Jerry Hall, Biomediziner an der Universität Washington, hat Chromosomen (Träger der Erbanlagen) einer
befruchteten Eizelle geteilt und damit Embryonen mit gleichem Erbgut „produziert". In der Sprache der Naturwissenschaft nennt man diese Ungeheuerlichkeit „Klonen".
Beim Klonen können aus einem Ei mehrere identische Embryonen entwickelt werden - zwei gleichartige Menschen können „das Licht der Welt" erblicken. Die hilflose Erklärung des amerikanischen Forschers, er habe mit seinem Tun eine Ethik-Diskussion in Gang bringen wollen, wird durch die Tatsache, daß diese Diskussion - nicht nur in Fachkreisen - schon über ein Vierteljahrhundert geführt wird, widerlegt.
Der Mensch: Nur Chemie?
1966 publizieren Robert Jungk und Hans Josef Mundt den Bericht über ein Symposium berühmter Biologen, darunter Nobelpreisträger, mit dem Titel ,,Das umstrittene Experiment: der Mensch - 27 Wissenschaftler diskutieren die Elemente einer biologischen Revolution -Modelle für eine neue Welt".
Darin enthüllt der Nobelpreisträger für Medizin Joshua Lederberg seine Analyse des Menschen: "Jetzt können wir den Menschen definieren. Genotypisch jedenfalls besteht er aus einer 180 Zentimeter langen, bestimmten molekularen Folge von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff- und Phosphoratomen. Das ist die Länge der Desoxyribonukleinsäure, die im Kern des Ursprungseies und im Kern jeder reifen Zelle zu einer dichten Spirale gedreht ist, die fünf Milliarden Nukleotide lang ist."
Was bei der Anwendung eines solchen Menschenbildes geschieht, zeigt das folgende Zitat: ,,Ein Gibbon ist dem Leben in einem schwächeren Schwerefeld, wie in einem Raumschiff, auf einem Asteroiden oder vielleicht sogar auf dem Mond, von vornherein offenbar besser angepasst als der Mensch. Noch mehr gilt das für Affenarten mit Greifschwänzen. Durch Pfropfen von Genen könnten solche Eigenschaften auch der menschlichen Rasse angezüchtet werden.
Menschen, die ihre Beine durch Unfall oder Mutation verloren haben, wären als Astronauten besonders geeignet, denn die Beine des Menschen und ein großer Teil des Beckens sind in diesem Fall nicht nötig. Wenn man ein Medikament entdeckte, ähnlich dem Thalidomid - bekannt als Contergan (Anm. d. Red.) -, aber nur auf die Beine und nicht auf die Arme wirkend, könne man die Mannschaft des ersten Raumschiffs zum Alpha Centauri damit behandeln. Das ist der Vorschlag von J.B.S. Haldane, einem in Fachkreisen angesehenen Molekularbiologen mit vier hohen wissenschaftlichen Auszeichnungen.
Wie der Titel des Buches sagt, wird der Mensch als Gegenstand von Laboratoriumsexperimenten betrachtet. Als Entwurf für die "Neue Weltordnung"?
In Serie produzieren
Bei einem anderen Symposium für Molekularbiologie in New York 1974 erklärte der Nobelpreisträger für Medizin, Salvador Edward Luria: "Um den auf uns zukommenden Schwierigkeiten gewachsen zu sein, muss sich die Menschheit auf eine neue Wirklichkeit vorbereiten. In absehbarer Zeit wird es der Wissenschaft gelingen, dank genetischer Operationen Menschen in beliebig großen Serien mit ganz bestimmten, erwünschten Eigenschaften zu erzeugen. Die menschliche Rasse wird sich bald vor die entsetzliche Verantwortung gestellt sehen, entscheiden zu müssen, was sie zu werden beabsichtigt."
Und ein paar Jahre später resümiert Werner Arber, ebenfalls Nobelpreisträger für Medizin: "Schließlich stellt sich die Frage, ob der Mensch genetisches Material verschiedenen Ursprungs nach seinem Belieben miteinander verknüpfen darf. Können dabei nicht vollkommen neue, bisher unbekannte Lebewesen entstehen? Der Forscher übernähme dabei die Rolle Gottes in der Schöpfungsgeschichte."
Keine Spur von ethisch
Arbers treuherzige Behauptung, dass die genetische Forschung "von einer relativ kleinen Anzahl von Wissenschaftlern betrieben wird", die gezeigt haben, "dass sie gewillt sind, die ethischen Prinzipien der Menschheit zu beachten", ist durch das Experiment von Washington gegenstandslos geworden. Diesen Monstrositäten wird durch die Behauptung, dies alles werde im Dienste der Menschheit getan, die Krone aufgesetzt.
Die Unmenschlichkeiten der Gen-Manipulation übersteigen jene des Atomzeitalters um Größenordnungen, weil die Opfer sich gegen die Manipulationen nicht wehren können.
