Wie oft hört man: Was die Natürliche Empfängnisregelung dem Menschen abverlangt, ist wirklichkeitsfremd, schwer lebbar, ja geradezu unmöglich. Wir haben Bruno und Martina Mucha - ein Ehepaar, das seit sieben Jahren nach den natürlichen Rhythmen lebt und in der Zwischenzeit drei Kinder im "Ideal-Abstand" von zwei Jahren hat - über ihre Erfahrungen befragt.
VISION 2000: Was ist für Euch das Schöne an der NER?
Martina: Da gibt es eine ganze Reihe von Dingen! Am besten gefällt mir dabei, daß ich spüre, von meinem Mann vollständig angenommen zu werden. Er findet mich gut, so wie ich bin und versucht nicht, mich oder unsere Begegnung unfruchtbar zu machen.
Bruno: Was mich besonders anspricht, ist die Tatsache, daß man die NER sowohl verwenden kann, um eine Schwangerschaft anzustreben als auch um sie zu vermeiden. Beides ist ja für uns als Ehepaar wichtig, und wir haben sie auch schon in beiden Richtungen angewandt.
Martina: Früher hatte ich große Schwierigkeiten, mich mit meinem Zyklus zurechtzufinden, und die Blutung ist immer zu den unmöglichsten Zeiten gekommen. Ich habe dann ein Jahr vor unserer Hochzeit begonnen, mich selbst zu beobachten, und es hat mir sehr gut getan, mich - mit meinem Zyklus, mit meiner Fruchtbarkeit - immer besser kennenzulernen. Jetzt kann ich nicht mehr überrascht werden, weil ich schon im voraus weiß, in welcher Phase des Zyklus ich gerade bin.
Bruno: Natürlich gibt es noch weitere Aspekte. Für uns ist, ausgehend von der ganzheitlichen Sicht des Menschen, die eheliche Begegnung und die Fruchtbarkeit nichts Zufälliges, sondern etwas Gottgewolltes. Wir wollen beides nicht durch manipulative Eingriffe egal welcher Art zerstören. Ich kann mir auch vorstellen, daß der Papst diese Frage so wichtig nimmt, weil das Leben nach den natürlichen Rhythmen ein bewußtes Sich-hinein-Stellen in den Willen Gottes ist.
Martina: Schön finde ich auch, daß wir in Gesprächen gemeinsam entscheiden, ob wir jetzt ein Kind verantworten können oder nicht, und dann auch gemeinsam danach handeln. Wir müssen einfach miteinander reden: über meinen Zyklus, über die Fruchtbarkeit, über die Sexualität. Und daß ich mit meinem Mann über all das sprechen kann, macht mich einfach sehr, sehr froh.
VISION 2000: Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, mit denen ihr zu kämpfen habt?
Martina: Nachdem wir bereits vor der Hochzeit gemeinsam einen Kurs bei Dr. Rötzer besucht haben, gab es in der Anwendung zunächt keine besonderen Schwierigkeiten. Allerdings war nach der Geburt unserer ersten Tochter die Situation eine Zeit lang sehr undurchsichtig, weil ich die Symptome einfach nicht richtig deuten konnte. Nach und nach habe ich allerdings gelernt, die Zeichen richtig zu interpretieren. Im Nachhinein hat mich diese Erfahrung bestärkt, daß es auch in solchen Situationen möglich ist, sich richtig zu beobachten.
Bruno: Schwierig ist es manchmal auch, weil Martina einen nicht unbedingt regelmäßigen Zyklus hat, sodaß es vorkommen kann, daß die Zeit der möglicherweise fruchtbaren Tage länger wird - ja, natürlich hat man dann auch schon große Sehnsucht, und es ist nicht immer ganz einfach. Aber ich muß sagen, es macht dann auch immer große Freude, diese Zeit gemeinsam zu meistern.
VISION 2000: Ist das nicht auch eine Einschränkung?
Martina: Ich als Frau empfinde diese Zeit der Enthaltsamkeit eigentlich auch als sehr große Bereicherung, einfach deshalb, weil dann unsere Zärtlichkeiten auf ganz anderen Ebenen verlaufen - und die sind auch wunderschön! Manchmal erlebe ich das Gefühl der Nähe dabei sogar stärker als beim ehelichen Vollzug.
Bruno: Ich glaube, daß viele Paare heute verlernt haben, zärtlich zueinander zu sein. Gerade die Zeit der Enthaltsamkeit kann ein Weg sein, das wiederzuentdecken, ja zurückzugewinnen.
VISION 2000: Können Eurer Erfahrung nach alle Ehepaare die NER anwenden?
