Menschenaffen
Der Mensch und Menschenaffen sollten biologisch gesehen zu einer Familie gezählt werden. Zu dieser Auffassung kommt Morris Goodman von der amerikanischen Wayne State University nach molekulargenetischen Untersuchungen am Globin-Gen. Wegen der großen Übereinstimmung bei Mensch, Gorilla und Schimpanse halten es die Wissenschaftler für angebracht, diese drei Gattungen einer gemeinsamen Unterfamilie (Homininae) zuzuordnen, während der asiatische Orang-Utan eine andere Unterfamilie (Poniginae) bilden soll.
Bisher rechnete man zu den Hominiden nur den Menschen (Homo sapiens) sowie seine Vorfahren bis hin zu den Australopithecinen. Ob sich die neue, eine enge Verwandtschaft von Mensch und höheren afrikanischen Menschenaffen fordernde Klassifikation behaupten wird, darf freilich bezweifelt werden. So sind die Wissenschaftler über die Aussagekraft molekulargenetischer Untersuchungen uneins.
(FAZ v. 21.12.1988)
Der wissenschaftliche Zugang ist immer wieder derselbe. Ein Detailaspekt wird herausgepickt. Vergleiche in diesem Ausschnitt angestellt, Ähnlichkeiten und Differenzen registriert - und weitreichende (weit über das Beobachtungsfeld hinausgehende) Schlußfolgerungen gezogen.
Embryoreduktion
Fünf Tage nach ihrer Geburt mußten drei der ersten französischen Sechslinge künstlich beatmet werden, während ihre Mutter einer Darmverschlußoperation unterzogen werden mußte. Ihr Gynäkologe verteidigt sich gegen Angriffe: Mittels Ultraschall hatte er nach einer Hormonbehandlung fünf befruchtete Eier erkannt.
Erst im Juni konnte man zehn Eier zählen. Bei der Patientin setzten Blutungen ein. "Wir haben einige Zeit gewartet, in der Hoffnung es würde sich ein Teil oder sogar ein vollständiger Abortus ergeben. Als die Blutungen aufgehört haben und die zehn Embryos noch immer zu sehen waren, habe ich die Anwendung einer Embryo-Reduktion vorgeschlagen."
Der Eingriff entfernt nur vier Embryonen. Die Operierte zog es jedoch vor, das Risiko einzugehen, die übrigen auszutragen.
("La Croix" v. 21.1.1989)
Man beachte zunächst die schamhafte Umschreibung für ein mörderisches Geschehen: Embryo-Reduktion! Außerdem macht dieses Beispiel klar, welche Kette von Verheerungen die Methoden der künstlichen Befruchtung nach sich ziehen. Denn schon der erste Schritt ist falsch: sich zum Herrn über das Leben aufzuschwingen.
Kinder - Elefanten
Heute gehört wieder Mut dazu, wenn Frauen im "Stern" bekennen: "Wir haben abgetrieben." Und es gehört auch Mut dazu, die Abschaffung des Paragraphen 218 (Deutscher Abtreibungsparagraph) zu fordern.
(Den Abtreibungsgegnern) geht es um die Bevormundung von Frauen in ihren ureigensten Angelegenheiten. Bei uns werden Frauen von katholischen Würdenträgern und militanten Lebensschützern öffentlich als "Mörderinnen" angeprangert. Ärzten wird leichtfertiger "Umgang" mit "ungeborenen Kindern" vorgeworfen. Dr. Peter von Oertzen, Mitglied im Parteivorstand der SPD: "Es ist und bleibt ein schwerer Konflikt. Aber die Entscheidung für oder gegen ein Kind kann nur die Frau treffen, am besten mit dem Partner. Staat und Justiz haben sich da rauszuhalten."
Und nur wenige Seiten dahinter ein Bericht über Elefanten-Wilderer in Afrika:
Ein ermorderter Elefant ist ein niederschmetternder Anblick. Auch in Serengeti wird gestorben: vier Tote Dickhäuter, wie alle anderen von Wilderern erlegt, wie alle ohne Stoßzähne - als Objekt der Begierde. Die Gangster müssen in Banden gekommen sein, ausgerüstet mit Schnellfeuerwaffen, mit Elektro-Sägen zur schnellen Sicherung des Elfenbeins.
In den Hütten werden Waffen gefunden - ein kleiner Erfolg im Kampf gegen das Elefanten-Morden. Im Nachbarland Kenia hat Präsident Danie arap Moi den Kampf gegen die Wilderer zur "Nationalen Priorität" erklärt, seine Einheiten mit modernen Waffen ausrüsten lassen und ihnen Order gegeben, Wilderer ohne Warnung niederzuschießen.
