VISION 20001/1989
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Don Bosco: Botschaft an uns

Artikel drucken (Alexa Gaspari)

Wer war Don Bosco?

Der Mann, der gesagt hat: "Ich glaube, daß der Herr seine Pläne mit einem anderen ausgeführt hätte, wenn er ein gewöhnliche­res und schwächeres Werkzeug gefunden hätte, als ich es bin", dieser Mann konnte andererseits mit der Kraft seiner Arme ein Hufeisen verbiegen, konnte jon­glieren, seiltanzen und be­herrschte jede Menge Taschen­spieler- und Kartentricks. Mit all diesen Kunststücken begann er schon als Kind sein Apostolat: Er wollte die Men­schen auf diese Art für das Gute begeistern. Zu seinen Vorfüh­rungen waren jedoch nur Zu­schauer zugelassen, die während der Woche nicht geflucht oder üble Reden geführt hatten. Daß er sich für das Heil anderer, vor allem Jugendlicher, einsetzen sollte, wurde ihm als 9jähriger in einem Traum geoffenbart.
Am 16. August 1815 in Castel­nuovo, einem kleinen Ort in der Nähe von Turin geboren, ver­brachte der kleine Giovanni sei­ne Kindheit in sehr ärmlichen Verhältnissen, verlor er doch schon mit 2 Jahren den Vater. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1841 wurde er Kaplan in sei­ner Heimatpfarre und studierte danach Homiletik und Moral­theologie. In dieser Zeit sammel­te er Erfahrungen mit Jugendli­chen in Gefängnissen und auf den Straßen und lernte deren fast aussichtslose Situation kennen. Damals beginnt er sich um diese Jungen zu kümmern, verschafft ihnen nach Möglichkeit Arbeit und beschäftigt sie in ihrer Frei­zeit möglichst sinnvoll. Das ist der Beginn seines Oratoriums. Bald schon hat er Helfer und Mitarbeiter. Don Bosco hat nämlich stets die Zusammenar­beit mit Laien gesucht.
Lange Zeit wandert dieses Orato­rium von einem Ort zum ande­ren. Es ist schwer ein geeignetes Gebäude zu finden. Im Winter 1845-46 beginnt er mit einer Abendschule, in der mehr als 200 Jugendliche lesen und schreiben lernen. Weiterhin geht er auch in die Gefängnisse, pflegt Kontakte mit den Lehrherren seiner Ju­gendlichen und betreut Sonntag für Sonntag an die 400 von ihnen. Schließlich bekommt er doch ein günstiges Mietobjekt angeboten, das er dank zahlreicher Spenden schließlich auch käuflich er­wirbt. Endlich ein fixes Orato­rium - sogar mit Internat!

Don Bosco hatte keine spezielle Erziehungsmethode. Er war ja weder Sozialarbeiter noch Päda­goge. Eine der Grundsäulen sei­nes Zugangs war die sogenannte "amorevolezza", eine unnach­ahmliche Liebenswürdigkeit, eben Liebe zu jungen Menschen. Das erste Haus - wie alle weiter­en - sollte seinem Wunsch gemäß von einem familiären, freund­schaftlich-brüderlichen Mitein­ander geprägt sein. "Die Jugend­lichen sollen nicht nur geliebt werden, sie müssen dies auch spüren", meinte Don Bosco. Im übrigen antwortete er auf die Frage nach seinen Erziehungs­richtlinien meist: "Ich bin immer so vorgegangen, wie Gott es mir eingab und die Verhältnisse es erforderten."
Don Bosco ging es aber nicht nur um Hilfe für obdach- und heimat­lose Jugendliche, sondern er wollte auch möglichst viele Priesterberufungen fördern, wußte er doch, daß jede Generation neu über die Jugend für Gott gewon­nen werden muß.

Im August 1877 ist die erste Nummer der Salesianischen Nachrichten erschienen. So wid­mete Don Bosco sich also auch der schriftstellerischen Tätig­keit, war er doch überzeugt, daß es nicht genüge, Gutes nur zu tun. Vielmehr wollte er auch, daß die Welt erfahre, wieviel Gutes tat­sächlich geschieht. In das tages­politische Geschehen aber mischte er sich nie ein, trat aber immer für die Wahrheit und für den Papst ein. Auch viele Bü­cher, insgesamt über 150 Titel, hat er veröffentlicht. Seine Äu­ßerungen sind klar und furchtlos, ein Umstand, der ihm in dieser sehr antiklerikalen Zeit sogar Anschläge auf sein Leben einge­bracht hat. Nachdem 1869 die "Kongregation des heiligen Franz von Sales" vom HI. Stuhl approbiert worden war, gründete er nach einer Begegnung mit einer apostolisch und caritativ sehr engagierten Mädchengrup­pe auch eine Schwesterngemein­schaft, die sich um Formung und Erziehung von Mädchen küm­mern sollte. Am 31. Jänner 1888 starb Don Bosco, nachdem er sich restlos verausgabt hatte.

Eine Erfahrung

Ein Junge steht etwas verschüch­tert in der Sakristei. Auf die Fra­ge des Messners, ob er ministrie­ren könne, muß der Bursch ver­neinen. Darauf wird er wegge­schickt, läuft aber Don Bosco über den Weg, der ihn zurückhält und dem Messner spontan er­klärt: "Du, das ist doch mein Freund!"
Diesen Freund lädt der Heilige ein, mit ihm Heilige Messe zu feiern. Nachher sprechen sie lang miteinander. Es stellt sich her­aus, daß Bartolomeo Garelli schon 16 Jahre alt ist, keine El­tern hat, weder lesen noch schrei­ben kann und noch nie bei der Kommunion war. Aus Angst, von den Kleinen verlacht zu werden, traut er sich nicht in den Katechismus-Unterricht.
Um dem Jungen das beschämen­de Gefühl zu nehmen, nichts zu können, sucht Don Bosco nach einer "Stärke": "Kannst du pfei­fen?", fragt er ihn. "Na, klar", antwortet Bartolomeo lachend - und das Eis ist gebrochen.
Don Bosco lädt den Burschen darauf hin für den nächsten Sonntag ein, mit ihm Katechis­mus zu lernen. Und Bartolomeo kommt wieder - und bringt eine Schar Freunde mit.

Anfrage an mich

Gutes im anderen suchen, auf lockere Art. Wie selten ist diese Haltung! "Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen las­sen": Wer kennt diesen Aus­spruch Don Boscos nicht? Wie einfach klingt das und wie selbst­verständlich. Und doch bleibe ich schon am ersten Wort hän­gen: Wie oft bin ich fröhlich? Je mehr ich mich mit dem Leben dieses Heiligen beschäftigt habe, umso klarer erkannte ich auch die Quelle seiner Fröhlichkeit: Er war anderen gegenüber unver­krampft, unbekümmert und of­fen, weil er sich von Gott geliebt wußte und daher ein gesundes Selbstvertrauen hatte. Von daher bezog er die Freude, Liebe und tiefe innere Gelassenheit, die auf andere so entwaffnend gewirkt hat.
"Der Teufel hat Angst vor fröhli­chen Menschen", sagte Don Bosco einmal. Ehrlich gesagt: Vor mir fürchtet er sich wohl nicht sehr. Und doch weiß ich, daß ich letztlich ohne ausstrah­lende Freude als Christ recht un­glaubwürdig bin. Mich von Gott also beschenken lassen, damit Selbstvertrauen, Liebe und Mut wachsen, um wieder andere damit zu beschenken, soll meine Devise für die kommende Zeit sein - aber pfeifen kann ich immerhin jetzt schon!

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