Die Opfer der Atomenergie werden von den Technokraten im schlimmsten Fall zu Siechtum und Tod verurteilt. Die Opfer der Gen-Technologen hingegen können zu einem Leben verdammt werden mit einem Körper, den nicht sie, sondern die Technokraten - um ihrer Machtansprüche willen - wollen. Wer mit Genen heilen kann, kann mit Genen töten, und zwar auf viel grausamere Weise als mit allen bis jetzt bekannten Waffen.
Wegen der Effekte, die bei den Genmanipulationen stets auftreten, verwechseln die Molekularbiologen Ursache und Wirkung. Sie meinen, die Gene seien die Ursache des Lebens. Aber wie das Werden aus seiner Keimzelle beweist, sind die Gene Mittel und nicht Ursache des Lebens. Die Lebenskräfte benützen die Gene zur Gestaltung der Lebewesen.
Keineswegs schöpferisch
Gewiß, beim Manipulieren der Gene geschieht immer etwas, aber der Effekt darf nicht mit der Ursache des Effekts verwechselt werden. Die Genmanipulatoren können nur bereits vorhandene Lebewesen zerlegen und das genetische Material kreuzen, jedoch sind sie niemals in der Lage, Lebewesen aus Chemikalien hervorzubringen.
Der mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnete Tierverhaltensforscher Konrad Lorenz hat mit seinem Bestseller „Das sogenannte Böse" den Kurzschluß vom Tier auf den Menschen salon- bzw. wissenschaftsfähig gemacht. Bereits vor 20 Jahren gab es an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ein „Institut für Tierproduktion"; warum sollte es unter Anwendung der Lorenzschen Methode nicht demnächst ein Institut für Menschenproduktion geben?
Durch das Experiment von Washington wurde vielleicht damit ein Anfang gemacht!
Die Rechtfertigung der Menschenzüchter erstaunt nicht. Sie wollen einen besseren Menschen machen. Die Frage ist nun: Wie sieht dieser „bessere Mensch" aus? Wer bleibt den Genmanipulatoren in ihrem Hochmut wohl als Vorbild, wenn nicht sie selbst?
Zu ihrer Verteidigung behaupten sie, ihre Züchtung sei nichts anderes als eine Entwicklung - Evolution - der Züchtungen, welche von den Menschen seit Urzeiten betrieben worden seien. In ihrem Eifer übersehen sie einen fundamentalen Unterschied: Die klassische Züchtung beruht auf der Auswahl und Kreuzung von ganzen Lebensformen, das heißt von Geschöpfen, wie Gott sie uns in seiner allwissenden Weisheit über die Zusammenhänge zwischen seinen Geschöpfen mit dem Auftrag zur Gestaltung der Schöpfung geschenkt hat. Aus Gräsern und Kräutern haben wir Getreidesorten und Gartengemüse, aus Wildtieren unsere Haustiere gezüchtet. Die Ähre blieb Ähre, der Kohl blieb Kohl, und das Rind blieb Rind.
Der Wille Gottes, der die Lebensformen geschaffen hat, wurde respektiert. Niemand kam auf den Gedanken, durch Kreuzung eines Schweines mil einer Kuh eine „Schwuh" zu züchten oder eine "Kübe" aus Kohl und Rübe. Wenn es aus wirtschaftlichen und politischen Gründen doch versucht wurde (wie Stalin es von den Sowjetbiologen verlangte), so gelangen solche Kreuzungen ganz einfach nicht. Die Gesetze der Lebensformen sind eben nicht weniger streng als jene der Chemie und Physik.
Leugnung Gottes
Die Unwissenheit der Materialisten wurzelt in der Leugnung Gottes. Oder, was noch schlimmer ist: Für viele Menschen ist Gott so gleichgültig geworden, daß sie es nicht einmal mehr der Mühe wert halten, ihn zu leugnen. Warum soll jemand, der den Schöpfer nicht achtet, Ehrfurcht vor den Geschöpfen haben?
Für ihn sind die Geschöpfe Gegenstände beliebigen Handelns. Ohne Glauben an Gott ist jeder Umweltschutz wirkungslos, weil der Sinn fehlt. Die Geschöpfe können nach Belieben und Gutdünken manipuliert und zerlegt werden. Die Zerlegung durch die Molekularbiologen ist bis ins Innerste der Geschöpfe vorgedrungen: in die Zellkerne der Lebewesen.
Die Gene werden zerlegt und nach Belieben wieder zusammengesetzt. Nicht durch Auswahl und Kreuzung der Ganzheiten wird gezüchtet, sondern durch Zerlegung der Erbsubstanz und deren Manipulation. Darin besteht der fundamentale Unterschied gegenüber der seit Jahrtausenden getätigten Züchtung mit den von Gott geschenkten Lebensformen. Die Gentechnologen wollen vom "Baum des Lebens" essen (Gen 2,9), um zu werden wie Gott.
Der Autor war Professor für Physikalische Chemie in Basel. Er hat dieses Thema auch in folgenden Büchern behandelt: "Die Spatzen pfeifen lassen", "Endzeit des Marxismus", beide Christiana-Verlag, Stein/Rhein und "Erben des ewigen Lebens -Philosophisch-naturwissenschaftliche Betrachtungen zum Begriff Vererbung", Johannes Verlag Leutesdorf/Rhein.