VISION 20004/1989
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Pressesplitter kommentiert

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Regenwald

Von den etwa 3,5 Millionen Quadratkilometern tropischen Regenwaldes in Brasilien - eine Fläche zwangzigmal größer als die Bundesrepublik und etwa ein Drittel des Tropenwaldes der Erde - sind nach Schätzungen der Weltbank bereits zwölf Prozent vernichtet. Das ist mehr als die Fläche Frankreichs. Jahr für Jahr fallen etwa 80.000 Quadratkilo­meter Regenwald der Zerstörung zum Opfer. Andere Schätzungen gehen noch weit darüber hinaus. Jede Minute, Tag und Nacht, wird in Amazonien Regenwald in der Größe von mindestens einem Fußballfeld vernichtet, verbrannt oder abgesägt.
(Die Zeit 37/1989)

Umweltschmutz nach Indien

Im Februar verkauften die staat­lichen Saarbergwerke AG ... ihre rund 30 Jahre alten Kohlekraft­werksblöcke St. Barbara I und II an ein indisches Privatkonsor­tium. Die Kraftwerke, die bis zum Herbst letzten Jahres das saarländische Bexbach zum öko­logischen Notstandsgebiet ge­macht hatten, sollen künftig auf dem Subkontinent die Luft ver­pesten.
Die beiden Altanlagen waren nach der Großfeuerungsanlage-­Verordnung nicht mehr genehmigungsfähig; eine Nachrüstung mit moderner Technik zur Schadstoffreduzierung schien den Saarbergwerken wirtschaft­lich nicht sinnvoll. Doch "ein­fach verschrotten" lassen wollte ... (man) "die Dinger auch nicht." Also verscherbelte die Firma die Anlagen nach Indien - "zu einem Mehrfachen des Schrottpreises" in Höhe von 1,5 Millionen Mark.
(Der Spiegel 35/1989)

Autoboom

Österreichs Automarkt lag auch im Juli ungebremst auf Rekord­kurs: Insgesamt wurden 30.793 Kraftfahrzeuge neu zum Verkehr zugelassen ... Sollte dieser Trend anhalten, könnte 1989 absatzmäßig zum Rekordjahr werden. Branchenkenner rechnen mit mehr als 280.000 verkauften Neufahrzeugen, womit der Automarkt heuer erstmals die 55-Milliarden-Schilling-Schallmauer durchbrechen könnte. (Standard 17.8.1989)

Allgegenwärtig sind die Meldungen über verschiedenste Formen der Bedrohung unse­res Lebensraums. Die Zerstö­rung schreitet weltweit voran. Jeder von uns weiß es - aber es ändert sich kaum etwas an unserem Verhalten, wie der anhaltende Autoboom in Österreich - und nicht nur hier, denn in Deutschland legen die Autohersteller bis auf weiteres Sonderschichten ein - zeigt. Sicher: Viele Industrieländer verschärfen derzeit die Um­weltgesetzgebung, setzen Ab­gas-Werte teilweise drastisch herunter. Aber nur allzu leicht unterliegen Unternehmen dann der Versuchung, das, was sie hierzulande nicht mehr dürfen, eben in den Ländern der Dritten Welt weiterzube­treiben.

Die Macht des Konsumenten

"Das für Äpfel verwandte Pesti­zid Alar soll krebserregend sein. Die Nachricht und Reaktionen darauf beherrschten die Zeitun­gen und das Fernsehen wochen­lang. Die Verbraucher reagier­ten, indem sie weniger Äpfel, Apfelsaft, Apfelmus und so wei­ter kauften, ohne daß irgend jemand zum Boykott aufgerufen hätte. Ein«stiller Boykott" könn­te man sagen. Alar war damit erledigt. Dies ist das erste Mal in der Geschichte, daß eine Chemi­kalie vom Hersteller auf Grund öffentlichen Drucks vom Markt genommen wird."
(Ralf Nader, in Natur 8/1989)

Vielfach hat der einzelne den Eindruck, er könne zur Lö­sung der heute anstehenden Probleme nichts beitragen: Da müßten endlich die Politiker, die Wissenschafter, die Wirt­schaft und die Medien etwas tun, meinen viele, wenn Miß­stände zur Sprache kommen. Daß der Konsument mit seiner Kaufentscheidung durchaus Druck ausüben könnte, sollte uns allen mehr bewußt sein.

