Wer war Don Bosco?
Der Mann, der gesagt hat: "Ich glaube, daß der Herr seine Pläne mit einem anderen ausgeführt hätte, wenn er ein gewöhnlicheres und schwächeres Werkzeug gefunden hätte, als ich es bin", dieser Mann konnte andererseits mit der Kraft seiner Arme ein Hufeisen verbiegen, konnte jonglieren, seiltanzen und beherrschte jede Menge Taschenspieler- und Kartentricks. Mit all diesen Kunststücken begann er schon als Kind sein Apostolat: Er wollte die Menschen auf diese Art für das Gute begeistern. Zu seinen Vorführungen waren jedoch nur Zuschauer zugelassen, die während der Woche nicht geflucht oder üble Reden geführt hatten. Daß er sich für das Heil anderer, vor allem Jugendlicher, einsetzen sollte, wurde ihm als 9jähriger in einem Traum geoffenbart.
Am 16. August 1815 in Castelnuovo, einem kleinen Ort in der Nähe von Turin geboren, verbrachte der kleine Giovanni seine Kindheit in sehr ärmlichen Verhältnissen, verlor er doch schon mit 2 Jahren den Vater. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1841 wurde er Kaplan in seiner Heimatpfarre und studierte danach Homiletik und Moraltheologie. In dieser Zeit sammelte er Erfahrungen mit Jugendlichen in Gefängnissen und auf den Straßen und lernte deren fast aussichtslose Situation kennen. Damals beginnt er sich um diese Jungen zu kümmern, verschafft ihnen nach Möglichkeit Arbeit und beschäftigt sie in ihrer Freizeit möglichst sinnvoll. Das ist der Beginn seines Oratoriums. Bald schon hat er Helfer und Mitarbeiter. Don Bosco hat nämlich stets die Zusammenarbeit mit Laien gesucht.
Lange Zeit wandert dieses Oratorium von einem Ort zum anderen. Es ist schwer ein geeignetes Gebäude zu finden. Im Winter 1845-46 beginnt er mit einer Abendschule, in der mehr als 200 Jugendliche lesen und schreiben lernen. Weiterhin geht er auch in die Gefängnisse, pflegt Kontakte mit den Lehrherren seiner Jugendlichen und betreut Sonntag für Sonntag an die 400 von ihnen. Schließlich bekommt er doch ein günstiges Mietobjekt angeboten, das er dank zahlreicher Spenden schließlich auch käuflich erwirbt. Endlich ein fixes Oratorium - sogar mit Internat!
Don Bosco hatte keine spezielle Erziehungsmethode. Er war ja weder Sozialarbeiter noch Pädagoge. Eine der Grundsäulen seines Zugangs war die sogenannte "amorevolezza", eine unnachahmliche Liebenswürdigkeit, eben Liebe zu jungen Menschen. Das erste Haus - wie alle weiteren - sollte seinem Wunsch gemäß von einem familiären, freundschaftlich-brüderlichen Miteinander geprägt sein. "Die Jugendlichen sollen nicht nur geliebt werden, sie müssen dies auch spüren", meinte Don Bosco. Im übrigen antwortete er auf die Frage nach seinen Erziehungsrichtlinien meist: "Ich bin immer so vorgegangen, wie Gott es mir eingab und die Verhältnisse es erforderten."
Don Bosco ging es aber nicht nur um Hilfe für obdach- und heimatlose Jugendliche, sondern er wollte auch möglichst viele Priesterberufungen fördern, wußte er doch, daß jede Generation neu über die Jugend für Gott gewonnen werden muß.
Im August 1877 ist die erste Nummer der Salesianischen Nachrichten erschienen. So widmete Don Bosco sich also auch der schriftstellerischen Tätigkeit, war er doch überzeugt, daß es nicht genüge, Gutes nur zu tun. Vielmehr wollte er auch, daß die Welt erfahre, wieviel Gutes tatsächlich geschieht. In das tagespolitische Geschehen aber mischte er sich nie ein, trat aber immer für die Wahrheit und für den Papst ein. Auch viele Bücher, insgesamt über 150 Titel, hat er veröffentlicht. Seine Äußerungen sind klar und furchtlos, ein Umstand, der ihm in dieser sehr antiklerikalen Zeit sogar Anschläge auf sein Leben eingebracht hat. Nachdem 1869 die "Kongregation des heiligen Franz von Sales" vom HI. Stuhl approbiert worden war, gründete er nach einer Begegnung mit einer apostolisch und caritativ sehr engagierten Mädchengruppe auch eine Schwesterngemeinschaft, die sich um Formung und Erziehung von Mädchen kümmern sollte. Am 31. Jänner 1888 starb Don Bosco, nachdem er sich restlos verausgabt hatte.
Eine Erfahrung
Ein Junge steht etwas verschüchtert in der Sakristei. Auf die Frage des Messners, ob er ministrieren könne, muß der Bursch verneinen. Darauf wird er weggeschickt, läuft aber Don Bosco über den Weg, der ihn zurückhält und dem Messner spontan erklärt: "Du, das ist doch mein Freund!"
Diesen Freund lädt der Heilige ein, mit ihm Heilige Messe zu feiern. Nachher sprechen sie lang miteinander. Es stellt sich heraus, daß Bartolomeo Garelli schon 16 Jahre alt ist, keine Eltern hat, weder lesen noch schreiben kann und noch nie bei der Kommunion war. Aus Angst, von den Kleinen verlacht zu werden, traut er sich nicht in den Katechismus-Unterricht.
Um dem Jungen das beschämende Gefühl zu nehmen, nichts zu können, sucht Don Bosco nach einer "Stärke": "Kannst du pfeifen?", fragt er ihn. "Na, klar", antwortet Bartolomeo lachend - und das Eis ist gebrochen.
Don Bosco lädt den Burschen darauf hin für den nächsten Sonntag ein, mit ihm Katechismus zu lernen. Und Bartolomeo kommt wieder - und bringt eine Schar Freunde mit.
Anfrage an mich
Gutes im anderen suchen, auf lockere Art. Wie selten ist diese Haltung! "Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen": Wer kennt diesen Ausspruch Don Boscos nicht? Wie einfach klingt das und wie selbstverständlich. Und doch bleibe ich schon am ersten Wort hängen: Wie oft bin ich fröhlich? Je mehr ich mich mit dem Leben dieses Heiligen beschäftigt habe, umso klarer erkannte ich auch die Quelle seiner Fröhlichkeit: Er war anderen gegenüber unverkrampft, unbekümmert und offen, weil er sich von Gott geliebt wußte und daher ein gesundes Selbstvertrauen hatte. Von daher bezog er die Freude, Liebe und tiefe innere Gelassenheit, die auf andere so entwaffnend gewirkt hat.
"Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen", sagte Don Bosco einmal. Ehrlich gesagt: Vor mir fürchtet er sich wohl nicht sehr. Und doch weiß ich, daß ich letztlich ohne ausstrahlende Freude als Christ recht unglaubwürdig bin. Mich von Gott also beschenken lassen, damit Selbstvertrauen, Liebe und Mut wachsen, um wieder andere damit zu beschenken, soll meine Devise für die kommende Zeit sein - aber pfeifen kann ich immerhin jetzt schon!