Es stimmt zwar, daß die Familien in Afrika viele Kinder bekommen. Und sie haben auch Probleme, diese zu ernähren, sie in die Schule zu schicken und sie optimal aufzuziehen. Aber ich meine, daß dies nicht der Kern des Problems ist.
Da gibt es andere Aspekte: Die Afrikaner sehen in ihren Kindern ein Kapital. Man muß Kinder haben, um ausreichend viel zu erwirtschaften. Daher auch das besondere Interesse an Knaben. Sie sind stärker, und sie bleiben zuhause.
Sagt mir jemand, Afrika sei allein vom Standpunkt der geographischen Gegebenheiten überbevölkert, so kann ich dessen Meinung keineswegs teilen. Würde man nämlich - auch bei der gegebenen Geburtenrate - unser Land auf die vorhandenen Menschen aufteilen und jedem ausreichend Mittel zum Wirtschaften zur Verfügung stellen, so hätten wir alle mehr als wir brauchen.
Das sollte eigentlich das Fragen nach der Überbevölkerung endlich beenden.
Aber selbst wenn wir Überbevölkerung als ein mögliches Problem der Zukunft ansehen wollen, so wäre der Ansatzpunkt zu einer angemessenen Lösung ein anderer: Man müßte eine Situation schaffen, in der die Eltern sich nicht mehr wegen ihrer Zukunft sorgen. Wenn sich Eltern denken: Wenn wir nur zwei Kinder haben und diese durch Krankheit oder infolge kriegerischer Auseinandersetzung sterben, dann haben wir lieber 5 Kinder. Dann werden wohl zwei überleben.
Hier wäre der Ansatzpunkt, so meine ich. Wer sich wirklich wegen der Überbevölkerung sorgt, müßte sich für ein friedliches Zusammenleben und für Sicherheit einsetzen.
Uganda ist ein so reiches Land, daß wir mehr produzieren könnten als wir brauchen. Wir könnten anderen abgeben. Unsere Probleme sind vor allem politischer, technischer und wissenschaftlicher Art. Die Stammesfehden wurden systematisch geschürt. Wir hatten furchtbare Zeiten, viele Opfer. Aber es gibt immer wieder Leute, die für ihre Interessen Unterstützung von außen bekommen. Wir haben das alles längst satt.
Wären die politischen Ursachen für all diese Gewalttaten beseitigt, würden sich die Leute mehr Gedanken über Fragen der Entwicklung machen. Die Kinder bekommt man also in Afrika nicht zufällig, sondern weil man meint, viele zu brauchen.
Normalerweise bekommt man bei uns die Kinder in Abständen von ca. 3 Jahren, man macht absichtlich Abstände. Auch in meiner Familie sind wir alle immer 3 Jahre auseinander. Es gibt in Afrika eigene Methoden, wir brauchen keine Pille. Man lernt das von Generation zu Generation, es gibt keine Bücher darüber. Man kann doch den Leuten nicht einfach sagen, sie sollen jetzt weniger Kinder haben. Ihr in Europa würdet doch auch nicht wollen, daß man euch sagt: So, jetzt darfst du nur mehr 2 oder gar keine Kinder mehr haben. In den Städten hat man bei uns auch schon weniger Kinder, weil es schwieriger ist, in der Stadt Kinder großzuziehen, andererseits sterben die Kinder dort auch weniger: Das Essen ist besser, es gibt Krankenhäuser. Ich würde diese natürliche Anpassung vorziehen.