Kampf der Überbevölkerung

Die Weltbank will gezielt Pro­jekte fördern, die der Erwärmung der Atmosphäre durch den Treibhauseffekt auf der Erde entgegenwirken, eine Kontrolle des Bevölkerungswachstums sowie eine Ausweitung der Wäl­der auf der Erde ermöglichen sollen. Wie Weltbankpräsident Barber Conable am Montag bei der Eröffnung einer internationa­len Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Tokio erklärte, seien bis 1992 für entsprechende Projekte Mittel in Milliarden-­Dollar-Höhe vorgesehen. Allein für Projekte zur Steuerung des Bevölkerungwachstums ver­gebe man bis 1992 elf Milliarden Schilling. Gefördert wird außer­dem die weniger umweltschädli­che Nutzung von Erdgas.
(Die Presse vom 12.9.1989)

So erfreulich das Engagement der Weltbank in Sachen Um­welt ist, so ärgerlich ist die Härtnäckigkeit, mit der diese Institution den Ländern der Dritten Welt Geburtenbe­schränkungsprogramme auf­drängt. Denn die Weltbank setzt sich nicht für natürliche Methoden der Empfängnisre­gelung, sondern immer noch vehement für Pille, Spirale und Sterilisation ein.

Energiesparen

Zwischen der Veba (Ein deutsches Stromversorgungs­unternehmen) in Düsseldorf und dem Senat in Berlin ... wird mit erkennbarem Ernst auf beiden Seiten über die Neuauflage einer Zusammenarbeit gesprochen, wie der Veba-­Chef Rudolf von Bennigsen-­Foerder schon mit Kiels Mini­sterpräsident Björn Engholm im Frühjahr vereinbart hatte. Auch Niedersachsen und mindestens ein weiteres Bundesland stehen auf der Kandidatenliste. Das Unternehmen gibt der Kieler Landesregierung einen Hundert-Millionen-Kredit, mit dem diese Investitionen zum Energiespa­ren finanzieren kann. Dazu ge­hört der Ersatz konventioneller Glühlampen in öffentlichen Gebäuden durch solche, die - fünf Sechstel - Energie sparen. Außerdem sollen weitere Spar­potentiale erforscht werden.
(Die Zeit 34/1989)

Erdölreserven
Einer neu veröffentlichten Stati­stik des Erdölkonzerns BP zufol­ge belaufen sich die Erdölreser­ven beim derzeitigen Stand der Kenntnisse auf 123,8 Milliarden Tonnen. Das ist doppelt so viel wie 1968. Würde der Erdölver­brauch auch in Zukunft dem der­zeitigen Niveau entsprechen, so würde die Menge für 41 Jahre reichen.
(Standard vom 17.8.1989)

Es ist Grund zur Freude über dieses Umdenken in der deut­schen E-Wirtschaft. Endlich wird entdeckt, daß unsere größten Energiereserven im Einsparen von Energie liegen. Nicht das Aufspüren neuer Lagerstätten fossiler Brenn­stoffe kann auf Dauer unsere Energieprobleme lösen. Daher ist auch die Meldung, daß die derzeit bekannten Erdölreser­ven nur mehr für 41 Jahre rei­chen, kein Grund zur Sorge. Bis dahin muß der Erdölver­brauch drastisch verringert werden.

Christenschwund

Aus einer von den christlichen Kirchen der Türkei im August gemeinsam durchgeführten Er­hebung geht hervor, daß von den 50 Millionen türkischen Staats­bürgern kaum 150.000 Chri­sten sind. 1914 hatte der Anteil der Christen an der Bevölkerung auf dem Territorium der heutigen Türkei noch mehr als 35 Prozent betragen, in lstanbul mindestens 50 Prozent. Heute beträgt der christliche Anteil unter der türki­schen Bevölkerung nicht mehr 0,3 Prozent.
(Kathpress vom 7.9.1989)

Gespräche zwischen Reli­gionsführern, gemeinsame Gebete erwecken den Ein­druck, friedliches Nebeneinan­der verschiedener Religionen sei - mit wenigen bekannten Ausnahmen - die Regel. Die Realität sieht aber - besonders im islamischen Bereich - an­ders aus. In den meisten islami­schen Ländern stehen die Christen unter massivem Druck, im Sudan und im Liba­non derzeit besonders.

Kinder - die beste Medizin

30. Juli 1987, Gewitter. Ein Auto überschlägt sich, donnert gegen die Leitschiene - drei Tote. Gen­darmerie-Postenkommandant Josef Gehringer, 58, aus Ober­pullendorf im Burgenland, kann mit seinem Wagen nicht auswei­chen. Gehringer überlebt, schwer verletzt. Wacht im Spital auf und erfährt vom Tod der Gattin ... Seine sieben Kinder, verstreut in halb Österreich, rei­sten, wann immer es möglich war, an sein Krankenbett. Insgesamt 48.000 Kilometer fuhren sie, um dem Vater Kraft zu geben. Sie hatten Erfolg. Schmerzensgeld, Verdienstentgang, Begräbnisko­sten: Problemlos zahlte die Haft­pflichtversicherung. ... Und die Kinder? Auch sie bekommen von der Versicherung Ersatz-Kilometergeld. Das Höchstge­richt: Angemessene Kranken­hausbesuche von "Beistands­pflichtigen" sind den Heilungs­kosten zuzurechnen, denn sie tragen zur Linderung der Leiden bei.

(Kurier vom 24.8.1989)

Höchst erfreulich!

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