In ihrem Buch Ich kauf mir ein Kind prangert die Autorin das Unwesen der Mietmutterschaft an, um abschließend festzustellen, dass in diesem Geschehen das total falsche Frauenbild unserer Gesellschaft zum Ausdruck kommt. Ein Appell zur Umkehr.
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Mietmütter: Frauen werden zu Gebärmaschinen umfunktioniert |
Wer einmal das Drama bei unerfu?lltem Kinderwunsch bei einer Schwester, Freundin oder einem Paar im Freundeskreis erlebt hat, weiß, dass dem mit rationalen Ratschla?gen nicht beizukommen ist. Der Wunsch nach einem eigenen Kind kann unglaublich ma?chtig sein. Nicht umsonst nennt man es den Fortpflanzungstrieb – es ist nicht rational, und viele sind im wahrsten Sinne des Wortes getrieben.
Ich kann allein in meinem Freundeskreis mehrere Frauen aufza?hlen, die statt gewu?nschter Großfamilie kinderlos blieben. Es hat nicht sollen sein. Die Schulfreundin, die nach drei gescheiterten Versuchen der ku?nstlichen Befruchtung aufgab: „Ich schaff das nicht noch einmal emotional“ – die Hormonbomben, das Hoffen, das kurze Freuen und dann nach wenigen Wochen wieder eine Fehlgeburt.
Das befreundete Ehepaar, das in Summe „die Anzahlung fu?r ein gro?ßeres Eigenheim“ investiert hat, um nach sechs Versuchen Gott sei Dank endlich schwanger zu werden, sie waren kurz vor der Trennung. Das Ehepaar, das u?ber das sta?ndige Scheitern der ku?nstlichen Befruchtung heute geschieden ist. Sie haben immer noch einen tiefgeku?hlten Embryo – sie nennt ihn „mein Eisba?rchen“ – im Ku?hlfach eines Labors. „Ich schaff es nicht, ihn vernichten zu lassen“, sagt sie, er symbolisiert ihre ganze verlorene Hoffnung.
Jene Freundin, die mit Kloß im Hals mitteilt: „Ich ko?nnte jetzt vielleicht Mutter eines 18-ja?hrigen Sohnes sein. Stell dir das mal vor!“ Damals dachte sie, das habe auch spa?ter Zeit und hat abgetrieben, heute klappt die ku?nstliche Befruchtung nicht. Die Kollegin, die immer gewartet hat mit dem Kinderwunsch, „weil er jetzt noch keine Kinder haben will“. Sie sind heute geschieden, denn er hat sie Hals u?ber Kopf wegen einer Ju?ngeren verlassen. Diese ist jetzt schwanger, sie aber schon zu alt, um selbst noch ein Kind zu bekommen. Ihr Zug ist mit ihm abgefahren.
Es sind alles keine exotischen, sondern leider vo?llig normale, beispielhafte Schlaglichter auf Kinderlosigkeit wider Willen. Gemeinsam haben sie alle das emotionale Drama, das es mit sich bringt, wenn partout kein Kind kommen will. Es betrifft zudem immer mehr junge Paare, die Probleme haben, Kinder zu bekommen. 15 Jahre Pille und eine Fruchtbarkeit, die ab 25 anfa?ngt zu sinken, fordern ihren Preis. In der Ha?lfte der Fa?lle sind die Ma?nner das Problem. Es wa?re ein gutes Forschungsfeld, die Ursachen zu analysieren.
In dem erschu?tternden Buch 84 Monate – Sieben Jahre gefangen im Kinderwunsch erza?hlt die Autorin Julie von Bismarck stellvertretend fu?r inzwischen Tausende Frauen von ihrer teuren und letztendlich erfolglosen a?rztlichen Odyssee. Das Buch endet bei ihr nach unza?hligen Tra?nenba?chen und erfolglosen Versuchen ku?nstlicher Befruchtung mit einer Mietmutterschaft, die das Paar sich am Ende dann auch noch leistet, um die Erfu?llung des eigenen Kinderwunsches eben mit dem allerletzten technisch mo?glichen Mittel doch noch herbeizuzwingen.
Wie kann man einer Gesellschaft helfen, die glaubt, das Kinderkriegen sei eine politische Mano?vriermasse feministischer, steuerrechtlicher oder bevo?lkerungspolitischer Interessen, nur eine Frage von Geld und ein Menschenrecht fu?r alle, das mit jedem erdenklichen Mittel der wissenschaftlichen Kunst erreicht werden darf?
Es ist kein Naturgesetz, dass die Geburtenrate eines Landes sinken muss, sondern das Ergebnis interessengesteuerter Politik und perso?nlicher Lebensentscheidungen. Das mu?ssen wir vor allem jungen Frauen erkla?ren, anstatt ihnen erst die Pille, dann das Einfrieren ihrer Eizellen, spa?ter die ku?nstliche Befruchtung und schließlich eine dazu passende Psychotherapie auf Kosten der Krankenkassen anzubieten gegen die Trauer und den Schmerz unerfu?llter Mutterschaft. Wir brauchen eine ansta?ndige Frauen- und Familienpolitik, die es Frauen erlaubt, dann Mutter zu sein, wenn sie ko?rperlich und psychisch am besten dafu?r aufgestellt sind.
Wir trainieren aber nicht nur Frauen darauf, ihren Mutterinstinkt abzuschu?tteln. Wir erschu?ttern auch eine neue Generation Kinder in ihrem naiven Urvertrauen und bringen ihnen bei, dass auf ihre Eltern kein Verlass ist. Also ausgerechnet auf jene nicht, die das Kind doch vor allem Unheil dieser Welt beschu?tzen sollen. Wenn ich nicht einmal meiner Mutter und meinem Vater trauen kann, wem dann? Ist dann u?berhaupt jemandem auf dieser Welt wirklich zu trauen?
Was argumentativ im Mietmutterschaftsgescha?ft aufgeboten wird, reiht sich genaugenommen in die moderne Erza?hlung von der jederzeit austauschbaren Mutterrolle auch in anderen Lebenslagen nahtlos ein. Erza?hlen wir nicht bereits seit Jahrzehnten jungen Frauen, sie sollen nicht wie Glucken an ihren Kindern ha?ngen und ihr Kind so schnell wie mo?glich in fremde Ha?nde geben, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu verwirklichen, weil jeder dieses Kind besser groß bekommt als sie selbst?
Die austauschbare Mutter wabert seit Jahrzehnten durch die feministische und auch schon durch die marxistische Literatur. Die Motivationen mo?gen unterschiedlich sein, doch immer wird die Mutter auf den reinen Akt des Geba?rens reduziert und dann einer anderen Bestimmung zugefu?hrt. Auf diesem Na?hrboden wa?chst die Mietmutterpropaganda ganz vorzu?glich. Faktisch reden wir allerdings von einer nachhaltigen Erschu?tterung der natu?rlichen Familienstruktur, die auf Blutsbande und Verantwortung u?ber Generationen hinweg aufbaut.
Auszug aus Ich kauf mir ein Kind, siehe auch Besprechung Seite 15.