VISION 2000: Warum bist Du zu den Kleinen Schwestern gegangen?
Kleine Schwester: Als ich den Ruf Gottes verspürt hatte, mein Leben ganz den Armen zu geben, habe ich eine Gemeinschaft gesucht, denn ich wußte nicht, wohin ich gehen sollte.
VISION 2000: Hattest Du damals schon von Charles de Foucauld gehört?
Kleine Schwester: Nein. Das ist es jetzt vier Jahre her. Ich hatte noch nie etwas von Bruder Charles de Foucauld gehört. Die Adresse von Regelsbrunn habe ich dann zufällig von einem Mädchen bekommen, die eine Kleine Schwester Jesu werden wollte. In Regelsbrunn war ich dann von der Einfachheit des Lebens, das die Kleinen Schwestern hier führen, sehr betroffen. Ich wollte das Evangelium schon immer vor allem leben - und nicht nur darüber reden, so wie ich es in der Jugendarbeit getan hatte. Dabei ist mir bewußt, daß ich nie genauso leben kann wie die Armen, einfach deswegen, weil sie gezwungenermaßen in diesen Lebensbedingungen mittendrin stehen. Aber verstehen und lieben kann ich sie ja nur, wenn ich auch versuche, ihre Armut zu teilen.
VISION 2000: An einen kontemplativen Orden hast Du nicht gedacht?
Kleine Schwester: Das ist sicher auch eine Berufung, in der man sein Leben Gott weihen kann, aber ich wollte den Menschen nahe sein und auf diese Art mein Leben Gott und den anderen Menschen schenken. Was mir aber auch gefallen hat, war, daß die Kleinen Schwestern auch ein kontemplativer Orden sind, wo jeder Tag aus der Kraft der Eucharistie lebt.
Ich bin dann öfter hierher gekommen und hab´ mir alles angeschaut, bis ich mich eines Tages entschlossen habe, eine Kleine Schwester Jesu zu werden.
VISION 2000: Wo hast Du Dein Noviziat verbracht?
Kleine Schwester: Wir haben zwei Jahre Noviziat: Im ersten Jahr lebt man mit anderen Novizinnen und arbeitet nur einen halben Tag, um genug Zeit zur Vertiefung zu haben, um die Spiritualität und die Geschichte des Ordens kennenzulernen und um die Bibel studieren zu können. Das zweite Jahr lebt man dann in einer normalen Fraternität, um zu sehen, ob man das auch wirklich leben kann, was man bis dahin mehr aus der Theorie kennengelernt hat.
Ich war damals in Fez, in Marokko. Im ersten Jahr habe ich dort, wie viele andere junge Mädchen, in einer Schneiderei gearbeitet. Im zweiten Jahr war ich in einer Schule für Behinderte. Seither bin ich in Regelsbrunn.