("Stern" 5/1989)
Keine Frage, daß die Ausrottung der Elefanten eine Tragödie ist. Wer sich aber über "Elefanten-Mord" empört, sollte sich nicht gleichzeitig dagegen verwahren, daß von Mord an ungeborenen Kindern gesprochen wird. Diese eklatante Ungereimtheit entsteht einfach dadurch, daß bei der Abtreibung die Opfer, die ungeborenen Kinder, systematisch aus der Betrachtung ausgeblendet, bei den Elefanten aber groß herausgestellt werden. Nur wer nicht an die Kinder denkt, kann davon sprechen, daß Staat und Justiz sich aus der Sache herauszuhalten hätten. Und noch etwas: Zum Ausdruck kommt mehr Sympathie für das Tier als für den Menschen.
Ohne Kinder
Wer hat es besser: Leute mit Kindern oder Leute ohne Kinder? So hieß eine harmlos klingende Frage der Brigitte-Untersuchung. Die Antwort war eindeutig. Alle antworteten mit überwältigender Mehrheit dasselbe: Besser haben es Leute ohne Kinder. Und das, obwohl doch erst Kinder dem Leben einen Sinn geben, wie an anderer Stelle (der Befragung) festgestellt wurde.
Wer hat es besser im Leben: Berufstätige Frauen oder Hausfrauen? Gewählt wird, ohne mit der Wimper zu zucken. Besser haben es die Berufstätigen. Berufstätigkeit macht selbstbewußt, ist angesehen, bunt und vielfältig.
Mit dem Dasein als Hausfrau verbinden sich dagegen vergleichsweise freudlose Vorstellungen. Was ist das für eine Gesellschaft, in der eine Mutter nur dann für wirklich gut gehalten wird, wenn sie bei ihren Kindern zu Hause bleibt - das Hausfrauendasein gleichzeitig aber immer mehr abgewertet wird?
("Brigitte" 21/1988)
Man wüßte zwar, was Kindern gut tut, würde sich wohl auch wünschen, daß Kinder Geborgenheit erfahren. Aber konkret vor die Wahl gestellt, ziehen viele doch die Annehmlichkeiten der Wohlstandsgesellschaft vor.
Gepäcksstücke
Regelrecht "aufgegeben" wie Gepäcksstücke werden jährlich rund 30.000 Kinder von ihren Eltern in bundesdeutschen Krankenhäusern.
Auf diesen Skandal machte der Göttinger Kinderarzt Ulrich Müller aufmerksam. Der Kölner Arzt Uwe Knoop weiß von Fällen, in denen Eltern ihre Kinder vorsätzlich verletzt haben, um sicherzugehen, daß die Aufnahme im Krankenhaus verwirklicht wird.
Manchmal können die Ärzte ein längst gesundes Kind nicht entlassen, weil die Eltern einfach nicht zu erreichen sind.
("Rheinische Post" vom 13.10.1988)
Kommentar überflüssig
Niederlande
In den Niederlanden soll es kün tig auch unverheirateten Paaren erlaubt werden, Kinder zu adoptieren. Dies will eine Mehrheit des Parlaments in Den Haag. Dagegen erscheint es zweifelhaft, ob auch homosexuellen Paaren dieses Recht eingeräumt wird.
Insbesondere Justizminister Frits Korthals-Altes bekräftigte in dieser Woche Bedenken. Einerseits sieht er die Gefahr von späteren Identitätskrisen für Kinder, die von homosexuellen Paaren adoptiert werden.
Auf der anderen Seite verwies er auf das geltende Familienrecht, das zwei Frauen bzw. zwei Männer als Elternpaar ablehnt. Dagegen wollen die Liberalen, die in der Regierung sind, sowie die Oppositionsparteien keiner Gruppe das Recht zur Adoption verwehren.
("Frankfurter Rundschau vom 29.10.1988)
Zunächst einmal: Sich zu überlegen, ob Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen, zeugt von totaler Verwirrung. Darüber hinaus ist es mehr als fragwürdig, Unverheirateten, denen der Wille zur Bindung an den Partner fehlt, Kinder anzuvertrauen, die auf stabile Verhältnisse angewiesen sind. Werden solche Erwachsene genug Kraft haben, sich an ein fremdes Kind zu binden?
Eva aus Afrika
Der amerikanische Biochemiker Allan C. Wilson, der bereits vor drei Jahren mit der Behauptung aufgetreten war, er könne wissenschaftlich beweisen, daß es eine "Urmutter" aller Menschen gegeben habe und diese Afrikanerin gewesen sei, hat nun ein weiteres Ergebnis seiner Forschungen veröffentlicht: Wilson will herausgefunden haben, daß der moderne Mensch, der Homo sapiens, nur in Afrika entstanden ist, alle weiteren Hominiden-Spezies verdrängt habe und daß somit letztlich alle Menschen Neger seien.