Bruno: Nach unserer Erfahrung: ja! Wir geben die Zeitwahlmethode nach Dr. Rötzer auch weiter und haben bis jetzt niemanden kennengelernt, der sich ernsthaft bemüht und das nicht zusammengebracht hätte. Voraussetzung ist natürlich, daß beide mitmachen, das ist ganz sicher wichtig.
VISION 2000: Wo seht Ihr den Unterschied zu anderen Methoden?
Bruno: Der wesentliche Unterschied besteht für mich darin, daß ich mit der NER den Zyklus - mit den fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen - als einen von Gott gegebenen Zustand, und damit gleichzeitig auch meine Frau annehme, und sie nicht nach meinen Wünschen zurechtmachen will. Interessant ist auch, daß man durch die gegenseitige Annahme gleichzeitig auch offener für das Kind wird: wir haben beobachtet, daß viele Leute, die sich für die NER entscheiden und sie über einen gewissen Zeitraum betreiben, sich häufig auch noch für ein Kind entscheiden.
Martina: Der Unterschied zu anderen Methoden sehe ich auch darin, daß bei der NER beide mitmachen müssen und beide gemeinsam die Verantwortung übernehmen - das finde ich so schön daran! Außerdem könnte ich mir nicht vors!ellen, jeden Tag Hormone einzunehmen - wenn ich doch einen ganz einfachen Weg habe, der mir alles zeigt, was wichtig ist: ich weiß genau, zu welcher Zeit ich ein Kind empfangen könnte, und ich kann zwischen Tagen, an denen ich sicher unfruchtbar, und anderen, an denen ich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unfruchtbar bin, sehr wohl unterscheiden. Dieses Wissen haben wir - und danach können wir uns richten.
VISION 2000: Wenn die Zeitwahlmethode so sicher ist - wo ist dann zum Beispiel der Unterschied zur Pille, wo ist die Offenheit für das Leben?
Bruno: Zweifellos ist es richtig, daß die NER, richtig angewandt, ebenso sicher ist wie zum Beispiel die Pille, da besteht bezüglich der Sicherheit kein Unterschied. Die Frage der Zuverlässigkeit einer Methode ist dabei nicht der springende Punkt, darüber steht auch nichts in "Familiaris Consortio". Warum wir uns aber für die NER entschlossen haben, ist ganz einfach, daß wir uns dabei in eine gottgewollte Gegebenheit hineinbegeben, mit jeder anderen Form aber eben nicht. Und das ist der wesentliche Unterschied.
Martina: Der Unterschied besteht auch hinsichtlich der Frage der Haltung. Denn wenn mich nur die Frage der Sicherheit einer Methode interessiert, kann ich natürlich auch die NER schlecht gebrauchen. Es geht ja gleichzeitig darum, welche Gründe mich dazu motivieren, eine Schwangerschaft jetzt nicht anzustreben, bzw. zu meinen, Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht verantworten zu können. Die Frage, ob diese Gründe auch dem Geist des Christentums entsprechen, bleibt bestehen - unabhängig von der Methode. Aber sicher ist es viel leichter, mit der NER die richtige Haltung zu entwickeln als mit jeder anderen Methode.
VISION 2000: Ihr habt gesagt, die NER läßt sich in zwei Richtungen anwenden: um eine Schwangerschaft zu verhindern, aber auch anzustreben. Wie sieht das bei Euch aus?
Martina: Wir haben alle drei Schwangerschaften bewußt angestrebt, und ich muß sagen, ich empfinde das als wunderschön! Das ist nämlich ganz etwas anderes, als wenn man gar nicht weiß, wann man ein Kind empfangen könnte. Eine bewußt angestrebte Empfängnis ist für mich ein wunderschönes Ereignis, geradezu ein Fest. Außerdem habe ich mit der NER schon sehr früh - wenn sonst noch niemand eine Ahnung davon hat - Gewißheit und kann mich darauf einstellen, kann mit dem Kind Kontakt aufnehmen, kann für das Kind beten.
Bruno: Ich kann das bestätigen. Bei ersten Kind war das noch nicht so stark, aber bei den beiden anderen habe ich schon bei unserer Begegnung wesentlich bewußter erlebt, daß nun ein Kind entstehen könnte - das ist natürlich sehr, sehr schön, wenn man so bewußt miterleben kann, wie man am Schöpfungswerk Gottes teilhaben kann.
Martina: ... und Werkzeug Gottes sein kann, wenn neues Leben am Entstehen ist.
Mit dem Ehepaar Mucha sprachen Ingeborg und Richard Sickinger.
Kurse für Anfänger gehen meistens über drei Abende. In Verbindung damit wird ein Intensiv-Kurs zu einer vertieften Ausbildung angeboten (Erwerb eines Zertifikats als Multiplikator ist möglich). Siehe https://iner.org/de/