VISION 20002/2000
« zum Inhalt Zeichen der Zeit

Zwischenhalt im Jubeljahr

Artikel drucken (Urs Keusch)

Nun sind es bald drei Monate her, daß wir uns auf den Weg durchs Heilige Jahr 2000 gemacht haben: ein Viertel der Wegstrecke liegt hinter uns. Was haben wir daraus gemacht? Was ist daraus geworden?

Kürzlich sagte mir ein älterer gläubiger Mann: Ich spüre in meinem Leben und in unserer Kirche so wenig vom Heiligen Jahr. Und eine berufstätige junge Frau klagte mir neulich: Ich leide so sehr darunter, daß mir keine Zeit bleibt, aus dem Heiligen Jahr wirklich etwas zu machen.

Nun - ein Heiliges Jahr ist nicht in erster Linie eine Zeit der Buße, sondern der Gnade. Gnade heißt Geschenk - es wird etwas gratis abgegeben. Wir feiern während eines ganzen Jahres den 2000. Geburtstag unseres Herrn. Es ist also eine Zeit der Freude. Es ist vor allem eine Zeit, wo der Vater im Himmel seine Geschenke an die Menschen austeilt.

Papst Johannes Paul II. hat das wunderbar ausgedrückt mit den Worten: Niemand möge sich in diesem Jubeljahr von der Umarmung des Vaters ausschließen."

Kann der Gedanke des Heiligen Jahres in einem schöneren Bild ausgedrückt werden? Es geht also vor allem darum, daß wir uns von Gott in die Arme nehmen lassen: daß wir offen sind für Seine Nähe, für Seine Überraschungen, daß wir in stiller festlicher Freude über unseren Erlöser Jesus Christus die Tage zubringen. Daß wir, wenn uns wenig Zeit bleibt, einfach den Tag hindurch mit Gott im Gespräch bleiben und Ihm unsere Anliegen vorbringen:

Vater, schenk Frieden meiner Familie und in der ganzen Welt... Hilf mir, mich mit meinem Nachbarn zu versöhnen... Schenk mir Liebe zu Dir und zu den Menschen... Laß mich Jesus immer besser kennenlernen... Danke, daß Du mir so nahe bist..."

Tun Sie das, und das Heilige Jahr wird für Sie zu einem Jahr der Gnade. Und es wird ein Gnadenjahr für die ganze Welt werden, denn überall auf der Welt gibt es Menschen - junge und alte -, die im Stillen, ohne große Worte zu machen, beten, lobpreisen, danken, hoffen und ihre Schmerzen und ihre Einsamkeit ertragen aus Liebe zu Gott. Sie sind es, die Gott den Weg bereiten zu den Herzen der Menschen und Ihm helfen, das Angesicht der Erde wunderbar zu erneuern.

Urs Keusch

Der Autor ist Kaplan in Richenthal, Schweiz.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11