Wilson bezieht seine Überzeugung aus Untersuchungen des genetischen Materials. Er ging davon aus, daß es in einem gewissen zeitlichen Rhythmus Mutationen gebe. Nach der Auswertung von 200 Proben aus aller Welt ergab sich bei den Afrikanern die größte Vielfalt in den Genen, somit die größte Zahl von Mutationen und das größte Alter.
(Die Presse vom 18.1.1989)
Offensichtlich kann die Wissenschaft nicht ausschließen, daß wir alle von einem Menschenpaar abstammen. Das ist immerhin beachtlich.
Und außerdem: Neue Funde und neue Denkmodelle der Wissenschaft stellen überdies fortlaufend infrage, was unseren Kindern als scheinbar unumstößliche Wahrheit in der Schule verkündet wird: der Mensch habe sich zufällig aus seinen Affenvorfahren entwickelt.
Mensch=Tier
Zwei von drei Schweden halten Menschen und Tiere für gleichwertig, nur 27 Prozent meinen, daß der Mensch höherwertig sei als alle anderen Lebewesen. Dies geht aus einer Untersuchung von drei Forschern an der theologischen Fakultät in Uppsala hervor, die nun erschienen ist. Die Forscher stellen darin eine Abkehr von der traditionellen christlichen Ethik mit dem Menschen als Zentrum der Schöpfung fest.
Noch vor drei Jahren hatten in einer gleichartigen Untersuchung erst 44 Prozent die Frage verneint, ob der Mensch größere Wertschätzung verdiene als andere Lebewesen. Diesmal waren es 66 Prozent.
In beiden Untersuchungen waren es vornehmlich jüngere Menschen, die Tiere und Menschen für gleichwertig hielten, was die Forscher glauben läßt, daß diese Einstellung sich weiter ausbreitet.
(Die Presse vom 16.1.1989)
Das Überhandnehmen dieses Denkens ist eigentlich die logische Folge des Glaubens an die Evolutionstheorie: Der Mensch ein Zufallsergebnis der Evolution, ein - wenn auch höher entwickeltes - Säugetier. Dementsprechend bedenkenlos werden auch die bei Säugetieren entwickelten Methoden der künstlichen Reproduktion beim Menschen angewendet. Mit derselben Logik - "gleiche Normen für Menschen und Tiere" - werden Zuchttierhaltung und Versuche mit Tieren in der Forschung abgelehnt.
30 Millionen Pilger
An der Mailänder Tourismus-Börse wurde Montag, den 27.2.1989 mitgeteilt, daß jährlich 30 Millionen Europäer an Pilgerreisen teilnähmen, davon 93 Prozent aus rein religiösen Gründen! Spitzenreiter mit 6 Millionen ist Assisi vor Lourdes mit 5 Millionen Pilgern.
Rom-Pilger stellen touristische Interessen in den Vordergrund. Nach Rom, Assisi, Lourdes, Jerusalem und Santiago de Compostella (siehe auch die Einladung zum Jugendtreffen mit dem Papst im August (S. 20) zählen Mariazell und Tschenstochau zu den am meisten gefragten Wallfahrtsorten Europas.
(Salzburger Nachrichten vom 28.2.1989)
Äußerst erfreulich. Zeichen einer Glaubenserneuerung.
Männer und Väter
Immer mehr Amerikaner nehmen nicht mehr nur ihre Karriere, sondern auch ihre Vaterrolle ernst... Eine Untersuchung des Chemie-Konzerns DuPont ... erbrachte folgende Ergebnisse:
Vor drei Jahren waren erst 18% der Väter an einer Teilzeitbeschäftigung interessiert, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Jetzt sind es 33%.
1985 wollten 12% der Väter in der ersten Zeit nach der Geburt ihres Kindes gerne längeren unbezahlten Urlaub nehmen. Jetzt sind es 26%.
Zahlreiche Firmen haben sich auf das neue Selbstverständnis der Väter eingestellt Das Magazin zitiert dazu eine Untersuchung des US-Arbeitsministeriums unter 10.345 Unternehmen: 43% der Firmen bieten flexible Arbeitszeit für Väter, 35% Teilzeitarbeit für Väter, 15,5% Job-Sharing (zwei teilen sich einen Arbeitsplatz) für Väter, 8% Heimarbeit für Väter.
(Welt am Sonntag vom 26.6.1988)
Erfreuliche Anzeichen für eine Abkehr von der "vaterlosen Gesellschaft"? Übrigens: In Deutschland ist der Anteil der Väter, die bei der Geburt ihres Kindes anwesend sind, auf 70 % gestiegen!
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