VISION 20001/1989
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Wir haben die Welt im Griff - wirklich?

Artikel drucken Gedanken zur Umweltproblematik (Roland Steidl)

Das Wort Umkehr ist für uns Christen im Grund ein selbstsverständliches Wort - auch wenn es in einer merkwürdigen Spannung zu der Welt steht, in der wir heute leben. Es ist ein unbequemes Wort, wie aus einer anderen Welt und aus einer anderen Zeit stam­mend, beinahe schon ein Ärger­nis, vor allem dann, wenn die Notwendigkeit zu solcher Um­kehr uns selbst trifft. Haben wir das denn wirklich nötig?
Diese Haltung ist in vieler Hin­sicht typisch für uns Menschen: Wir lassen uns nicht gern in Fra­ge stellen. Sie ist aber noch dazu ganz besonders typisch für unse­re Zeit. Das herrschende geistige Klima legt uns nahe, wir hätten die Welt gemäß unseren Bedürf­nissen, Wünschen und Vorstel­lungen zu gestalten. Im giganti­schen Aufbruch des wissen­schaftlich-technischen Fort­schritts der letzten beiden Jahr­hunderte haben wir gelernt, un­sere Ansprüche sozusagen "bein­hart" gegen die Welt um uns durchzusetzen.
Die Möglichkeit, daß wir uns ändern könnten - und nicht die Welt um uns - ist dabei praktisch aus dem Blickfeld entschwun­den. So nimmt es denn keines­wegs wunder, daß wir die umfas­sende Krise unserer Zeit, die in der Zerstörung von Gottes guter Schöpfung sicht- und spürbar wird, am liebsten gar nicht wahr­nehmen würden. Und wo wir ihr doch nicht mehr auskommen können, hoffen wir, daß andere ­- Politiker und Wirtschaftler, Techniker und Wissenschaftler - für uns schon die richtigen Lö­sungen finden werden.
Die Rede von der Umkehr geht von der entgegengesetzten Vor­aussetzung aus. Sie besagt: Wenn du an Grenzen stößt, Gren­zen deiner Ansprüche an die Welt, so verstehe diese "Grenz­erfahrung" zunächst einmal als Rückfrage an dich selbst.
Sind deine Ansprüche berech­tigt? Sind sie "sinnvoll"? Ja, mehr noch: Sieh zu, daß an den kleinen und großen Grenzen dei­nes Lebens du derjenige bist, der - um der anderen willen - einen Schritt zurückgehen kann, damit die Grenzen gewahrt werden. Sind diese Grenzen doch in der Regel die Lebensrechte und - wünsche anderer - seien es nun Menschen, Tiere oder Pflanzen.

Wenn Jesus von der "weiten Pforte" und dem "breiten Weg, der zur Verdammnis führt" (Mt 7 ,13) spricht, so meint er jene Selbstgerechtigkeit, die noch angesichts weltumspannenden und menschengemachten Un­heils nicht bereit ist, die Verant­wortung für den eigenen Anteil an diesem Unheil wahrzuneh­men und sich so grundsätzlich in Frage stellen zu lassen. Jesus hat die Haltung jener verhängnisvol­len Bequemlichkeit im Auge, die immer nur ruft "mehr Technik, mehr staatliche Lenkung, andere Wirtschaftsformen", nur um die eigenen Ansprüche (an Wohl­stand, Konsum ... ) aufrechterhal­ten zu können.
"Gehet ein durch die enge Pfor­te", (Mt 7,13) rät uns Jesus gera­de jetzt von neuem. Geht den Weg der Selbstveränderung!
Aber: Diese Wandlung könnt ihr nicht aus euch selbst bewerkstel­ligen, erwartet sie von Gott! Er weiß, was euch nottut. Umkehr heißt Zuwendung zu Christus. In ihm - und nur in ihm - erfährt unser sündenkranker Zeitgeist Heilung.

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