, Tel:+43 (0)1/4790599,
www.waehring.or.at